Eine App kann Leben retten

Neue App könnte Mangelernährung im Senegal bekämpfen

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von | 13. August, 2024

Gesundheitsmitarbeiterin Faty Dia kämpft täglich gegen Mangelernährung bei Kindern im Senegal. Eine neue App könnte ihre Arbeit revolutionieren, indem sie Mangelernährung bereits anhand eines Fotos erkennt.

Schon früh brennt die Sonne auf die sandigen Straßen Matams im Norden des Senegals. Die Luft flimmert in der Hitze. Es sind schon über 30 Grad als Faty Dia ihren Tag in einer kleinen Krankenstation beginnt. Mehrere Häuser stehen auf dem Gelände. In kleinen Räumen mit Fenstern ohne Glas liegen die erkrankten Menschen. Dort arbeitet sie als Gesundheitsmitarbeiterin.

Faty Dia kümmert sich unter anderem um die Versorgung von kranken und unterernährten Kindern. In der Region Matam ist laut Gesundheitsbehörde etwa jedes vierte Kind betroffen. Zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen kümmert sie sich an diesem Morgen um ein junges Mädchen. Sie hustet, ist fiebrig und bekommt kaum Luft. 

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Faty Dia

Traditionelle Analysemethoden

Gemeinsam mit in ihren Kollegen und Kolleginnen trägt Faty Dia ein schweres Metallgerüst in den Behandlungsraum. Daran hängt eine Plastikschüssel an einer großen Hängewaage. Mit diesem Konstrukt werden die Kinder der Krankenstation gewogen. Ein Ablauf der in Deutschland wenige Sekunden dauert erfordert Faty große Mühe. Sie muss gleichzeitig messen, analysieren und beruhigen – ein Balanceakt. Das Mädchen wird in die Plastikschüssel gesetzt. Es weint und schreit. Die Mutter und Faty versuchen das kleine Mädchen zu beruhigen. 

Anschließend wird das Mädchen dann auf ein Holzbrett gelegt. Faty Dia hält die Beine fest, während die Mutter den Kopf des Kindes gegen eine Stütze drückt. Faty Dia schiebt ein zweites Brett gegen die Füße und kann so die Größe des Mädchens ablesen. Danach wird noch der Oberarmumfang gemessen. All diese Zahlen analysiert Faty Dia anschließend mit ihrem Kollegen. 

Das Ergebnis: Das junge Mädchen ist leicht mangelernährt und muss zusätzlich zu ihrer Erkältung behandelt werden. Der gesamte Prozess zur Feststellung des Ernährungszustandes ist aufwendig und anstrengend:

„Dann machst du vier verschiedene Dinge gleichzeitig: Gewichtsmessung, Größenmessung, Oberarmumfangsmessung und die Interpretation. […] Die traditionelle Methode ist sehr mühsam und zeitaufwendig. Man braucht das Material und mir muss immer wieder geholfen werden.“

App soll Abhilfe schaffen

Bald soll die Arbeit für Faty Dia aber deutlich einfacher werden. Die internationale Hilfsorganisation „Aktion gegen den Hunger“ entwickelt hierzu eine App. Mit der sogenannten „SAM Photo App“ soll Mangelernährung schon mit Hilfe eines Fotos erkannt werden. 

“SAM Photo ist ein innovatives Tool,“ sagt Dr. Françoise Siroma Nse’e Nomsili. Sie begleitet uns auf der Reportage-Reise und begleitet das Projekt für die Hilfsorganisation.

„Es wird die Qualität zur Feststellung der Mangelernährung verbessern […] und den Kindern schnelle Hilfe geben.“

Seit rund acht Jahren arbeitet die Hilfsorganisation an der App und damit an einer Key-Lösung zur Feststellung von Mangelernährung. Dadurch könnten Menschen weltweit, die in humanitären Krisen leben, unterstützt werden. Analysen sollen einfacher und Daten durch die Smartphone-App zuverlässiger werden. Weltweit leben laut Weltbank derzeit 647 Millionen Menschen in extremer Armut. Von den rund fünf Millionen Kindstoten im Jahr haben fast die Hälfte einen Ernährungszusammenhang. Wenn Hilfe hier durch eine solche Smartphone-App schneller zu den Menschen käme, wäre das eine Revolution der Hilfe, sagt uns auch ein Gesundheitsbeamter im Senegal.

Gegen Mittag verlässt Faty Dia ihre Station in den Feierabend mittlerweile sind es 45 Grad. Regelmäßig besucht sie auch Familien in abgelegene Dörfern. Hier prüft sie ebenfalls Kinder auf ihren Zustand. Manchen Eltern ist der Weg zu weit oder sie haben kein Geld für den Transport. Damit die Kinder dennoch Hilfe erhalten, geht Faty Dia bepackt mit der Waage sowie dem Holzkonstrukt zur Größenmessung in die Dörfer. 

Die Datenlage zur Situation im Senegal ist nicht zuverlässig. Daten werden spät geliefert und bei der Messung passieren Fehler. Das sieht auch Faty Dia:

„Je unruhiger das Kind ist und je mehr andere Kinder warten, desto ungenauer können die Messungen werden.“

Mit einer digitalen Lösung könnten Regierungen schnell und flexibel reagieren. Im Bereich der Mangelernährung, könnten zum Beispiel Medikamente schneller zur Verfügung gestellt werden. 

„SAM Photo App“ wird getestet

Zukünftig soll dann schon ein Foto reichen, was die Familien mit der App dann sogar selbst schießen könnten. Ohne Faty Dia Hilfe. Aber auch andere Organisationen arbeiten an ähnlichen Lösungen. Auch die Welthungerhilfe und die indische Wadhwani Foundation arbeiten an Apps zur Erkennung von Mangelernährung.  Die „SAM Photo App“ von “Aktion gegen den Hunger” ist gerade in einer erneuten Testphase – eine klinische Studie steht noch aus. Erste Ergebnisse bescheinigen der App bisher aber eine Genauigkeit von über 90 Prozent. 

Organisation und Partner im Senegal versichern: Alle wollen eine möglichst schnelle, breite Nutzung der Smartphone-App. Aber die Studien sind ein wichtiger Bestandteil. Wäre mehr Geld vorhanden, könnte der Prozess wohl schneller verlaufen.

„Wenn wir uns zum Beispiel Covid anschauen: Dort gab es genug Geld, um schnell einen Impfstoff zu entwickeln. Hätten wir eine ausreichende Finanzierung, könnten wir die App vielleicht in wenigen Monaten bereitstellen.“ sagt Dr. Dr. Françoise Siroma Nse’e Nomsili von „Aktion gegen den Hunger

Dr. Dr. Francoise Siroma Nsee Nomsili
Dr. Dr. Françoise Siroma Nse’e Nomsili

So oder so: Faty Dia und ihre Kolleg:innen sind die stillen Helden, die an vorderster Front kämpfen. Mit der neuen Technologie könnten sie bald Leben noch einfacher retten.

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Hinweis: Dieser Text ist innerhalb einer geförderten Reise des Journalistenpreis Humanitäre Hilfe von Aktion Deutschland Hilft mit Förderung des Auswärtigen Amts entstanden. Einen inhaltlichen Einfluss gab es zu keinem Zeitpunkt.

Beitragsbild und Beitrag von Mathias-Herwix.

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    Dieser Artikel wurde von einer externen Person geschrieben.

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