Das Bundesforum Männer, die Landesarbeitsgemeinschaft Jungen- und Männerarbeit Sachsen und der SKM Bundesverband haben gemeinsam die Initiative „Männer gegen Rechts” gegründet, um zivilen Frieden zu fördern und gesellschaftliche Errungenschaften zu bewahren.
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Rechte Parteien wie die AfD haben bei Wahlen in ganz Europa Zulauf. Dabei sind zwei Drittel der AfD Wähler Männer (laut Bundeszentrale für politische Bildung). Gerade in der Gruppe der jungen Männer sieht die AfD ihr großes Potenzial. Sie biedern sich ihrer Zielgruppe daher online gezielt mit Inhalten an, die konservative Rollenbilder zeigen, alternative Lebensentwürfe verspotten und Erzählungen verbreiten von vermeintlichen Gefahren für das Vaterland, das “starke Männer” verteidigen müssten.
Das Bundesforum Männer, die Landesarbeitsgemeinschaft Jungen- und Männerarbeit Sachsen und der SKM Bundesverband kennen die Entwicklung aus ihrer Arbeit aus erster Hand und sehen darin eine ernstzunehmende Gefahr für den gesellschaftlichen Frieden. Daher haben sich alle drei Organisationen zusammengetan und die Initiative „Männer gegen Rechts” gegründet.
„Wir setzen uns für Errungenschaften ein, die zunehmend angefeindet werden: eine offene, vielfältige und freie Gesellschaft und die demokratische Grundordnung,” erzählte uns ein Vertreter der Initiative Männer gegen Rechts. Eine erste Maßnahme ist der sogenannte „Sharepic”-Generator. Auf der Website “maenner-gegen-rechts.de” können Unterstützer ganz einfach ein Foto von sich oder gemeinsam mit anderen hochladen und es mit dem Design von Männer gegen Rechts und einem Untertitel versehen.
So sollen möglichst viele Männer motiviert werden, ihre Botschaft offen auf den Social-Media-Plattformen und auch über das Profil der Initiative zu teilen. Das sei besonders wichtig, weil es aktuell noch an Sichtbarkeit mangele. “Es gibt zahlreiche bekannte Initiativen von Frauen wie zum Beispiel die ‘Omas gegen Rechts’, aber Männer fehlten als eigenständige Gruppe auf der langen Liste von Unterstützern gegen rechtsextreme und rechtsradikale Strömungen in Deutschland bislang leider”, so Männer gegen Rechts.
Es würde zusätzlich in der öffentlichen Wahrnehmung helfen, Hashtags wie #MachDichStarkMann und #maennergegenrechts zu nutzen: “So füttern wir die Algorithmen der Social-Media-Plattformen, damit Jungs und Männern öfter unsere Inhalte zugespielt werden und sie sehen, wir sind mehr”.
Der Ansatz trägt erste Früchte. Auf Instagram wächst die Community innerhalb eines Monats auf mehr als 1200 Unterstützer:innen. Besonders der Hastag #MachDichStarkMann, der auf ein ungesundes Verständnis von Männlichkeit anspielt, ist bei der Community beliebt.
Die Initiative möchte darauf eingehen, dass viele gesellschaftliche Regeln für das, was typisch männlich sei, nicht nur Frauen und der Allgemeinheit, sondern an vorderster Stelle auch Männern selbst schade. „Traditionell männliche Industriejobs ändern sich oder sind in Gefahr (wie z.B. Autoindustrie und Zulieferer), Kriege und Konflikte involvieren Männer auch in Europa neuerdings konkreter und Gewalt bezogen. Diese Polykrisen scheinen von vielen Männern einen Rückgriff auf „Stärke“ und Stabilität zu fordern, Veränderungen im Geschlechterverhältnis stellen alte Gewissheiten und die männliche Vorherrschaft in Frage.
Dies alles sind Triggerpunkte, die sich für ein rückwärtsgerichtetes Männerbild nutzen lassen, wie es die AfD oder Andrew Tate propagieren“, sagt Dr. Marc Gärtner, Referent für internationale Gleichstellungspolitik vom Bundesforum Männer e.V.
Traditionelle männliche Rollenbilder werden nicht zuletzt in der Medizin und Psychologie untersucht und breit diskutiert. Viele Erwartungen an Jungen und Männer, wie etwa emotional unnahbar sein zu müssen oder das klassische „Männer-weinen-nicht“-Postulat, fördern aggressive Bewältigungsmechanismen körperlicher oder seelischer Natur gegen sich selbst oder andere. Sie führen dazu, “dass man keine wirkliche Verbindung zu sich selbst, seinem Körper oder seinen Emotionen aufbaut – und somit auch die Grenzen anderer Menschen nicht einschätzen kann”, schreibt die AOK.
Um den sozialen Folgen dieser Grenzüberschreitungen entgegenzuwirken, haben schon über 300 Männer ein Bild von sich samt persönlicher Aussage hochgeladen und täglich kommen neue dazu.
“Wenn wir für unsere Demokratie und eine friedliche Gesellschaft toxische Männlichkeitsbilder überwinden wollen, brauchen wir positive Vorbilder. Wir sind darum sehr glücklich und dankbar für jeden, der mitmacht”, sagt die Initiative
“Bislang reagieren Personen des öffentlichen Lebens auf unsere Anfragen zurückhaltend. Ob die Einschüchterungsstrategien von Rechts hier bereits Wirkung zeigen, wissen wir nicht genau. Gerade deshalb freuen wir uns, dass sich der Comedian Florian Hacke mit einem Statement auf unserer Homepage eingetragen hat und die Initiative unterstützt. Für alle diejenigen, die Botschafter unserer Initiative werden möchten: Es gibt noch Vakanzen!”Und wie soll es nun weitergehen? “Aktuell arbeiten wir daran, unsere Botschaften und Angebote sichtbarer zu machen. Dazu planen wir den Ausbau unserer Web- und Social-Media-Präsenz sowie die Produktion von Info-Material. Um diese kurzfristigen Ziele erreichen zu können, sammeln wir Spendengelder über unsere Webseite https://maenner-gegen-rechts.de/. Langfristig setzen wir auf Aufklärungskampagnen, um den einseitigen und problematischen Orientierungsangeboten rechter Gruppierungen Alternativen entgegenzusetzen.”
Weil es fünf vor zwölf ist um den Rechten Einhalt zu gebieten und weil Männlichkeit mit Rechts nichts zu tun hat!
Manuel
Weil ich die derzeitigen Stereotypen der männlichen Geschlechterrollen schädlich finde. Ein gesundes Bild von „Männlichkeit“ aber vor allem von Menschlichkeit untereinander ist wichtig. Viele Männer kämpfen mit psychischen Problemen, die durch toxische Rollenbilder ausgelöst und/oder heruntergespielt werden! Hass verbreiten, Diskriminieren und keine Schwächen zu zeigen ist NICHT männlich!
Lorenz
Ich unterstütze die Initiative „Männer gegen Rechts“, weil ich der Überzeugung bin, dass wir als Männer aktiv für eine offene und demokratische Gesellschaft eintreten müssen. Gerade in Zeiten zunehmender Bedrohung durch rechtsextreme Strömungen ist es wichtig, Flagge für Vielfalt, Respekt und Zusammenhalt zu zeigen.
Dominic
Was ein Mann ist, lasse ich mir nicht von Politiker:innen vorschreiben, die respektlos und sexistisch über Menschen sprechen.
Autor: Nils Kumar und Florian Vitello