Um Madrid wird eine grüne Stadtmauer gepflanzt. Der 75 Kilometer lange Klima-Schutzwall kühlt, speichert CO2 und schafft neue Arbeitsplätze.
In vielen alten Städten sehen wir Reste von Stadtmauern. Sie boten Schutz gegen Angriffe. Diese Idee zum Schutz einer Stadt wird in Madrid übertragen auf einen 75 Kilometer langen Wall – eine natürlich wachsende Stadtmauer. Genannt wird das Projekt „Wald der Metropolregion“.
Flucht ans Meer
Madrid hat etwa 3,4 Millionen Einwohner:innen. In der Metropolregion leben mehr als sechs Millionen Menschen. Madrid wird im Sommer heißer als die meisten anderen Städte in Spanien und Europa. Dazu kommt die schlechte Luftqualität in der Hauptstadt Spaniens durch das hohe Verkehrsaufkommen. Deshalb zieht es viele Madrileninnen und Madrilenen im Juli und August ans Meer.
Der grüne Klima-Schutzwall
Ein neuer Wald wird um die gesamte Stadt gepflanzt. Der Klima-Schutzwall wird kein glatter Ring wie eine Stadtmauer. Viel eher soll der Stadtwald Brachflächen, die neu bepflanzt werden, mit vorhandenen Parks und Wäldern verbinden. Es wird große und kleine Wald-Flächen geben, wie auf dem Titelbild zu sehen ist. Begrünte Brücken führen über Autobahnen, so können Tiere zwischen den Wäldern wandern. Die Bepflanzung der 600 Hektar großen Flächen kosten nach heutiger Planung 75 Millionen Euro.
Dieser finanzielle Einsatz soll nicht nur die Gesundheit von Menschen schützen, sondern kurbelt auch die regionale Wirtschaft nachhaltig an. Denn der „Wald der Metropolregion“ schafft neue Arbeitsplätze. Klima- und Umweltschutz werden im Arbeitsmarkt eine immer größere Rolle spielen.
175.000 Tonnen CO2
Der „Wald der Metropolregion“ wird mehrere Funktionen kombinieren. Wenn bis 2032 etwa 500.000 Bäume gepflanzt worden sind, speichern sie jährlich 175.000 Tonnen klimaschädliches CO2. Blätterdächer bilden eine Isolationsschicht. „Deshalb sind die sommerlichen Höchsttemperaturen im Wald viel niedriger als im Freien – im Schnitt 4 Grad.“ Natürlich profitieren auch viele Tiere von den neuen Wäldern, und der grüne Stadtwall steigert den Schutz der Artenvielfalt.
„Wir wollen die Luftqualität in der ganzen Stadt verbessern, den Wärmeinseleffekt in der Stadt bekämpfen, die von der Stadt erzeugten Treibhausgasemissionen absorbieren und alle bereits vorhandenen Waldareale miteinander verbinden“, erklärt Stadtplaner Mariano Fuentes.
360 Grad Nachhaltigkeit
Der Klima-Schutzwall ist Teil des „Plan Madrid 360“. Es geht um Umweltschutzes und Steigerung der Lebensqualität, immer mehr autofreie Straßen, landesweit Tempo 30 auf einspurigen Straßen in Städten und die Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger in alle Projekte.
Kein Park
Madrid zählt zu den grünsten Städte der Welt. Pro Einwohner:in gibt es 22,83 Quadratmeter Parks und Grünflächen. Um das Projekt „Wald der Metropolregion“ ressourcenschonend zu realisieren, wird der 75 Kilometer lange Stadtwald aus einheimischen Bäumen gepflanzt, die mit wenig Wasser auskommen. Außerdem wird der Wald kein Park, denn der bräuchte eine aufwändige Parkpflege.
Einblicke in das Projekt bieten dieses Dossier auf Spanisch und dieses Video auf Deutsch:
Beitragsbild: „Comunidad de Madrid“ von Alberto Hernández für El Mundo