In Berlin ist der Grundstein für ein weltweit einzigartiges Bauprojekt gelegt worden: Judentum, Christentum und Islam unter einem gemeinsamen Dach.
Seit über zehn Jahren wird die Idee eines gemeinsamen, repräsentativen Baus der drei großen monotheistischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam in Berlin geplant, diskutiert und beworben. Die Idee kam nicht etwa vom deutschen Staat oder einer anderen Institution, sondern wurde von Mitgliedern der Religionsgemeinschaften selbst geboren. Am 27. Mai 2021 wurde jetzt der Grundstein für ein Gebäude gelegt, das den Frieden zwischen den in Deutschland lebenden 200.000 Juden, 45,75 Millionen Christen und etwa 4,7 Millionen Muslime widerspiegeln und gleichzeitig fördern wird.
„Wir sind befreundet. Und wir setzen uns dafür ein, dass ein Rabbi, ein Imam, ein Pfarrer Schulter an Schulter stehen.“
Imam Osman Örs
Die Bedeutung des Projektes
Die Berichterstattung über den wieder neu entfachten Israel-Palästina-Konflikt schürt im Alltag die Angst vor “Religionskonflikten”. Unter anderem deswegen brauche Berlin Orte, von denen man sicher weiß, dass die Menschen miteinander reden, so unterschiedlich sie auch sein mögen, erklärte Pfarrer Hohberg. Der evangelische Pfarrer ist von Anfang an dabei und überzeugt davon, wie wichtig dieses Symbol des Friedens sei:
„Ein solches Projekt zeigt, wie wichtig es ist, dass man miteinander spricht, dass man versucht, denjenigen zu verstehen, der anders aussieht, der aus einer anderen Gegend kommt, der an etwas anderes glaubt. Dass man gerade mit diesen Menschen das Gespräch sucht, um eine Verbindung aufzubauen, den anderen Menschen respektvoll kennenzulernen. Wenn man immer im Gespräch bleibt, ist für das gesellschaftliche Miteinander viel gewonnen und viel getan. Und genau das machen wir.“
Pfarrer Gregor Hohberg
Lage und Aussehen des “House of One”
Das einzigartige Gebäude entsteht inmitten von Berlin. Zwischen dem Alexanderplatz und dem Potsdamer Platz und nur wenige Gehminuten vom Humboldt-Forum und vom Auswärtigen Amt entfernt. Bis zum Jahr 1964 stand hier 700 Jahre lang die Petrikirche. Lange war der Ort daher eine archäologische Ausgrabungsstätte. In fünf Jahren soll hier das “House of One” stehen und bis zu 40 Meter in den Himmel ragen. Ein gemauerter Steinbau mit Synagoge, Kirche, Moschee, welche sich rund um einen zentralen Begegnungsraum befinden. Die Kosten, die zum größten Teil bereits gedeckt sind, belaufen sich auf 43,5 Millionen Euro.
Gerade für die muslimischen Mitbürger:innen hat die zentrale Lage eine große Bedeutung, erklärt Imam Osman Örs, einer der am Projekt beteiligten Imame. Er erklärt, in Berlin lägen die mehr als 80 Moscheen oder muslimischen Gebetsräume nämlich bislang meistens in ärmeren Vierteln wie Neukölln, Wedding oder Moabit.
„Das wird tatsächlich die zentralste Moschee in Berlin werden.“
Imam Osman Örs
Unterstützer:innen aus Politik und Gesellschaft
Das Projekt kann sich an einer hohen Anzahl von Unterstützer:innen erfreuen. Neben der finanziellen Unterstützung vom Bund und dem Land Berlin, erfreut sich das 2020 eingesetzte Stiftungskuratorium des „House of One“ an prominenten Mitglieder:innen. Dem Kuratorium gehören der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff, der Generalintendant des Humboldt-Forums, der Intendant des Deutschen Theaters, die Direktorin des Jüdischen Museums, der Intendant des Hauses der Kulturen der Welt und der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz an. Auch Berlins Bürgermeister zeigte sich begeistert von der neuen Begegnungsstätte und sagte zu dem Projekt: “Wo, wenn nicht hier?”
Beitragsbild: Grundsteinlegung House of One am 27. Mai 2021 mit Pfarrer Gregor Hohberg, Rabbiner Andreas Nachama und Imam Kadir Sanci (v.l.) © House of One/René Arnold