Ein Zigarettenstummel verschmutzt 40 Liter Grundwasser. Darüber klärt Karin Meixner-Nentwig nicht nur auf, sondern unternimmt etwas. Mit ihrem Engagement bewegt sie Menschen über die Grenzen ihrer Heimatstadt Amberg hinaus und schafft eine weltweit einzigartige, nachhaltige Lösung.
Die Amberger Altstadt, eine Stadt in Bayern, hat sich in wenigen Jahren drastisch verändert. Denn vor drei Jahren legte Karin Meixner-Nentwig (82 Jahre) los, sie sammelte Zigarettenstummel, sprach Unternehmen an oder auch einfach direkt die rauchenden Menschen auf der Straße. Heute steht der Verein „Kippenjäger“ hinter ihrer Aktion. Überall begegnen Passanten in Amberg heute Aschenbechern und Hinweisen, wie etwa „ein Stummel verseucht 40 Liter Grundwasser“. 14 Cafés und Restaurants haben sich den „Amberger Kippenjägern“ angeschlossen, stellen in ihren Betrieben Aschenbecher auf und halten Informationen bereit. Auch mehrere Firmen in der oberpfälzischen Stadt machen mit. Und die Aktion schlägt weitere Wellen.
Ein zu häufig übersehenes Problem
Auch andere Menschen machen auf die enorme Verschmutzung der Umwelt durch Zigarettenstummel aufmerksam. So startete 2019 der Youtuber Alex Cio die #100kippenchallenge und sammelte täglich hunderte Stummel ein. Die Reaktion war geteilt, in vielen Medien waren eher Leserkommentare zu lesen, die das Problem runterspielten und ganz negierten. Doch eine Studie der WHO von 2017 zeigt unmissverständlich die Ausmaße des Zigarettenmülls. Schon in den 1980ern machten sie rund 40 Prozent des Mülls auf der Straße aus. Weltweit werden laut WHO jährlich zwischen 340 und 680 Millionen Kilogramm an Zigarettenstummeln unsachgemäß entsorgt.
Eigentlich ganz einfach
Mehrere tausend Gifte werden beim Verbrennen freigesetzt, daher gehören laut Karin Meixner-Nentwig Zigarettenstummel nicht in den Restmüll. Der wird nämlich meist einfach verbrannt. Aus den Stummeln können hingegen neue Materialien hergestellt werden. So macht es Karin Meixner-Nentwigs Verein vor. Aschenbecher und Mülleimer sind aus den Zigarettenresten und anderen Abfällen wie aus Kaugummi hergestellt worden.
Die Bewohner:innen freuen sich über diese Lösung. „Der Aufwand ist sehr gering“, sagt Polizeichef Thomas Lachner. Einfach einen speziellen Abfallbehälter aufhängen und die Stummel nicht mehr in die Restmülltonne kippen, sondern in einen Sammelbehälter, der zweimal jährlich zum städtischen Bauhof kommt. Dort werden die Kippen in Containern gesammelt und zum Recycling gebracht.
Mit einzigartigem Konzept gemeinsam gegen Müll
Um diese neue Art des Recyclings anzubieten, ist der Kippenjäger e.V. mittlerweile gut vernetzt. Seit letztem Monat kooperieren sie mit Tobacycle e.V. aus Köln. Der Verein, ebenfalls 2018 gegründet, sammelt die Kippenstummel in Köln und Hamburg und sorgt für das Recycling. Außerdem leisten auch sie wichtige Aufklärungsarbeit. Und auch international erregt das Konzept Aufmerksamkeit. Der Verein finanziert sich über Mitgliedsbeiträge und über Spenden. Das Konzept sei bislang einzigartig, sagt Vereinsvorsitzender Mario Merella von Tobacycle. Er habe schon Anfragen von Interessenten aus Kanada und Südkorea erhalten.
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Mehr InformationenSelbst aktiv werden
Auch bei der deutschlandweiten Initiative Clean Up! sind die Kippenjäger von Amberg eingetragen und darüber vernetzt. Hier finden sich viele weiter Aktionen, sowie Material um selbst aktiv zu werden und Müll zu vermeiden.
Beitragsbild: Jasmin Sessler / Unsplash