Mit den richtigen Apps durch Schule, Ausbildung und Studium

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von | 15. Juni, 2023

Langsam aber sicher digitalisiert sich auch die Art und Weise zu lehren. Nun sollen zertifizierte Lernapps den Unterricht bunter und interessanter gestalten.

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Es ist 6:30 Uhr, der Wecker klingelt. Was ist eigentlich in den letzten acht Stunden passiert? Man muss nicht in der Medienforschung tätig sein, um zu wissen, dass der erste Griff bei den meisten von uns zum Handy geht. Instagram, Tiktok und Co. werden noch vor dem Aufstehen gecheckt. Vielleicht variieren die Apps und die Medien, die konsumiert werden. Aber wenn wir ehrlich sind, beginnt der Morgen bei den meisten mit Entertainment via Touchscreen.

Neben Unterhaltungs- und Kommunikations-Apps finden sich mittlerweile aber auch immer häufiger Übersetzer, Schulplaner und Vokabeltrainer auf Handys und Tablets. Während die meisten Social-Media-Plattformen, zugegebenermaßen, unsere Zeit fressen, können andere Apps helfen, unser Leben zu strukturieren und unseren Alltag zu erleichtern. 

Obwohl mittlerweile ein Großteil unseres Lebens digitalisiert ist, gibt es noch einige Bereiche, in denen das Internet oft noch Neuland ist. Die Schulbildung ist dabei häufig ein gutes Beispiel. Auch wenn langsam Overheadprojektoren durch Smartboards ersetzt werden, wird die Nutzung von Handys im Unterricht nur selten gerne gesehen. Dabei gibt es einige kreative Apps, die den Unterricht und das Lernen rundherum bunter und zugänglicher machen. 

Um Lern-Apps als solche einheitlich zu definieren, hat beispielsweise Österreich sogar ein eigenes Zertifizierungsverfahren. Die Lern-App muss dabei bestimmten Kriterien entsprechen, sodass sie eine schulische Lernaktivität sinnvoll unterstützen kann. Da die Bildungskompetenzen in Deutschland Ländersache sind, gibt es bei uns im Moment noch keine einheitlichen Regelungen in Hinblick auf Lern-Apps.

Am Beispiel der Apps KNOWBODY und ANTON untersuchen wir in diesem Artikel, wie der Unterricht für Lehrende und Lernende vereinfacht werden kann.

Meiner, Deiner, Unser

Laut einer Umfrage der Hochschule Merseburg hörten 90 Prozent der befragten Lehrkräfte während ihrer Ausbildung nichts zu sexueller Bildung und 95 Prozent nichts zur Prävention von sexualisierter Gewalt. Zugleich sollen sie Kindern und Jugendliche diese Themen lehren. 

“Der Sexualkundeunterricht an Schulen läuft wirklich nicht gut”, meint Sozialpsychologin Johanna Degen, die an der Europa-Universität Flensburg zu diesem Thema lehrt und forscht. Es scheint, als stünde die Bildungspolitik vor einem riesigen Fragezeichen, wie sexualpädagogische Inhalte und Methoden so vermittelt werden können, dass Altersgrenzen und kulturelle Unterschiede sowie damit einhergehende moralische Vorstellungen mitberücksichtigt werden. Das führt dazu, dass der Sexualkundeunterricht oftmals auf die biologische Lehre der Fortpflanzung reduziert wird. Das Problem ist unter anderem auch der Mangel an Aus- und Weiterbildungen in diesem Bereich, was oft zu Hilflosigkeit im Unterricht führt.  Dabei ist es wichtig, ein generelles und vor allem auch gesundes Verständnis vom eigenen Körper sowie ein Gefühl für unterschiedliche Körperbilder zu entwickeln. Laut dem Robert Koch Institut zeigen in den letzten zehn Jahren rund 23 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland ein gestörtes Essverhalten. Der häufigste Grund dafür sind Zweifel am eigenen Körperbild sowie Diskriminierungserfahrungen. 

KNOWBODY möchte genau daran anknüpfen und eine gesunde Beziehung zum eigenen Körper verständlich machen. Die App vermittelt sexuelle Bildung ab der sechsten Klasse und hat ihre Lehreinheiten dabei jeweils auf eine Schulstunde à 45 Minuten angepasst. Sie soll damit zum einen Lehrende beim Behandeln des Themenkomplexes unterstützen, aber auch Jugendlichen wissenschaftliche und aktuelle Informationen bereitstellen. Die Inhalte werden dabei über Videos, Sprachnachrichten, Spiele und 3D-Animationen vermittelt.

Auch Themen wie Konsens und das Verständnis, was Sex eigentlich ausmacht, steht auf dem Lehrplan der App. Ein offener Umgang nicht nur mit der Thematik Sex an sich, sondern auch mit den verschiedenen Arten von Verhütung, Schwangerschaft oder Abtreibung sollen nicht verschwiegen werden. Enttabuisierung ist dabei der Schlüssel. Die nötigen Informationen durch geschulte Lehrpersonen, aber auch die Unterstützung von vielfältigen Lernmaterialien können dabei helfen, ein realistisches Bild unseres Körpers generell zu vermitteln, genauso wie Werte und die Akzeptanz für sich selbst und andere. Das von Medizinstudierenden gegründete Sexualaufklärungsprojekt “Mit Sicherheit verliebt“ (MSV) nimmt sich genau das zur Aufgabe und arbeitet mit Schulklassen von der sechsten bis zehnten Klasse zusammen. 

