Der Mitgründer von The North Face hinterließ nicht nur eine Weltmarke, sondern auch Millionen Hektar geschützte Wildnis in Südamerika.
Douglas Tompkins hat geschafft, wovon viele träumen: Er gründete 1964 The North Face, half später seiner ersten Frau Susie, die Modemarke Esprit aufzubauen. Beide Marken wurden zu internationalen Ikonen. Doch je größer der Erfolg, desto drängender wurde für ihn eine unbequeme Wahrheit: Konsum und Umweltzerstörung gehören zusammen. 1990 zog er die Konsequenz, verkaufte seine Unternehmensanteile, reiste in die Wahlheimat Chile und kaufte riesige Landstücke. Im Jahr 2015 verstarb der Mitgründer der Outdoor-Marke nach einem Kayak-Unfall an Unterkühlung. Zu seinem Lebenswerk zählen gleich zwei Vermächtnisse: eine weltbekannte Modemarke und mehr als 4 Millionen Hektar geschütztes wildes Land.
Leidenschaftlicher Anwalt für die Umwelt
Gegenüber der deutschen Wochenzeitung Die Zeit äußerte Tompkins damals, er habe die „Schizophrenie” seines Tuns erkannt. Er habe begriffen, dass er Produkte mache, die niemand brauche und dass sie somit zur Umweltkrise beitragen würden. Nachdem Tompkins der Geschäftswelt den Rücken zugekehrt hatte, kaufte er mehrere Hundertausend Hektar große Landflächen in Südamerika auf, um diese zu schützen. Die spärlich bevölkerte Region erstreckt sich von Chile bis nach Argentinien und umfasst somit große Teile Patagoniens. Von da an kämpfte Tompkins hauptberuflich für den Umweltschutz. Er setzte sich gegen die Planung von Großprojekten wie Staudämmen und industrieller Lachsproduktion ein. Im Jahr 1994 heiratete er die ehemalige CEO der Marke Patagonia, Kristine McDivitt (heutige Kristine Tompkins). Zusammen stellten sie 200 Mitarbeiter:innen ein und erwarben in den Jahren darauf umgerechnet etwa 890.000 Hektar weiteres Land.
Die wachsenden Flächen wurden als private Naturschutzprojekte geführt und erst im späteren Verlauf an die Regierungen von Argentinien und Chile übertragen. Aus ihnen entstanden 13 Nationalparks, darunter der Parque Pumalín mit rund 400.000 Hektar und der Parque Nacional Patagonia. Gemeinsam zählt das Tompkins-Paar zu den erfolgreichsten Naturschutz-Philantropen der Geschichte. Kristine Tompkins ist heute die Präsidentin der Tompkins Conservation und setzt sich unermüdlich für die Wildnis Patagoniens ein.
Mehr als vier Millionen Hektar Schutzgebiet
Unter der chilenischen Präsidentschaft von Michelle Bachelet (2014–2018) wurde die Übernahme von circa einer Million Hektar Tompkins-Länder und weitere staatliche Erweiterungen zu parkfähigen Flächen von 3,6 Millionen Hektar vereinbart. In der Summe ergibt das nach Angaben der Tompkins Conservation mehr als vier Millionen Hektar Schutzgebiet. Damit handelt es sich um die größte privat-öffentliche Landspende, die es auf der Welt gab. Die Flächen wurden unter der Bedingung an den chilenischen Staat gegeben, dass sie dauerhaft als Nationalparks ausgewiesen bleiben.
Rückblickend konnte die Tompkins Conservation bereits zahlreiche Tierarten wiederansiedeln, darunter Jaguare, Tapire sowie rote und grüne Aras. Außerdem wurden in den letzten drei Jahrzehnten insgesamt 15 Nationalparks gegründet und zusätzlich circa 12 Millionen Hektar Meeresfläche geschützt. Zu einem weiteren Meilenstein gehört eine erfolgreiche im Jahr 1999 in der New York Times veröffentlichte Umweltschutzkampage. Über mehrere Ausgaben auf 25 ganzen Seiten die Themen Artensterben, industrielle Landwirtschaft und wirtschaftliche Globalisierung thematisiert. Das brachte der Stiftung zusätzliche internationale Aufmerksamkeit.


Neue Erfolge im Jahr 2025
Im Jahr 2025 konnte die Tompkins-Stiftung bereits über drei Erfolge berichten. Ende Juni wurden das erste Mal seit den 1980er Jahren in Argentinien wieder Riesenotter in die freie Wildbahn eingegliedert. Im März wurden 15 Darwin-Nandus aus Argentinien nach Chile gebracht, und es fand somit die erste grenzüberschreitende Translokation statt, um die Vögel auszuwildern. Außerdem wurde ein neues marines Schutzgebiet, der Patagonia Azul Provincial Park, gegründet. Das Gebiet ist 300.000 Hektar groß und gilt als sogenannte No Take Zone. Das heißt, dort darf nicht gefischt oder gejagt werden.
Ein Leben für und mit der Natur
Vor seinem Tod lebte Douglas Tompkins mit seiner Frau Kristine auf einer Farm im Süden Chiles. Diese war nur mit einem Boot oder Flugzeug erreichbar. Sie lebten dort zusammen im Einklang mit der Natur. In seinem letzten Interview im November 2015 betonte Douglas Tompkins: „In letzter Zeit höre ich immer stärker auf meine biologische Uhr. Ich sage mir, dass ich mich beeilen muss, dass ich noch alles machen muss, bevor mich der Tod erwischt.“ Wer mehr über das Tompkins-Paar und seine Arbeit erfahren möchte, kann den Dokumentationsfilm „Wild Life” auf Disney+ streamen. Im Jahr 2023 verfilmte National Geographics die Entstehungsgeschichte der Nationalparks und die Leidenschaft der Paares dahinter.
Beitragsbild: Das Tompkins-Paar in Südchile. Credits – Nicolas Piwonka/Tompkins Conservation