Fake News gewinnen vor allem in den sozialen Medien immer mehr an Reichweite, mit teils gravierenden Konsequenzen. Immer mehr Organisationen gehen darum gegen Falschinformationen vor. Von Satire über tiefgehende Faktenchecks zu Aufklärungskampagnen über TikTok eint sie vor allem eines: Der Glaube daran, dass die Mehrheit eben doch die Wahrheit erkennt – und, dass gute Aufklärung gegen Desinformation hilft.
Diesen Artikel aus unserem Printmagazin „Irgendwas mit Medien“ und weitere Vorteile gibt’s im GNM+ Abo. Unsere ePaper hier lesen.
„Fake News werden immer professioneller, werden immer mehr und werden auch immer erfolgreicher. Durchs Lügen kann man der mächtigste Mensch der Welt werden. Also: Lügen zahlt sich aus.“ Harte Worte aus dem Mund eines Faktencheckers. Seit elf Jahren decken Thomas Laschyk und sein Team über den Blog Volksverpetzer Falschnachrichten auf. Seine Bilanz klingt drastisch, doch auf meine Frage, ob die Lage also hoffnungslos sei, erklärt er vehement: “Im Gegenteil! Ich bin fest davon überzeugt, dass das, was wir machen, funktioniert!”
Warum er so überzeugt ist? Unter anderem, weil immer noch der Großteil der Menschen eben nicht an Fake News glaubt. Volksverpetzer setzt sich insbesondere gegen Fake News aus rechten Kreisen ein, darum waren die Proteste im Frühjahr 2024, als Millionen von Menschen gegen den Rechtsruck auf die Straße gingen, für Thomas ein klares Zeichen: “Abgesehen von der friedlichen Revolution bei der Wende waren in der deutschen Geschichte nie so viele Menschen auf der Straße. Du willst mir doch nicht sagen, dass wir da keine Chance haben, dass wir keine Mehrheit haben!”
Genau diesen Eindruck können Fake News allerdings vermitteln. Sie verzerren unsere Wahrnehmung und lassen uns glauben, dass die Welt schlechter ist, als sie ist. Ein einfaches Mittel dagegen gibt es nicht – wohl aber eine Vielzahl von Wegen, gegen Desinformationen vorzugehen. Noch ein – fundierter – Grund für positives Denken vorneweg: Je früher wir anfangen, uns mit medialer Berichterstattung und der Art, wie Medien manipulieren und manipuliert werden können, auseinanderzusetzen, desto erfolgreicher widerstehen wir Falschinformationen. Das ist Fakt.
Wahre Informationen über falsche Nachrichten
Machen wir gleich mit Fakten weiter. Fake News, auf Deutsch also “gefälschte Nachrichten”, sind uns allen wohl spätestens seit Donald Trumps erstem Wahlkampf ein Begriff. Die Heinrich Böll Stiftung definiert Fake News als “falsche und irreführende Informationen, die bewusst verbreitet werden, um die öffentliche Meinung zu manipulieren oder aus anderen Motiven heraus” und verweist damit gleich auf das Kernproblem von Fake News: Sie manipulieren und führen so häufig zu Misstrauen und gesellschaftlichen Spaltungen.
Dabei ist es aus verschiedenen Gründen schwierig, gegen (auch offensichtlich) gefälschte Informationen vorzugehen. “Fake News überzeugen nicht durch Fakten, sondern durch Wiederholungen”, erklärt Thomas. Sogar einmaliges Sehen einer Falschnachricht reicht laut einer 2018 im Journal of Experimental Psychology veröffentlichten Studie, um sie für uns glaubwürdiger erscheinen zu lassen – wenn auch nur minimal. Mit jedem weiteren Mal steigt die Glaubwürdigkeit. Studien belegen zudem, dass Lügen sich schneller verbreiten als die Wahrheit und dass sich Falschinformationen in unseren Köpfen (und gesellschaftlichen Debatten) deutlich länger halten, auch wenn sie schon längst entkräftet wurden.
Dazu kommt, dass der Algorithmus von Social Media dafür sorgt, dass jemand, der die oft reißerischen Schlagzeilen angeklickt hat, die Falschinformationen verbreiten, immer mehr solcher Fake News angezeigt bekommt – und immer weniger Nachrichten, die diesen widersprechen. So wird es leicht, in einen Strudel der Desinformation hineingezogen zu werden.
Kann man denn Leute überhaupt noch abholen, die in einem solchen Strudel gefangen sind? Über Diskussionen im echten Leben auf jeden Fall, meint Thomas, selbst dann, wenn sie schon sehr tief drinstecken. Aber über Social Media sei das schwierig: “Viele Menschen weigern sich aus ideologischen Gründen, Richtigstellungen von Fake News anzunehmen. Selbst wenn du ein komplett unabhängiger Faktenchecker bist, giltst du als voreingenommen, wenn du zu oft Informationen verbreitest, die dieser bestimmten Gruppe Menschen nicht gefallen”.
Den Spieß umdrehen
Das ist auch der Grund, warum klassische Faktenchecks zu…
Das funktioniert im Einsatz gegen Fake News