“Als Verein Mit Sicherheit Verliebt ist es uns ein wichtiges Anliegen, dass Sexualerziehung für Jugendliche zugänglicher wird. Wir glauben, dass eine umfassende Sexualerziehung  ein wichtiger Baustein für die Gesundheit und das Wohlbefinden junger Menschen ist“, meinen die Bundeskoordinator:innen des MSV Hjördis, Sarina und Michael. Vor allem die Einheiten zu Werten und Normen nehmen sie als Fortschritt in die richtige Richtung wahr und sind davon überzeugt, “dass solche Hilfsmittel dazu beitragen können, die Qualität der Sexualerziehung in Schulen zu verbessern und jungen Menschen die notwendigen Kompetenzen ein selbstbestimmtes und gesundes Sexualleben zu vermitteln.” 

Lehrende erhalten außerdem ein pädagogisches Handbuch zur App, das nötige Hintergrundinformationen enthält und damit das Moderieren der Unterrichtsstunde erleichtert. „Mir hat der Einsatz der App total gut gefallen. Man hat ja auch gesehen, dass es bei den Schüler:innen wirklich gut angekommen ist. Ich finde, das ist einfach mal was anderes. Dass man Texte hat und zwischendurch spielerische Einheiten, ich finde, das ist einfach ganz toll gestaltet. Ihr habt euch da super viel Mühe gegeben“, dankte eine Lehrkraft dem Team hinter der App.

Android: https://play.google.com/store/apps/details?id=app.knowbody_app

iOS: https://apps.apple.com/de/app/knowbody/id1562328901

Frag Mich Irgendwas 

Zwar nicht den Bereich Sexualität, aber dafür ungefähr alles andere, behandelt die App ANTON. Neben einer Vielzahl an Aufgaben, Übungstypen und Lernspielen bietet die Lern-App jede Menge aktive Erklärungen zu allen möglichen Themengebieten. Darunter fallen Fächer wie Deutsch, Mathematik, Englisch und Sachunterricht, aber auch Naturwissenschaften, Geschichte, weitere Sprachen und Musik. Passend zum Lehrplan werden dort alle wichtigen Themen von der Vorschule bis zum Abitur behandelt. Mithilfe von über 100.000 und mehr als 200 verschiedenen Übungstypen sowie Lernspielen und interaktiven Erklärungen, kann die App sowohl von Lehrkräften als auch von ganzen Stufen genutzt werden. Mit ANTON können Lehrende ganz einfach Schulklassen anlegen und dadurch Lernfortschritte verfolgen und Aufgaben zuweisen, die den Unterricht digital strukturieren. Damit ist es ihnen möglich, die gesamte Klasse in einer Lerngruppe zu organisieren und ihnen nach Beendigung einer Aufgabe Bewertungen zu liefern. Diese Belohnungen werden dann, beispielsweise als virtuelle Münzen, „ausgezahlt“, die wiederum während Lernspielen eingetauscht werden können. 

Tatsächlich entstand die App durch ein Projekt des Berliner Start-ups solocode während der Corona-Pandemie. Im Rahmen eines Homeschooling-Angebots entwickelte das Unternehmen das Lehrprogramm, das sogar durch den Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert wird. Da ANTON mit der Zeit gehen möchte, wird die App stetig weiterentwickelt, mit dem Anspruch, das beste Lernsystem für die Schule zu sein. „Ich denke, wir können mit einfachem, kostenlosen Lernen auch einen gesellschaftlichen Beitrag zu mehr Chancengleichheit leisten und möchten, dass möglichst viele Schüler:innen mit ANTON erfolgreich lernen“, meint David Hörmeyer, Mitgründer der App. 

iOS: https://apps.apple.com/de/app/anton-schule-lernen/id1180554775

Android: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.solocode.anton&hl=de&gl=US

Helferlein

Neben KNOWBODY und ANTON gibt es bereits weitere, den Kriterien der OeAD entsprechenden, Lernapps. Ein paar davon haben wir hier aufgelistet.

  • uugot.it sCOOLing eine App extra für Menschen, die Deutsch als Zweitsprache lernen. Sie fördert das Hör-Seh-Verstehen mittels interaktiver Untertitel, um deutschsprachige TV- und Videoinhalte leichter verständlich zu machen.
  • FLiP Entrepreneurship zielt vor allem auf Wirtschaft und Management ab und möchte mit verschiedenen Techniken Schüler und Schülerinnen beim Initiieren, Planen und Umsetzen eigener Projekte unterstützen. 
  • Fliehen vor dem Holocaust beschäftigt sich vor allem mit dem Thema Flucht und untersucht dabei nicht nur historische Ereignisse, sondern auch gegenwärtige. Der Unterrichtsgegenstand bezieht sich dabei auf Geschichte und Sozialkunde sowie politischen Bildung.
  • Cyber Security Quiz möchte auf das Gefahrenpotential im Internet aufmerksam machen und die digitalen Kompetenzen fördern. Die Themen reichen von technischen Bedrohungen über Datenschutz bis hin zu Cybermobbing und Fake News. 

Generell lohnt sich aber immer ein Blick in die diversen App-Stores, denn neben den zertifizierten Apps, die auf den Lehrplan abgestimmt sind, gibt es auch einige Programme, die auf das Teilen von Zusammenfassungen oder auf die private Lernorganisation abzielen. Diese Apps decken nicht nur Schulfächer ab, sondern sind unter anderem für das Studium und die Ausbildung geeignet. Bei dieser Auswahl und dem ständig wachsenden Angebot an Helferlein sollte für jede und jeden etwas dabei sein. 

In diesem Sinne – Frohes (digitales) Lernen!

Artikel anhören:

Beitragsbild: pixabay.com

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    Sophia Schweizer

    Sophia ist Redakteurin beim Good News Magazin. Als Kind wollte sie unbedingt einmal so werden wie Karla Kolumna, umso stolzer wäre sie wohl, wenn sie wüsste, dass sie nun für das erste Magazin für Positiven Journalismus in Deutschland schreiben darf - Sensationell!

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