Auf dem Weg zur Selbstständigkeit

das ist ein GNM+ ArtikelUnterstützung im Alltag und Studium: erste betreute WG für autistische Studierende

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von | 5. Juni, 2022

Um Studierende mit einer Diagnosen aus dem autistischen Spektrum im Alltag und Studium zu unterstützen, gibt es in Karlsruhe die erste betreute WG.

Studium, Auszug von Zuhause, Umzug in eine neue Stadt – der Beginn des Studiums bedeutet für viele junge Menschen einen großen Schritt und ist häufig mit neuen Herausforderungen verbunden. Um autistischen Studierenden den Auszug aus dem Elternhaus zu erleichtern und sie im Alltag und im Studium zu unterstützen, gibt es in Karlsruhe die erste WG für Studierende mit einer Diagnose aus dem autistischen Spektrum. So können die Studierenden am studentischen Leben teilhaben und soziale Kontakte knüpfen. Zudem lernen sie Methoden, um ein selbstständiges Leben führen zu können.

Das Ziel: Mehr Selbstständigkeit und ein eigenständiges Leben

Autismus oder Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) bezeichnet eine komplexe neurologische Entwicklungsstörung und können auch als Störungen der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung beschrieben werden. Die Ausprägungen können sich dabei individuell stark unterscheiden, weswegen von einem Spektrum gesprochen wird. Unterschiede im Vergleich zu nicht-autistischen Menschen können die Wahrnehmungsverarbeitung, die Denk- und Lernstile, die Art der sozialen Interaktion und Kommunikation und manche Verhaltensweisen betreffen.

Schwierigkeiten, beispielsweise bei der sozialen Kommunikation und Interaktion, können auch im Alltag und im Studium zu Herausforderungen führen. Um autistische Studierende dabei zu unterstützen, gibt es deshalb seit Oktober letzten Jahres in Karlsruhe eine betreute WG der seemann autismus autark gGmbH, welche sich für Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung einsetzt.

Die WG in Karlsruhe ist damit die erste betreute WG für autistische Studierende in Deutschland und unterstützt Autist:innen bei alltäglichen Aufgaben, wie der Organisation und Strukturierung des Alltags. Betreuungspersonen helfen ihnen zudem dabei, Methoden zu finden, um selbständig im Studium und Alltag zurechtzufinden und so ein eigenständiges Leben führen zu können. „Unser Ziel ist es, dass mit der Zeit immer weniger Hilfe benötigt wird“, erklärt Christian Hilbert, der Bereichsleiter für ambulant betreutes Wohnen der gGmbH.

„Unser Ziel ist es, dass mit der Zeit immer weniger Hilfe benötigt wird“

Christian Hilbert, Bereichsleiter für ambulant betreutes Wohnen

Das WG-Leben

Die Studierenden wohnen mittlerweile seit acht Monaten in der WG. Wie läuft das Zusammenleben bisher?
Die Bewohner:innen der WG haben sich gut eingelebt und sind glücklich mit ihrer neuen Wohnsituation. Die Wohngemeinschaft befindet sich auf einer Wohnanlage des Studierendenwerks Karlsruhe und hat insgesamt vier Zimmer für die Studierenden sowie ein zusätzliches Zimmer, welches als Büro und Rückzugsort für betreuende Personen genutzt werden kann. Zudem gibt es eine Gemeinschaftsküche und einen Essens- und Aufenthaltsraum. Wie in jeder WG gibt außerdem einen Putzplan, um die Wohnung sauber zu halten, gemeinsame Einkäufe und WG-Treffen, um zusammen Themen zu besprechen.

So können die Studierenden aktiv am Studentenleben teilhaben, soziale Kontakte knüpfen und sich bei Problemen oder Fragen zum Studium gegenseitig austauschen. Bei Herausforderungen im Alltag oder individuellen Schwierigkeiten erhalten sie die Unterstützung, die sie benötigen. “Das kann zum Beispiel die Alltagsstruktur oder den Lernbereich betreffen, aber beispielsweise auch die Begleitung zu Arztterminen oder Unterstützung beim Stellen von Anträgen”, so Christian Hilbert. 

Weitere Angebote und Pläne für die Zukunft

Die WG richtet sich an alle Menschen mit einer Diagnose aus dem autistischen Spektrum, die an einer Karlsruher Hochschule oder am KIT (Karlsruher Institut für Technologie) studieren. Doch auch Menschen, die nicht studieren, werden unterstützt. Neben der WG für Studierende gibt es deswegen auch eine Wohngemeinschaft für junge Erwachsene mit ASS, sowie Unterstützung für Autist:innen, die bereits selbstständig in einer eigenen Wohnung oder Wohngemeinschaft leben.

Das Projekt kommt gut an und die Angebote für betreutes Wohnen, sowie Unterstützung für selbständig wohnende Autist:innen werden stetig weiterentwickelt – auch wenn dahinter ein großer Organisationsaufwand steckt. Zudem ist das Projekt auf Wohnungsangebote in der Stadt und dem Landkreis Karlsruhe angewiesen – “Da suche ich händeringend”, so Herr Hilbert. Zukünftig ist es vorstellbar, dass das Angebot für junge Erwachsene und Studierende mit ASS noch erweitert wird und weitere Wohngemeinschaften angeboten werden können.

Beitragsbild: cottonbro/ Pexels

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    Sarah Zimmermann

    Sarah Zimmermann studiert im Master Journalistik und Kommunikationswissenschaft in Hamburg und hat während des Studiums ihre Leidenschaft für Journalismus entdeckt. Neben wissenschaftlichen Themen interessiert sie sich – unter anderem – für alles rund um Desinformation, Nachhaltigkeit, Tierschutz und Mental Health. Und da es häufig vor allem negative Themen in die Nachrichten schaffen, findet sie es schön und wichtig, darüber zu berichten, wie viele gute Nachrichten es jeden Tag gibt.

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