Nach 87 Jahren entdecken Forschende den als ausgestorben geglaubte De Wintons Goldmull wieder.
Das letzte Mal vor vielen Jahren gesichtet, fanden Forschende nun den lang verschollenen geglaubten De Wintons Goldmull wieder. Das seltene Tier ist in der südafrikanischen Hafenstadt Port Nolloth zu Hause. Er kann nach der Wiederentdeckung jetzt wieder von der Liste der ausgestorben geglaubten Tiere gestrichen werden.
Seltene Goldmull-Art wurde bisher nur dreimal gesehen
Seit langer Zeit steht der De Wintons Goldmull auf der roten Liste der bedrohten Tierarten weltweit. Als Säugetier gehört er zu einer bislang kaum erforschten Art der Goldmulle. Heimisch ist der Mull im südwestlichen Afrika und bevorzugt vor allem sandige Habitate wie Küstendünen und Sandflächen. Da sie bislang so selten beobachtet wurden, sind Aussagen über die Gewohnheiten und das Aussehen der Tiere schwierig. Tatsächlich stützt sich alles Wissen auf genau drei Exemplare, die bislang bekannt sind.
Gut versteckt
Bislang wurden die De Wintos Goldmulle in der Kategorie „vom Aussterben bedroht“, mit dem Hinweis „möglicherweise ausgestorben“ gelistet. Grund dafür: der Mensch. Denn durch den Abbau von Diamanten und den Ausbau von Häfen veränderte sich der Lebensraum der Tiere. Der Schutz des Mulls ist zudem insofern schwierig, da er nur in einem sehr kleinen Gebiet vorkommt.
Re:wild, eine Organisation, die das Ziel hat, Biodiversität zu schützen, arbeitet seit langem mit dem Endangered Wildlife Trust (EWT) zusammen, einer Organisation aus Südafrika, die sich dafür einsetzt, die Artenvielfalt und das Ökosystem in Süd- und Ostafrika zu erhalten. Gemeinsam entwickelte sie neue Techniken, um den verlorenen Mull wiederzufinden. Dabei setzten sie bei ihrer Suche auf eDNA (Umwelt-DNA, also Spuren von Organismen), Wärmebildgebung (sichtbar gemachte, von Personen oder Objekten abgestrahlte, Wärme) und Geruchserkennung. Dabei half unter anderem ein ausgebildeter Spürhund. Mehr als 100 Bodenproben sammelte das Team alleine in 2021 an der Nordwestküste Südafrikas. Und das mit Erfolg!
Unterscheidung von anderen Spezies enorm
Nach langem Suchen und der Vermutung, dass das Tier die menschengemachte Lebensraumveränderung nicht überstanden hatte, wurde das Team fündig. In einem Forschungsbericht berichtete das Team des EWT über die Schwierigkeiten, mit denen sie bei der Suche konfrontiert waren. Der Goldmull ist ein Meister des Versteckspiels und zusätzlich sehr scheu. Da bisher nur wenige Exemplare gesichtet wurden und damit auch wenige detaillierte Informationen über das Tier existieren, war die Unterscheidung von anderen Spezies enorm.
Ohne historische Proben griffen die Wissenschaftler:innen auf einen Spürhund zurück. Ohne Orientierung können selbst trainierte Hunde keine gute Arbeit leisten. Das Team nutzte deshalb ähnliche Gerüche von anderen Goldmullen.
Am Ende war es der Regen, der den Forschenden half, den seltenen De Wintons Goldmull zu finden. Ein Regensturm legte frische Goldmull-Spuren und -Baue frei. Das zusätzliche Desinteresse des Spürhundes deutete darauf hin, dass hier nur eine ganz bestimmte Art lebte und das war die des De Wintons.
Großer Erkenntnisgewinn
Mit der Wiederentdeckung des De Wintons Goldmull können Forschende nun etwas spezifischere Aussagen über das Aussehen und die Lebensweisen des Mulls machen. So messen die Tiere nur knapp zehn Zentimeter und besitzen weder Schwanz noch äußere Ohrmuscheln. Das Fell des Goldmulls ist schiefergrau mit ein paar gelben Einfärbungen. Ähnlich wie Maulwürfe gräbt sich auch der De Wintons Goldmull mit den Vorderfüßen durch den Sand. Als praktisch blind ist der das Tier stark auf seine gute Nase und seinen „sechsten Sinn“ angewiesen. Aufgrund einer ungewöhnlichen Hirnanatomie verfügt der Mull nämlich über eine fortgeschrittene Navigationsfähigkeit.
Seine Anlagen nutzt das Tier vor allem zum Graben von oberflächennahen Gängen und Tunneln. Unglaubliche 50 bis 60 Meter können sie lang werden und führen dabei sogar durch das Wurzelwerk von Büschen. Dieses unterirdische Gestrüpp bietet dem Goldmull reichlich Nahrung, in Form von Insekten und deren Larven.
Ein toller Erfolg für das Team von Re:wild und gute Nachrichten in der weltweiten Suche nach verlorenen Arten.
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