Die spanische Stadt Valencia plant, tausende Solarmodule auf Friedhöfen zu installieren. Damit sollen jährlich 440.000 Kilowatt Strom gewonnen werden, ohne die ursprüngliche Nutzung der Friedhöfe zu beeinträchtigen.
Nachhaltige Energieerzeugung spielt im Kampf gegen den Klimawandel eine immer wichtigere Rolle. In Deutschland hat der Anteil an Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien dieses Jahr einen Rekordwert von fast 60 Prozent erreicht. Auch weltweit schreitet der Ausbau erneuerbarer Energien weiter fort, wobei Solarenergie als günstigste klimaschonende Stromquelle beliebt ist. Eine Herausforderung beim Ausbau von Solarkraft kann allerdings gerade im städtischen Raum sein, Platz für die Photovoltaik-Anlagen zu finden. Die spanische Stadt Valencia will deshalb ihre Friedhöfe nutzen, um dort tausende Solarmodule zu installieren.
“Die größte urbane Photovoltaik-Anlage des Landes”
„Requiem in Power”, abgekürzt RIP, heißt das Projekt in Valencia, an der Ostküste Spaniens. Ziel ist es, in drei Friedhöfen der Stadt – Grau, Campanar und Benimàmet – insgesamt fast 7.000 Solarmodule zu installieren. Bisher wurden etwa 810 Photovoltaik-Panels montiert, wie Euronews berichtet. Alejandro Ramon, der Initiator des Projekts, spricht auf der Plattform X von der größten urbanen Photovoltaik-Anlage des Landes.
Anem a construir la planta fotovoltàica pública i urbana més gran de l'Estat.
— Alejandro Ramon (@_alejandroramon) December 22, 2021
El projecte Rèquiem In Power (RIP) disposarà de vora 7.000 plaques solars als sostres dels cementeris municipals ⛪️☀️
2,8 megavats d’energia renovable!⚡️⚡️⚡️⚡️#Rèquieminpower pic.twitter.com/2qpIW7yhkU
Bis 2030 sollen die Friedhöfe 440.000 Kilowatt Strom pro Jahr generieren. Mehr als 140 Tonnen CO2 sollen dadurch eingespart werden. Der größte Anteil der erzeugten Energie ist für öffentliche Einrichtungen bestimmt, während 25 Prozent des Stroms für bedürftige Haushalte reserviert sind.
Solarpanels auf Mausoleen
Für Valencia, das häufig unter Hitzewellen und Dürren leidet, ist der Ausbau von erneuerbaren Energien besonders wichtig. Im Rahmen der „Valencia 2030 Climate Mission” plant die Stadt, bis 2030 27 Prozent ihrer Energie aus erneuerbaren Quellen zu beziehen und diese für die öffentliche Infrastruktur zu nutzen. Das RIP-Projekt soll maßgeblich zu diesem Plan beitragen.
Die Friedhöfe der Stadt sind gut für den Gewinn von Solarenergie geeignet, da sie über viel offene Fläche verfügen. Die Solarpanels werden auf den Dächern der Mausoleen installiert, wodurch der Raum genutzt werden kann, ohne die Friedhöfe als Ruhestätten zu beeinträchtigen und ohne landwirtschaftlich nutzbares Land in Anspruch nehmen zu müssen, wie es bei großen Solarparks oft der Fall ist.
Obwohl die Friedhöfe im Besitz der Stadt sind und daher keine Genehmigung erforderlich war, unterstützt auch die katholische Kirche die Idee, wie der Initiator Alejandro Ramon gegenüber FastCompany erklärt.
Innovativ, aber nicht einzigartig
Der Ansatz der Stadt Valencia ist innovativ, aber nicht einzigartig. Die französische Stadt Saint-Joachim möchte ihre 4.000 Einwohner:innen ebenfalls durch Solaranlagen auf der Überdachung ihres Friedhofs mit Energie versorgen.
Ursprünglich ging es dort darum, den Friedhof der in einer Moorlandschaft gelegenen Stadt vor Überschwemmungen zu schützen. Zum Schutz vor Regenwasser sollte eine Abdeckung installiert werden und das gesammelte Wasser auch zur Bewässerung von Rasen- und Grünflächen zu nutzen. Später entstand die Idee, Solarmodule auf der Überdachung zu installieren.
Das Solardach auf dem Friedhof von Saint-Joachim wird eine Leistung von 1,3 Megawatt haben und soll die Bürger gleichmäßig mit Energie versorgen. Gegen eine Beitrittsgebühr von fünf Euro können die Einwohner:innen der Stadt dann den erzeugten Strom selbst nutzen. Er soll dann gerecht zwischen Haushalten und dem lokalen Gewerbe aufgeteilt werden. Im März 2024 wurde ein Prototyp des Projektes installiert, bis zum Sommer 2025 soll die volle Leistung erreicht sein.
Radwege mit Solardach, überdachte Obstgärten
Die Projekte in Valencia und Saint-Joachim sind ein gutes Beispiel dafür, wie städtische Flächen effizient für den Gewinn von erneuerbaren Energien genutzt werden können. Auch andere Gemeinden haben sich dafür bereits Lösungen überlegt. In Freiburg wurde 2023 beispielsweise nach einem Modell aus den Niederlanden ein Radweg mit Photovoltaik-Überdachung eingeweiht. Und auch überdachte Obstgärten oder Kanäle zeigen, wie die Solarenergie weiter ausgebaut werden kann, ohne dabei zusätzliche Fläche zu verbrauchen.
Beitragsbild: Themil / Pixabay