Der Europa-Park wird mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2024 ausgezeichnet und gilt als “Impulsgeber des nachhaltigen Wandels in Deutschland”.
Eine eigene Stromerzeugung, Müllvermeidung durch Mehrwegangebote und 400.000 angesiedelte Bienen: Diese und weitere Maßnahmen machen den Europa-Park in Südbaden zu einem nachhaltigen Vorbild in der Branche. Die Nachhaltigkeitsstrategie soll nun mit einem Preis geehrt werden.
Deutschlands größter Freizeitpark
Die beeindruckende Größe von 95 Hektar und ganze 6 Millionen Besucher:innen jährlich lassen eine gute Klimabilanz nicht unbedingt vermuten. Doch der Europa-Park tut viel, um seinen ökologischen Fußabdruck zu verbessern. Um das zu honorieren, wird der größte Freizeitpark Deutschlands in diesem Jahr für seine „beispielhaften Beiträge zur Transformation“ von der Fachjury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises gelobt und ausgezeichnet. Der Park ist sich seiner Auswirkungen auf die Umwelt bewusst und hat sich in den letzten Jahren einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie verschrieben. So entschied man sich beispielsweise 2023 dafür, die neuen gesetzlichen Anforderungen zum Angebot von Mehrwegbechern nicht nur zu erfüllen, sondern Einwegbecher kurzerhand komplett abzuschaffen.
Wer den Europa-Park besucht, den erwartet eine liebevoll ausgestaltete Reise durch verschiedene europäische Länder. Dabei wird auch vor der jeweils landestypischen Vegetation, dem passenden Gestein und der entsprechenden Gastronomie kein Halt gemacht. Dazu kommen über 100 Attraktionen in Form von Achterbahnen und Live-Shows. 2019 wurde zusätzlich noch die riesengroße Wasservergnügungswelt eröffnet: “Rulantica” hat 38 Rutschen und 14 Themenbereiche – aber auch eine vielfältige Gartenwelt, in der etwa acht große Bienenvölker angesiedelt wurden.
Was den Europa-Park grüner macht
Der Europa-Park setzt bei seiner Nachhaltigkeitsstrategie vor allem auf den Einsatz von erneuerbaren Energien und das Schonen von Ressourcen. Im Süden Deutschlands liegen die sonnigsten Regionen des Landes, die prädestiniert für den Einsatz von Solarenergie sind. Mit knapp 4.600 Solarmodulen macht sich der Park dies zunutze und bezieht insgesamt bis zu 25 Prozent seines Stromes aus eigener Erzeugung. Die Module wurden über einem 300 Meter langen Gang installiert, der den Weg zum Parkplatz bildet, und können im Jahr bis zu 1,4 Millionen Kilowattstunden Ökostrom erzeugen. Dazu kommen weitere Solarpaneele auf dem Parkplatz bei “Rulantica”, welche den jährlichen Strombedarf von 300 bis 400 Haushalten abdecken könnten.
Bei der Bewässerung der zahlreichen Grünflächen in den Themenbereichen wird auf eine Eigenwasserversorgung mit Brauchwasser gesetzt. Das heißt, es wird durch ein eigenes Tiefbrunnensystem sichergestellt, dass gebrauchtes Wasser beispielsweise mehrmals zum Gießen genutzt werden kann. Der Nachhaltigkeitsbeauftragte Christof Burgbacher betont, dass bei der Bepflanzung außerdem Rindenmulch, wasserspeicherndes Granulat, Sand- sowie Kiesfilter genutzt werden und die Bewässerung der Pflanzen mithilfe von Tropfschläuchen und Regensensoren erfolgt. Das ermöglicht ein ressourcenschonendes Vorgehen, da nur so viel genutzt wird, wie auch gebraucht wird. In der Wasserwelt “Rulantica” können durch die Brunnensysteme sogar 80 Prozent des Badewassers wiederverwertet werden, sodass nur 20 Prozent des täglichen Wasserbedarfs aus dem Leitungswassernetz stammen.
