Eine Studie zeigt: Weltweit wollen Menschen den Klimaschutz unterstützen, es folgen aber nicht immer Handlungen. Einige Hürden lassen sich jedoch leicht beheben.
Eine Umfrage zeigt eine breite Zustimmung der Menschen in 125 Ländern zum Klimaschutz und eine hohe Bereitschaft, einen kleinen Teil ihres Einkommens dafür zu zahlen. Gleichzeitig unterschätzen die Befragten die Zahlungsbereitschaft anderer für den Klimaschutz. Diese Ergebnisse stellen Forscherinnen und Forscher der Universitäten Frankfurt, Bonn und Kopenhagen jetzt in der Zeitschrift „Nature Climate Change“ vor.
An der Umfrage nahmen knapp 130.000 Personen teil, die nach dem Zufallsprinzip anhand ihrer Telefonnummer oder Adresse ausgewählt wurden. Sie beantworteten vier bewusst allgemein gehaltene Fragen zu ihrer Zustimmung zum Klimaschutz.
Wahrnehmungslücke bei Unterstützung für den Klimaschutz
Gut zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie bereit wären, „ein Prozent ihres monatlichen Einkommens für den Kampf gegen die Erderwärmung zu spenden“. Dagegen schätzten sie, dass nur 43 Prozent ihrer Mitmenschen dazu bereit wären. Es gebe also eine „Wahrnehmungslücke“, schreiben die Forscher: Die Unterstützung für den Klimaschutz werde weltweit unterschätzt. Das wiederum führe dazu, dass die Menschen weniger bereit seien, selbst etwas gegen den Klimawandel zu tun. Ähnliche Ergebnisse hatten die Forschenden bereits zuvor für eine Stichprobe aus den USA veröffentlicht.
Die Ergebnisse zeigen auch, dass Menschen in Ländern mit einem niedrigeren Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt und in Ländern mit höheren Durchschnittstemperaturen eher bereit sind, für den Klimaschutz zu zahlen. Die Forscherinnen und Forscher erklären dies damit, dass diese Länder anfälliger für die Folgen des Klimawandels sind. Auf die Frage, ob die Menschen im jeweiligen Land bzw. die nationale Regierung mehr für den Klimaschutz tun sollten, gab es weltweit eine recht konstante Zustimmung von 86 bzw. 89 Prozent.
„Es ist also womöglich gerade in den Ländern mit hohem Einkommen wichtig, Motivation nicht aus der Angst, sondern aus positiven Zukunftsvisionen zu generieren. Wahrscheinlich braucht es mehr positive Zukunftsvisionen, damit die Leute nicht immer nur einen Verlust der Lebensqualität sehen – den Verzicht –, sondern den Gewinn an Lebensqualität, beispielsweise durch sauberere Luft, wie auch, dass die Alternativen gar nicht so weh tun wie erwartet (Stichwort Verzicht auf Plastikbeutel).“
Dr. Mirjam Jenny, Wissenschaftliche Geschäftsführerin, Institute for Planetary Health Behaviour (IPB), Universität Erfurt
Die Autorinnen und Autoren empfehlen auf Basis ihrer Studie, Klimaschutz stärker als Interesse einer breiten Mehrheit zu vermitteln. So könne ein positiver Rückkopplungseffekt entstehen, bei dem eine höhere wahrgenommene Zustimmung zum Klimaschutz zu mehr tatsächlichem Klimaschutz führe.
„(Ich hoffe), dass diese Studie die Staats- und Regierungschefs der Welt dazu ermutigen wird, mutigere Entscheidungen zu treffen und den Klimawandel in unserer Politik und Wirtschaft priorisieren. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die überwältigende Mehrheit der Weltbevölkerung den Kampf gegen die globale Erwärmung unterstützt, bereit ist, einige Kosten für den Klimaschutz in Kauf zu nehmen, und von ihren politischen Vertreterinnen mehr Klimaschutz fordert.”
Prof. Dr. Ilona Otto, Professorin für Gesellschaftliche Auswirkungen des Klimawandels, Wegener Center für Klima und Globalen Wandel, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich
Die Beispiele und Aussagen der Expertinnen zeigen, dass eine Überarbeitung der Klimaschutzkommunikation positive Effekte haben könnte. Wenn die Menschen statt mit Ängsten mit den Chancen des Klimaschutzes konfrontiert werden UND gleichzeitig sehen, dass dieser von einer breiten Masse getragen wird, dann könnte dies deutlich zielführender sein als die bisherige Art der Kommunikation. Oder wie wir in unserer Redaktion sagen würden: Good News statt Bad News.