Bücher sind der Schlüssel zum Wissen und zum Reich der Fantasie, sagt man uns, zu Träumen und zu Aufklärung. Aber sind Bücher als Medium der Wahl nicht längst verstaubt und abgehängt? Die Buchbranche ist in einem massiven Umbruch, aber zumindest unter jungen Leuten scheinen Bücher so beliebt wie lange nicht mehr. Vielleicht auch, weil der Buchmarkt immer offener, zugänglicher und vielfältiger wird? Ein Blick ins, äh, aufs Buch.
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Ein Magazin über Medien – da darf ein Artikel über Bücher nicht fehlen, zumindest nicht für eine selbsterklärte Buchnärrin wie mich. Also stürze ich mich mit Freude in die Recherche. Die Zahl der geöffneten Tabs wächst und wächst, mein Laptop und mein Kopf wetteifern, wer schneller heiß läuft, während meine dritte Tasse Schwarztee auch schon wieder kalt ist. Einen Artikel über das Buch in der heutigen Zeit zu schreiben war doch ein ambitionierteres Projekt, als ich dachte.
Denn die Buchbranche ist im Umbruch und vermutlich genau darum voller Widersprüche. Ladenschließungen trotz allgemein wachsender Umsätze der Branche. Wachsende Umsätze trotz sinkender Zahlen von Leser:innen. Man spricht von einer “Krise” des Buchmarktes und verheerendem Nachlassen der Lesekompetenzen, gleichzeitig lesen Jugendliche und junge Erwachsene immer mehr. Das zeigen die Zahlen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels genauso wie der Europäischen Gemeinschaftsstatistik, amerikanischer Universitäten und indischer Buchmessen. Und ausgerechnet die Sozialen Medien, der angebliche erklärte Feind des Buchs, tragen zu einem neu erwachten Lesehunger bei.
So, und das war jetzt nur für Deutschland. Auf dem globalen Buchmarkt wird es logischerweise noch komplexer. Aber Komplexität heißt ja auch Vielfalt – und genau die zeichnet die Buchbranche heute zunehmend aus.
Bevor ich jetzt noch weiter aushole und gleich selbst ein ganzes Buch schreibe, schauen wir doch einfach konkret auf das, was sich aus meinem Tab- und Gedankenchaos herauskristallisiert hat.
Punkt 1: Das Sterben der Buchläden – oder nicht?
Im Metis im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg ist die Atmosphäre entspannt. Zwei Frauen sitzen an einem der kleinen bunten Tische am Fenster, lesen und trinken Kaffee. Eine Kundin lässt ihren Blick über die Regale schweifen, im Hintergrund läuft leise klassische Musik. Vor fast genau drei Monaten hat die Buchhandlung hier bei mir um die Ecke im Prenzlauer Berg eröffnet. Die Auswahl ist vielfältig: Es gibt Bücher auf Spanisch, Französisch, Italienisch, Englisch und, natürlich, Deutsch. Die Themenauswahl reicht vom Klassiker bis zum Kinderbuch, von queerer Literatur zur Berliner Geschichte.
Es ist genau diese Vielfalt, die das Metis auszeichnet und von anderen Buchläden unterscheidet, erklären mir die beiden Inhaber, die selbst mehrsprachig sind und im Gespräch mit der Kundschaft munter zwischen Deutsch, Englisch und Französisch wechseln. Denn andere Buchläden gibt es in der Gegend nicht wenige. Ihr Angebot richtet sich darum gezielt auch an ein mehrsprachiges Publikum, sogar Kinderbücher gibt es in…
Das Buch (in) der Zukunft