Die Welt ist voller Herausforderungen – und voller Menschen, die entschlossen sind, aus diesen Herausforderungen Chancen zu schaffen. Die Organisation kanthari bietet eine Plattform, um genau das möglich zu machen. Sie bildet Change Maker aus aller Welt aus und hilft ihnen dabei, soziale oder ökologische Projekte zu realisieren.
Simon Schroers, Physikstudent und Freiwilliger bei kanthari, war Teil dieser besonderen Reise. Auf dem Campus in Indien begleitete er Menschen, die mit innovativen Ideen eine bessere Zukunft gestalten möchten. Hier berichtet er von seinen Erlebnissen und der beeindruckenden Arbeit von kanthari.
Ein Koffer voller Hoffnung – der Beginn einer neuen Ära
In einer abgedunkelten Halle erstrahlt eine leere Bühne im gleißenden Licht der Scheinwerfer. Plötzlich fliegt eine Reisetasche auf die Bühne, gefolgt von einer Frau im roten Kleid. Mit einem Lied auf Shona, einer Sprache aus Simbabwe, erzählt sie ihre Geschichte – die Geschichte von Nancy. Dieser Auftritt ist Teil eines einjährigen Programms von kanthari, das Menschen befähigt, soziale und ökologische Projekte nachhaltig umzusetzen.
Nancy, eine Teilnehmerin des Jahrgangs 2022, hat eine bewegende Vergangenheit: Sie musste schon früh Verantwortung für ihre Familie übernehmen und fand trotz aller Widrigkeiten ihren Weg zu Bildung und sozialem Engagement. Heute ist sie Gründerin einer Schule und einer Fahrschule in Simbabwe – Projekte, die Frauen und Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen.
Vom Überleben zur Veränderung: Nancys Weg zur Schulleiterin
Nancy wuchs in einer ländlichen Region Simbabwes auf. Armut und der Kampf ums tägliche Überleben prägten ihre Kindheit. Als sie obdachlos wurde und für sechs Kinder sorgen musste, sah sie keinen anderen Weg, als zu betteln. Doch Nancy hatte einen Traum: Bildung als Schlüssel zu einer besseren Zukunft.
Dieser Traum wurde Realität, als sie eine Schule für Kinder und eine Fahrschule für Frauen gründete. Mit den Einnahmen aus der Fahrschule bezahlte sie die Lehrer:innen ihrer Schule. Heute hat sie über 2000 Kinder erreicht und plant den Bau eines neuen Schulgebäudes, inspiriert von traditionellen simbabwischen Rundhäusern.
Von Nigeria bis Kambodscha: Geschichten, die Hoffnung machen
Kanthari vereint Menschen, die ihre persönlichen Erfahrungen in Veränderungskraft umwandeln. So wie Israel aus Nigeria, der durch Filmprojekte Straßenkindern eine Perspektive geben möchte. Oder Nduku aus Kamerun, der nach den Schrecken des Bürgerkriegs Friedensarbeit leistet. Oder Vanna aus Kambodscha, der blinden Kindern den Zugang zu Naturwissenschaften ermöglicht.
Das Ausbildungsprogramm von kanthari geht weit über Theorie hinaus. Die Teilnehmenden entwickeln in fünf Phasen ihre Projektideen – von der Problemanalyse bis zur konkreten Umsetzung. In praxisnahen Workshops lernen sie, wie sie Organisationen gründen, Geschäftspläne schreiben und sich in der Öffentlichkeit präsentieren.
Ein realistisches Training für große Visionen
Besonders innovativ ist der imaginäre Staat „Tansalesea“, den die Teilnehmenden im ersten Abschnitt des Kurses gestalten. Dort können sie ihre Ideen in einem geschützten Raum testen, Fördermittel beantragen und mit Herausforderungen experimentieren.
Am Ende des Programms stehen die kanthari Talks, bei denen die Teilnehmenden ihre Projekte vor einem internationalen Publikum präsentieren. Danach kehren sie in ihre Heimatländer zurück, um ihre Visionen umzusetzen. Alumni von kanthari stehen ihnen dabei als Mentor:innen zur Seite.
Nachhaltige Wirkung: Über 180 Projekte in 55 Ländern
Seit seiner Gründung hat kanthari mehr als 180 Organisationen in 55 Ländern ins Leben gerufen. Diese Initiativen reichen von Bildungsprojekten über Umweltmaßnahmen bis hin zu sozialem Unternehmertum. Auch Nancy setzt ihre Arbeit mit beeindruckendem Erfolg fort: Neben ihrer Schule betreibt sie heute ein College für Frauen, wo sie Kurse in Schreinerei, Bankmanagement und Automechanik anbietet.
Ein Erfahrungsbericht aus erster Hand
Simon Schroers begleitete als „Katalysator“ die Teilnehmenden des Programms in Indien. Seine Aufgabe war es, sie zu unterstützen und ihre persönliche Entwicklung zu fördern – oft durch kritische Fragen und kreative Anregungen. Die optimistische Atmosphäre bei kanthari prägte ihn nachhaltig: „Ich habe gelernt, statt ‚Warum?‘ öfter ‚Warum nicht?‘ zu fragen.“
Heute arbeitet Simon als Fundraiser für den deutschen Förderkreis von kanthari und hilft dabei, das Projekt finanziell zu unterstützen. Seine Erfahrungen zeigen: Mit Mut, Kreativität und Entschlossenheit lassen sich auch die größten Herausforderungen in Chancen verwandeln.