Problembär oder Problemmensch?

das ist ein GNM+ ArtikelBären in Deutschland – Wie Menschenmanagement laufen muss

von | 8. September, 2025 | Füreinander, GNM+

Bärendame JJ4 hat 2023 einen Jogger in Trentino getötet. Seit mehr als einem Monat lebt sie im Schwarzwald im Alternativen Wolf- und Bärenpark. Ihre Geschichte erinnert uns daran, dass Konflikte zwischen Mensch und Wildtier selten nur eine tierische Ursache haben.

Die Bärendame JJ4 ist besser bekannt als ‚Gaia‘. Vor allem aber ist sie die Bärin, die polarisierte. 2023 starb der 26-jährige Jogger Andrea Papi in Trentino (Norditalien), nachdem JJ4 ihn im Wald angriff. Der Vorfall wurde zum Medienhype und die Bärin zum Symbol des Freiheitskampfes um die Braunbären in Mitteleuropa. Seit dem 20. Juli 2025 lebt die Bärin im Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald und blieb vor einem Abschuss verschont. Projektleiter Raoul Schwarze berichtet, wie es der Bärin heute geht, ob es nicht auch „Problemmenschen“ gibt und wie das Leben mit Braunbären funktionieren kann.

Die Geschichte der „Problembär”-Familie

Bären wirken zunächst niedlich: Sie sind flauschig, haben kleine runde Ohren und dicke Pranken – Eigenschaften, die viele Menschen an ihre Teddybären zu Hause erinnern. Doch Braunbären können bis zu 400 Kilo wiegen und sind vor allem eins: Wildtiere. Sie suchen keine Nähe zu Menschen, sind nicht auf Kuschelkurs und verdienen Respekt. Am liebsten leben sie zurückgezogen im Wald, fernab menschlicher Siedlungen.

Mindestens über fünf Generationen lebten die Menschen in Mitteleuropa ohne den Bären im Wald.1999 sollten Braunbären nach rund 150 Jahren wieder in Mitteleuropa heimisch werden, nachdem sie im 19. Jahrhundert ausgerottet worden waren. Im Rahmen des europäischen Artenschutzprojekts Life Ursus wurde die junge Bärin „Jurka” aus Slowenien geholt und betrat das erste Mal italienischen Boden. Life Ursus hatte zum Ziel, die Bärenpopulation zu steigern und erzielte rasch den gewünschten Erfolg. „Jurka” paarte sich mehrmals mit dem Bärenmann „José”. Eines ihrer Jungen erhielt den wissenschaftlichen Namen JJ4 – die Buchstaben stehen für „Jurka” und „José”, die Zahl 4 für das vierte Jungtier des Paares. Jahre später sollte genau dieses Tier internationale Schlagzeilen machen. Auch ihr älterer Bruder JJ1 wurde bekannt.

JJ1, besser bekannt als „Bruno”, wurde 2006 im Auftrag der Bayerischen Landesregierung erschossen und weltberühmt. Bruno plünderte in verschiedenen Ortschaften Kaninchen-, Hühner und Ziegenställe und überschritt so menschliche Grenzen. Forschende gehen stark davon aus, dass Bruno das Verhalten von seiner Mutter lernte. „Jurka” wurde in Slowenien mutßmaßlich für touristische Zwecke angefüttert. In Slowenien gelten Bären oft als Attraktion: Mit Futter werden sie gezielt in die Nähe von Menschen gelockt. So kann Tourist:innen versprochen werden, dass sie auf der sogenannten „Bärenstraße” auch wirklich Bären sehen, erklärt Raoul Schwarze dem Good News Magazin. „Jurka” lernte damit schnell: Menschennähe = einfaches Futter. Dieses Wissen gab sie vermutlich an ihre Jungen weiter. Seine Mutter „Jurka” lebt aufgrund ihrer Tendenz, nahe bei Menschen zu sein, heute ebenfalls im Bärenpark im Schwarzwald, wie auch die Halbschwester von JJ4: „

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