Das in den Bergen Madagaskars entdeckte Mini-Chamäleon überrascht die Forschenden weiter, denn nicht alles an ihm ist klein.
Vor einem Jahr berichteten wir im Good News Magazin von der Entdeckung des “Brookesia nana”, dem mit 13,5 Millimeter messenden kleinsten Reptil der Welt. Das Mini-Chamäleon wurde bislang nur in einem Bergregenwald im Norden Madagaskars gefunden und könnte vom Aussterben bedroht sein.
Die Forschenden haben dieses Zwergchamäleon weiter untersucht und dabei eine spannende Entdeckung gemacht: Obwohl das Tier selbst mit seiner Größe noch nicht einmal an den Durchmesser eines 1-Cent-Stücks herankommt, erreichen die Genitalien des Chamäleon-Männchens mit fast einem Drittel der Körperlänge eine verhältnismäßig große Größe.
Warum so groß?
Eine Erklärung für diesen Umstand könnte im Größenunterschied zwischen den Geschlechtern liegen, da die Weibchen mit 19 Millimetern Körperlänge deutlich größer als die Männchen sind. Bei den größeren Chamäleonarten ist das Größenverhältnis meist umgekehrt, hier dominieren die Männchen.
Ein Vergleich von 51 Chamäleonarten ergab, dass die kleineren Arten relativ zur Körpergröße tendenziell die größten Genitalien – die sogenannten Hemipenes – aufwiesen.
„Die verkleinerten Männchen benötigen möglicherweise größere Hemipenes, um bei der Kopulation eine bessere mechanische Anpassung an die weiblichen Genitalien zu ermöglichen. Um diese Hypothese zu überprüfen und die Evolution der Genitalien bei Reptilien besser zu verstehen, sind umfassende Studien der weiblichen Genitalien erforderlich.“ so die Forschenden.
Beitragsbilder: Glaw, F., Köhler, J., Hawlitschek, O. et al. Extreme miniaturization of a new amniote vertebrate and insights into the evolution of genital size in chameleons. Sci Rep 11, 2522 (2021).