Auf dem ersten afrikanischen Klimagipfel stellt Kenia ambitionierte Klimaziele vor: Bis 2030 will das Land zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien umsteigen.
Vom 04. bis 06. September fand in der Hauptstadt Kenias, Nairobi, der erste afrikanische Klimagipfel statt. Der kenianische Präsident William Ruto rief zu der Versammlung auf, um die afrikanischen Länder zu mehr Einheit auf dem Weg in eine grüne Zukunft zu ermutigen. Auf dem Gipfel waren insgesamt 20.000 Teilnehmende aus 136 Ländern vertreten. Damit konnten nicht nur afrikanische Länder über Chancen, Risiken und Probleme diskutieren, sondern auch Länder, die Afrika politisch und finanziell bei der Energiewende unterstützen.
Kenias grüner Weg
Kenia bezieht bereits 92 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien – etwa zweimal so viel wie Deutschland – und belegt damit Platz eins bei der Nutzung grüner Energiequellen. Besonders vertreten sind dabei Geothermie und Windkraft. Kenias Präsident Ruto sieht darin eine große Chance über die Eigenversorgung hinweg:
„Wir haben großes Potenzial bei den Erneuerbaren Energien. Nicht nur, um unseren eigenen Bedarf zu decken, sondern auch um weltweit zum grünen Wandel beizutragen. Das bedeutet gleichzeitig milliardenschwere Investitionsmöglichkeiten für Afrika und den Rest der Welt.“
Gleichzeitig ist Kenia eines der Länder, das die Auswirkungen der Klimakrise am stärksten zu spüren bekommen. Laut Aussagen Rutos verliert das Land jährlich rund 15 Prozent des Bruttoinlands-Wachstums durch die Klimakrise. Dies bestätigt auch der Klima-Risiko-Index 2021 des NGOs Germanwatch. Demnach zählte Kenia im Jahr 2019 zu den 25 Ländern, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind. Dazu trägt vor allem eine Dürre bei, die seit 2016 anhält und zu einer Ernährungskrise von 5,4 Millionen Menschen beiträgt. Ruto ist überzeugt, dass der Zusammenhalt der afrikanischen Länder in Bezug auf die Energiewende dem Kontinent helfen kann, wirtschaftlich auf Industriestaaten aufzuholen. Er setzt hier vor allem auf den Export erneuerbarer Energien.
Internationale Zusammenarbeit fördern
Um die Pläne der kenianischen Regierung umzusetzen, setzt das afrikanische Land vor allem auf internationale Unterstützung. Denn noch gibt es einige Herausforderungen auf dem Weg zu den Klimazielen für 2030. In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Netzanschlüsse in Kenia rasant zugenommen.
Fast 80 Prozent der Bevölkerung hatten im Jahr 2021 bereits einen Stromanschluss. Kenia liegt damit weit vorne im afrikanischen Vergleich. Doch dadurch stößt das kenianische Stromnetz auch immer häufiger an die Grenzen – und bringt damit zunehmend Stromausfälle mit sich. Da Energie auch Bildung und Sicherheit im Land fördert, hofft Ruto, internationale Partner besser in die Klimaarbeit im Land einzubeziehen und fordert finanzielle Unterstützung. Die Kommissionspräsidentin der Europäischen Union Ursula von der Leyen sprach sich auf dem Gipfel zuversichtlich aus:
„Kenia ist ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel, wie die Initiative zur Ausrichtung des Afrika-Klimagipfels auf dem Weg zur COP28 zeigt. Das ehrgeizige Ziel Kenias, bis 2030 100 Prozent saubere Energie zu erzeugen, ist eine Inspiration für andere Länder. Der Fahrplan für grünen Wasserstoff wird Kenia auf dem Weg zu diesem Ziel unterstützen.“
3,4 Milliarden Euro investiert die EU in Klima und Natur in Kenia im Rahmen der Initiative Global Getaway. Dazu gehört neben dem Ausbau erneuerbarer Energien auch die Unterstützung von grünem Wasserstoff. Dieser hilft bei der Eigenproduktion von Dünger, den Kenia zurzeit großteils importiert. So soll Kenias derzeitiger Ernährungskrise entgegengewirkt werden. Auch Deutschland beteiligt sich an der Entwicklungsarbeit in Kenia. Im November 2022 haben die beiden Länder eine Klima- und Entwicklungspartnerschaft abgeschlossen.
Verschiedene Stimmen zum Klimagipfel
Der afrikanische Klimagipfel wurde nicht von allen Parteien als positiv aufgenommen. Im Vorhinein unterschrieben 400 NGOs eine Petition, die die hohe Beteiligung internationaler Vertreter:innen kritisierte. Während Ruto den Aufbau von Finanzmitteln und Infrastruktur durch internationale Bemühungen unterstützt, fühlen sich insbesondere Indigene bei Fragen der Infrastruktur übergangen. Insgesamt traf der Gipfel aber auf positive Resonanz und hebt wieder einmal die Bedeutung erneuerbarer Energien im Kampf gegen die Klimakrise hervor. Neben der allgemeinen Absprache der afrikanischen Länder war der Gipfel auch eine Vorbereitung Afrikas auf das anstehende COP28-Treffen in Dubai.
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