Wie eine weltweite Initiative die Diskriminierung auf den Straßen entfernt
Bist du auf der Straße schon mal an diskriminierenden Symbolen oder Schriftzügen vorbeigekommen? Was ist dir dabei durch den Kopf gegangen? Und hast du sie überhaupt bemerkt? Die Erasing Hate Bewegung nimmt sich dessen an und verändert das Straßenbild. Damit ist sie gleichzeitig auch ein starkes Plädoyer für mehr Zivilcourage.
Ein Moment, der alles verändert
Corey Fleischer war Inhaber einer Firma für Hochdruckreinigungen in Kanada. Er verdiente zwar genug Geld, um davon zu leben, doch er fühlte sich lange Zeit auf der Suche nach einem tieferen Sinn, nach einer Bestimmung. Eines Tages kam er auf dem Weg zu einem Kunden an einem Hakenkreuz-Graffiti vorbei. Ohne sich dessen bewusst zu sein, sollte dieser Moment Coreys Leben verändern. Er hätte sich dazu entscheiden können, das Hakenkreuz zu ignorieren, wie all die anderen Passanten, die tagtäglich daran vorbei liefen. Doch Corey schnappte sich stattdessen seinen Hochdruckreiniger und beseitigte sein aller erstes „Stück Hass“. Und das nicht ohne Konsequenzen. In einem TEDx-Talk berichtet er: „Dieses 15-sekündige Entfernen eines Hakenkreuzes gab mir das Gefühl, nach dem ich mein ganzes Leben gesucht hatte“.
Mehr als nur ein Hobby
Das, was in den Jahren darauf passiert, bezeichnet Corey selbst als eine Art Sucht. Eine Sucht nach dem Gefühl, die Welt von Hass zu befreien. Alles was er dafür braucht sind ein Hochdruckreiniger, Wasser und ein Auto. Als er beginnt, Videos davon über soziale Medien zu teilen, passiert etwas Unerwartetes: Sein Hobby wird zu einer weltweiten Bewegung.
Es betrifft uns alle
Die Verbreitung von Erasing Hate bringt Corey Fleischer schließlich auch in Kontakt mit Menschen, die von den diskriminierenden Symbolen selbst betroffen sind. Als er bei einer Preisverleihung auf Überlebende des Holocaust traf, bekam Erasing Hate für Corey eine neue Dimension. Es ging plötzlich nicht mehr um ihn und das gute Gefühl, das ihm sein Engagement verlieh. Es ging um die Menschen, die täglich mit den Symbolen des Hasses auf unseren Straßen konfrontiert sind. Vor allem realisierte Corey allerdings, dass dieser Hass uns alle betrifft. Egal, ob er gegen Homosexuelle, Flüchtende, Frauen oder Religionen gerichtet ist. Niemand sollte sich an den Anblick von Hass gewöhnen müssen; Hass darf nicht zum Alltag gehören oder gar normalisiert werden. Tatsächlich ist die Normalisierung der Symbole auf unseren Straßen ein Punkt, den auch Corey Fleischer immer wieder betont. Er fragt sich, wie viele Menschen einfach an ihnen vorbei gegangen sind, bevor irgendjemand auf die Idee kam, sie zu entfernen.
Corey berichtet zum Beispiel von einem Hakenkreuz, dass 15 Jahre lang an der Hauswand einer jüdischen Familie prangerte. Die alleinerziehende Mutter hatte versucht es mit Farbe zu übermalen, denn professionelle Reinigungen waren zu teuer. Erst als sie erfuhr, dass jede:r derartige Symbole bei Erasing Hate melden kann, wurde es endlich und kostenlos entfernt.
Eine Bewegung, der sich Jede:r anschließen kann
Inzwischen ist die Erasing Hate Bewegung gewachsen und ermutigt Menschen auf der ganzen Welt, dem Hass die Stimme zu nehmen. Corey hätte früher selbst nicht geglaubt, darin eine Bestimmung zu finden. Heute möchte er andere inspirieren, dasselbe zutun.
„Ich bin 37 Jahre alt, ich renne durch die Stadt mit meiner Batmanmaske, entferne Hakenkreuze und ich habe einen Abschluss in Frauenforschung.Wenn das nicht beweist, dass du im Leben alles tun kannst was du willst, dann weiß ich nicht was sonst.“
Corey Fleischer
Beitragsbild: George Brynzan / Unsplash