Weniger Müll und Elektroshuttles
Neben der Energie spielt auch der Umgang mit Abfall eine große Rolle in der Nachhaltigkeitsstrategie des Europa-Parks. Burgbacher schätzt, dass durch den Verzicht auf Einwegbecher in den ersten sechs Wochen der Maßnahme rund zwei Tonnen Müll eingespart werden konnten. Auch bei der Anlieferung von Waren wird weniger Abfall produziert, da anstelle von Kartonage Mehrwegboxen genutzt werden. Für eine besonders strikte und saubere Mülltrennung wird außerdem im parkeigenen Wertstoffhof in 20 Abfallkategorien unterschieden und entsprechend sortiert. So konnte die Müllmenge in Deutschlands größtem Freizeitpark Burgbacher zufolge bereits um mehr als die Hälfte verringert werden.
In Sachen Mobilität stehen den Mitarbeitenden Elektrofahrzeuge oder Fahrräder zur Verfügung, wenn die Strecke nicht ohnehin zu Fuß zu bewältigen ist. Dafür stellt der Park 180 Elektrofahrzeuge und 150 Fahrräder bereit. Auf den Parkplätzen wurde in den letzten Jahren verstärkt die Installation von Ladesäulen gefördert. Mittlerweile gibt es 50 Ladesäulen auf den Parkplätzen des Parks. Eine beachtliche Anzahl, die aber noch ausbaufähig ist, wenn man die Besucherzahl im Blick behält. Diese beläuft sich an Spitzentagen auf ca. 30.000 Besucher.
Ein Nachhaltigkeitsbeauftragter schaut nach
Damit weiterhin an den bestmöglichen Lösungen für die Nachhaltigkeit in Deutschlands größtem Freizeitpark geplant werden kann, gibt es im Europapark den Nachhaltigkeitsbeauftragten Christof Burgbacher. Er befasst sich in seiner täglichen Arbeit mit den drei Säulen der Nachhaltigkeit: der ökologischen, ökonomischen und der sozialen. Zu seinen Hauptaufgaben gehört es dabei, die Nachhaltigkeit in einfache Abläufe des Europaparks einzubauen. Das ultimative Ziel ist es, die Nachhaltigkeit schlank und effizient in tägliche Routinen zu integrieren, so wie es beispielsweise bei der Elektromobilität für Mitarbeitende der Fall ist. Für die Zukunft sollen auch 60 Prozent des Wasserverbrauchs in den parkeigenen Hotels durch Sparmaßnahmen bei der Reinigung von Gläsern und Geschirr vollzogen werden. Das bildet ein weiteres Beispiel für nachhaltige Einsparmaßnahmen in alltäglichen Abläufen.
Vorbildfunktion für andere Freizeitparks
Die Fachjury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises ist den Fragen nachgegangen: Welche Unternehmen und Einrichtungen in Deutschland bewältigen die für die Nachhaltigkeit spezifischen Herausforderungen dieser Branche am besten? Wer leistet wirkungsvolle Beiträge zum Wandel im eigenen Betrieb oder durch Produkte und Dienstleistungen? Wo werden die Chancen der Transformation besonders erfolgreich und beispielhaft genutzt? Der Europapark nahm in seiner Branche eine herausragende Stellung ein. Mit einem Fokus auf transformative Beiträge zur Nachhaltigkeit und einem Weiterdenken auf mehreren Ebenen, sticht der Europapark heraus und stellt eine Vorbildfunktion dar, so die Fachjury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises.
Mit der Auflistung all dieser Positivbeispiele darf jedoch nicht vergessen werden, dass ein Freizeitpark in jeglicher Form niemals ein klimafreundliches Projekt darstellen wird. Die Energiekosten und die Bewirtungen von mehreren tausend Menschen am Tag haben immer ihren Preis für die Umwelt. Es ist jedoch hervorzuheben, mit welchen Projekten der Europa-Park schon in den frühen 2010er Jahren anfing, auf Nachhaltigkeit umzustellen und diese auch kontinuierlich im Blick behält. Es ist von großer Bedeutung, einen so komplexen und großen Aspekt wie die Nachhaltigkeit im Bau und der Planung eines Parks, indem die Vergnügung im Mittelpunkt steht, einzubeziehen. Für diesen Beitrag wird der Europapark ausgezeichnet. Der Preis wird am 28. November 2024 feierlich in Düsseldorf übergeben.