Der Landkreis Euskirchen setzt ein Zeichen für Klimaschutz und Artenvielfalt.
Überall in Deutschland sprießten sie eine lange Zeit wie Unkraut aus dem Boden. Schottergärten oder in der Umgangssprache auch “Gärten des Grauens” genannt, wucherten in Neubaugebieten und Wohnsiedlungen. Die Steingärten galten lange als pflegeleichte Lösung für Vorgärten. Die Vorteile klingen dabei sehr reizvoll. Mit einem Garten voller Steine müssen die Besitzer weniger den Rasen mähen, sich um die Pflanzen kümmern und das leidige Thema Unkraut hat sich auch erledigt.
Laut dem Bundesministerium für Umwelt, Klima und Naturschutz entpuppt sich der Traum vieler Grundstücksbesitzer:innen, die keine Zeit für die Pflege ihres Vorgartens haben, als Umweltsünde. Das Problem ist nicht nur der Schotter, sondern die Folie, die meist darunter liegt. Diese versiegelt den Boden, lässt kein Wasser versickern und heizt die Umgebung unnötig auf .Außerdem werden oft Neophyten (Gebietsfremde/ eingeführte Pflanzen) eingepflanzt, die die lokale Fauna und Flora durcheinander bringen und heimische Pflanzenarten verdrängen. Ein ganzes Ökosystem kann so durcheinander kommen, da neue Pflanzen kaum bzw. keine Nahrung für die lokale Tierwelt bietet.
Pilotprojekt gestartet: Finanzielle Unterstützung
Der Landkreis Euskirchen unterstützt Grundstücksbesitzer:innen, die Flächen entsiegeln und wieder begrünen möchten. Dafür gibt es jetzt neue Förderprogramme, die finanzielle Anreize bieten – ein ganz neuer Ansatz. Bisher hätte der Landkreis auch Bußgelder verhängen können, um den Druck auf die Anwohner zu erhöhen. Doch Klimamanagerin Saskia Gall-Röhrige (Bü90/Grüne) hält das nicht für eine langfristige Lösung. „Wir glauben, dass dieser Weg deutlich besser ist, um das Bewusstsein der Menschen zu stärken und die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern“, erklärt sie.
Die Förderprogramme bieten nicht nur finanzielle Hilfe. Im Rahmen der sogenannten „Entsiegelungspartnerschaft“ übernimmt der Kreis die Kosten für die Bepflanzung und beauftragt einen qualifizierten Gartenbaubetrieb mit der Durchführung. Finanziert wird das Projekt durch EU-Fördermittel, die speziell für Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel bereitgestellt werden.
Schottergarten-Verbote in Deutschland
2024 hat das Bundesland NRW Schottergärten durch die Landesbauordnung verboten. Hessen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen sind seitdem nachgezogen. In Bayern gibt es zum Teil Bestandsschutz für alte Schottergärten. In manchen Ländern sind die einzelnen Kommunen zuständig.
Verwechslungsgefahr „Echte Steingärten“
Ein Schottergarten darf nicht mit „echten Steingärten” verwechselt werden. Steingärten besitzen eine lange Tradition, die bis ins 20. Jahrhundert reicht. Zweck des Steingartens ist es, unter Verwendung von Kies, Steinen oder Splitt, einen optimalen Standort für Pflanzen aus der Gebirgsflora oder für trockenheitsverträgliche Pflanzen herzustellen. Ein vielfältig gestalteter Steingarten kann daher durchaus artenreich sein.
Mut zum grünen Vorgarten
Bisher sind 14 Schottergärten im Kreis Euskirchen in naturnahe Gärten umgewandelt worden. Das Budget ist aber noch lange nicht erschöpft. Klimamanagerin Saskia Gall-Röhrig wirbt für neue Bewerbungen der Anwohner:innen. “Bisher haben sich schlicht noch nicht genug Anwohner beworben.”
Bildquelle: Jonathan Schulze Landkreis Euskirchen
Kontakt zur Förderung:
Manfred Scheff | [email protected]
Saskia Gall-Röhrig | [email protected]
https://www.bmuv.de/insektenschutz/steinwueste-schottergaerten
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/schottergarten-umweltschutz-100.html
Grün statt Grau: Kreis Euskirchen fördert Rückbau von Schottergärten – Engagement wird endlich belohnt
