Israel und Neuseeland haben im Februar Konversionstherapien gebannt. In England und Wales soll das Verbot bald kommen. Wie ist der Stand in anderen Ländern?
Konversionstherapien zielen darauf ab, die sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität der Patient:innen zu ändern. Nachdem die Praxis im Dezember 2021 in Kanada gebannt wurde und seit Januar 2022 Gesetz ist, zogen im Februar 2022 mit Israel und Neuseeland weitere Länder nach.
Die Hintergründe
Die Konversionstherapie wird von Wissenschaftler:innen stark kritisiert, da damit Homosexualität als „Geisteskrankheit“ eingestuft wird und die Behandlung durch pseudowissenschaftliche Methoden erfolgt.
Studien zeigen, dass die Konversionstherapie zu einer höheren Rate an Depressionen, Angstzuständen und Einsamkeit führt. Eine Studie von The Trevor Project aus dem Jahr 2021 ergab, dass bei therapierten LGBTQ+-Jugendlichen die Wahrscheinlichkeit eines Selbstmordversuchs doppelt so hoch war wie bei denjenigen, die sich dieser Therapie nicht unterzogen.
Dennoch ist die Konversionstherapie in einigen religiösen Kreisen nach wie vor beliebt, insbesondere in konservativeren Auslegungen von Religionen, die Homosexualität verurteilen.
Das Verbot ist ein Erfolg für die LGBTQ+-Community in den Ländern | Bild: naeimasgary / Pixabay
Neuseeland
Das neuseeländische Parlament verabschiedete am 15. Februar fast einstimmig (112 zu acht Stimmen) ein Gesetz, das die Konversionstherapie verbietet. Diese „haben im modernen Neuseeland keinen Platz“, sagte Justizminister Kris Faafoi. Die Durchführung wird künftig als Straftat mit bis zu drei Jahren Haft geahndet.
Die Regierung teilte mit, dass sie fast 107.000 öffentliche Stellungnahmen zu dem Gesetzentwurf erhalten habe, die höchste Zahl öffentlicher Stellungnahmen, die jemals zu einem Gesetz eingegangen sei.
Israel
Auch das israelische Gesundheitsministerium hat die Praxis am 14. Februar untersagt. Israels offen schwuler Gesundheitsminister Nitzan Horowitz sagte dazu: “Eine solche Therapie tötet die Seele und manchmal auch den Körper“.
Nach der neuen Richtlinie müssen Angehörige der Gesundheitsberufe, die sich an diesen Praktiken beteiligen oder Patient:innen dafür überweisen, mit Disziplinarverfahren rechnen, die zum Entzug ihrer Zulassung führen können. Rabbiner wiederum hindert das Gesetz nicht ausdrücklich daran, diese Praxis auszuüben.
- Dunkelblau: Verbot auf der Grundlage der sexuellen Ausrichtung und der Geschlechtsidentität
- Blau: De facto-Verbot
- Türkis: Einzelfallbezogene Verbote
- Gelb: Verbot anhängig oder vorgeschlagen
- Grau: Kein Verbot
Großbritannien
In Großbritannien sind die Bestrebungen aktuell ebenfalls groß, die Praxis zu verbieten. Bis zum Frühjahr 2022 soll ein Gesetzesentwurf ausgearbeitet werden, der die Therapie in England und Wales verbietet. Hier sorgte zuletzt ein von 2.500 Geistlichen und Seelsorger:innen unterzeichneter Brief für Irritationen, der besagt, dass ein Verbot ihre gesetzlichen Rechte verletzen würde. Die kritischen Reaktionen auf den Brief in den Medien, von Aktivist:innen und Vertreter:innen der Kirche machen aber Hoffnung darauf, dass das Gesetz dennoch kommt. Nach britischem Recht würden die “Schutzanordnungen für Konversionstherapien […] nur für England und Wales gelten. Wird jedoch gegen eine Anordnung in Schottland oder Nordirland verstoßen, so sollten die englischen oder walisischen Behörden die Möglichkeit haben, den Fall dort zu verhandeln, wo die Anordnung erlassen wurde.”
Im schottischen Parlament hat sich bereits der Ausschuss für Gleichberechtigung, Menschenrechte und Ziviljustiz deutlich für ein Verbot von Konversionstherapien in Schottland ausgesprochen.
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