Der Umsatz von Fairtrade-Produkten in Deutschland ist im Jahr 2024 um 13 Prozent gestiegen. Mit 2,9 Milliarden Euro waren die Erlöse so hoch wie nie zuvor.
Fairtrade-Produkte erfreuen sich aktuell großer Beliebtheit: Laut dem Verein Fairtrade Deutschland ist der Umsatz von Fairtrade-Produkten hierzulande im Jahr 2024 um 13 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro gestiegen – ein neuer Rekord. Der Absatz stieg um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr, der stärkste Zuwachs seit vier Jahren. Dies zeigt, dass der höhere Umsatz nicht allein durch höhere Preise zustande gekommen ist.
Siegel als nachhaltiges Qualitätssymbol
Die Organisation Fairtrade hat das Ziel, gerechtere Bedingungen für Lebensmittelproduktionsbetriebe zu schaffen. Dies realisiert sie mithilfe von Mindestpreisen und einer Prämie für die Unternehmen – um Preisschwankungen auszugleichen und nachhaltige Investitionen vor Ort zu fördern. Das entsprechende Siegel signalisiert den Kund:innen, dass bestimmte Kriterien innerhalb der Wertschöpfungskette eines Produktes erfüllt werden.
Diese basieren auf den drei Säulen des fairen Handels – sie umfassen soziale, ökologische sowie ökonomische Aspekte. Dazu gehören beispielsweise angemessene Arbeitsbedingungen, umweltschonender Anbau oder transparente Handelsbeziehungen. Typische Produkte, welche mit einem Fairtrade-Siegel gekennzeichnet werden, sind Kaffee, Kakao, Bananen, Schnittblumen, Saft, Tee, Reis, Honig, Wein und Zucker.
Höhere Prämie
Den größten Anstieg der Absatzmenge im Vergleich zum Vorjahr wiesen Kakaobohnen (+ 11 Prozent) und Rosen (+ 10 Prozent) auf. Mit Bananen (+ 7 Prozent) und Kaffee (+ 6 Prozent) legten weitere wichtige Produktgruppen zu. Das Wachstum hat viel mit der Fairtrade-Prämie zu tun – der Bonus, den Produktionsbetriebe zusätzlich zum Verkaufspreis erhalten, ist 2024 angestiegen.
Ein Gesamtjahresvolumen von 44 Millionen Euro ermöglicht herstellenden Unternehmen noch größere Investitionen in Projekte am Produktionsort, wie z.B. bessere Ausrüstung oder Weiterbildung. Kooperationsnetzwerke zu Finanzierungsquellen aus Privatwirtschaft und Staat werden gestärkt und sorgen für finanzielle Stabilität bei Produktionsbetrieben sowie die Sicherung von Lieferketten.
So entsteht ein höherer Anreiz für Unternehmen, fair zu wirtschaften. Sie profitieren von den Vorteilen der Fairtrade-Standards und erhalten eine hohe Prämie, die nachhaltige Arbeitsbedingungen und eine höhere Qualität des Endprodukts ermöglicht.
Mehr Sichtbarkeit und bewusster Konsum
Die Folge des Anstiegs fair hergestellter Produkte ist, dass Fairtrade-Waren für Kund:innen im Alltag immer präsenter werden. Mittlerweile finden sich mehr als 8.700 Produkte in Supermärkten, Discountern, Drogerien, im Fachhandel und in der Gastronomie – fast 600 Unternehmen arbeiten inzwischen mit der Organisation zusammen.
Die zunehmende Präsenz im öffentlichen Raum geht laut Robert Kecskes, Senior Insights Director bei YouGov Shoppers Intelligence, auch mit einer hohen Nachfrage einher. „In Deutschland gibt es grundsätzlich ein hohes Verbraucherinteresse am fairen Handel“, so seine Analyse zur positiven Absatzentwicklung. Die Studie „GfK Consumer Life“ aus dem Jahr 2023 stützt die These: Sie zeigt, dass zwei Drittel der Verbraucher:innen bereit sind, für nachhaltige Produkte mehr zu zahlen. Dabei wird ein Aufschlag von bis zu zehn Prozent als akzeptabel angesehen, zeigen andere Umfragen.
Auch in Krisenzeiten scheint wertebasiertes Einkaufen bei den Kund:innen hohe Priorität zu haben. So stiegen 2022 in Großbritannien die Verkaufszahlen von Fairtrade-Produkten trotz Pandemie und Inflation um 16 Prozent. Auf ähnliche Ergebnisse kam Fairtrade in den USA.
Das Vertrauen in das Fairtrade-Siegel scheint immer weiter zu steigen, und es kommt mittlerweile in Produktkategorien aus dem Mainstream an. Insbesondere die jungen Generationen um die GenZ und die Millennials haben ein großes Bewusstsein für nachhaltige Themen und achten zunehmend auf entsprechende Siegel bei der Kaufentscheidung.
Dass sich der Trend mit den neuen Ergebnissen von Fairtrade Deutschland bestätigt, ist ein wichtiges Zeichen an Lebensmittelproduktionsbetriebe: Kund:innen legen Wert auf die Herkunft und Produktionsbedingungen ihrer Produkte, und sie treffen ihre Kaufentscheidungen entsprechend.
Beitragsbild von Eric Mclean auf pexels