Ab Januar 2026 übernehmen gesetzliche Krankenkassen in Deutschland die Kosten für eine Fettabsaugung bei Lipödem – unabhängig vom Stadium der Erkrankung.
Der Gemeinsame Bundesausschuss hat entschieden: Wer an einem Lipödem leidet, kann sich die Fettabsaugung künftig von der Krankenkasse bezahlen lassen – nicht mehr nur im Spätstadium, sondern in allen Stadien der Krankheit. Diese Entscheidung gilt ab dem 1. Januar 2026 und beendet jahrelange Einschränkungen. Für viele Frauen, die bislang vergeblich auf Hilfe hofften, ist das eine enorme Erleichterung.
Klare Regeln für die Kostenübernahme
Trotz des erweiterten Anspruchs müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Vor einer Operation ist eine mindestens sechsmonatige konservative Behandlung vorgeschrieben. Dazu zählen Kompressionsstrümpfe, Lymphdrainage oder gezielte Bewegungstherapie. In den letzten sechs Monaten vor dem Eingriff darf das Körpergewicht nicht zugenommen haben. Wer einen Body-Mass-Index zwischen 32 und 35 hat, muss zusätzlich ein unauffälliges Verhältnis von Taillenumfang zu Körpergröße vorweisen.
Liegt der BMI bei 35 oder höher, ist vor der Fettabsaugung eine spezielle Adipositasbehandlung nötig. Ab einem Körpergewicht von 120 Kilogramm ist der Eingriff generell ausgeschlossen. Die Diagnose muss außerdem von zwei unabhängigen Fachärzt:innen bestätigt werden. Operieren dürfen nur Ärzt:innen mit nachweislich umfangreicher Erfahrung auf diesem Gebiet.
Warum jetzt?
Bisher übernahm die gesetzliche Krankenversicherung eine Lipödem-Operation nur in besonders schweren Fällen und selbst das nur im Rahmen eines befristeten Leistungsanspruchs. Diese Einschränkung wurde im Juni 2025 vom Bundessozialgericht als rechtswidrig erklärt. Ausschlaggebend war die unzureichende wissenschaftliche Grundlage bei Einführung der Regelung im Jahr 2019.
Jetzt liefert eine seit 2021 laufende Studie belastbare Daten: Die Lipödem-Operation bringt Patientinnen in allen Stadien nachhaltige Verbesserungen, sowohl körperlich als auch psychisch. „Zum jetzigen Stand reicht die Evidenz, und sie ist positiv“, erklärte der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses Josef Hecken bei der Vorstellung des Beschlusses.
Was ist ein Lipödem?
Das Lipödem ist eine chronische, schmerzhafte Fettverteilungsstörung, von der in Deutschland rund vier Millionen Menschen betroffen sind, fast ausschließlich Frauen. Typisch sind symmetrische Schwellungen an Beinen, Hüften und Armen, begleitet von Druckempfindlichkeit, Bewegungseinschränkungen und psychischem Leidensdruck. Die Erkrankung wird in drei Stadien eingeteilt, von feinen Knötchen unter der Haut bis hin zur Wammenbildung.
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