Wie machen wir Schule besser? Lehrer und Bildungsinfluencer Bob Blume sprudelt vor praktischen Ideen. In seinem neuen Buch erklärt er sie.
Bob Blume ist bekannt als Netzlehrer und wurde im April 2022 bei der Preisverleihung Die Goldenen Blogger als Blogger des Jahres ausgezeichnet. Am Montag ist sein neues Buch “10 Dinge, die ich an der Schule hasse” erschienen. In der neuen Folge des Podcasts Weltaufgang spricht Good News Magazin-Gründer Florian Vitello mit Bob darüber, wieso der Titel auch „10 Dinge, die ich an der Schule liebe“ lauten könnte und welche Ideen er für eine bessere Schule hat.
Lehrer, Bildungsinfluencer, Autor
Bob ist Lehrer am Windeck-Gymnasium in Baden-Württemberg und unterrichtet Deutsch, Geschichte und Englisch. Aus seiner Zeit in der Reformschule nimmt er die tiefe Überzeugung mit, dass sich Leistung und Lernen nicht in Noten beziffern lassen.
„Ich habe ein klingonisches Schwert geschmiedet und gehäkelt und genäht und ja, auch den Namen getanzt und so weiter.“
Bob Blume. Foto: Thomas Clemens
Mit seinem Blog, den er vor zehn Jahren startete, erfüllte er sich selbst den Traum, Autor zu sein. Er liebt es, zu schreiben. In seinen Texten und inzwischen auch in Videos auf YouTube, Instagram, Tiktok und Twitter gibt er den Lesenden und Zuschauenden einen Einblick in das Lehrerleben und die Herausforderungen des Referendariats. Er schreibt und spricht, auch in seinem Podcast Netzlehrer, über politische Themen und setzt sich für Veränderungen in der Schulbildung ein. Gleichzeitig ist er Referent für digitale Medien, zeigt als Experte für digitalen Unterricht die Chancen der Digitalisierung in Schulen auf und veröffentlicht Tutorials zum digitalen Unterricht.
Bobs Passion ist es, Themen für Schüler:innen, Personen im Referendariat und Lehrkräfte nachvollziehbar zu machen und das treibt ihn dazu an, Videos zu veröffentlichen, bei denen sie nachhaltig etwas lernen und die ihnen eine neue Sichtweise aufzeigen. Auf Youtube gibt Bob als Netzlehrer daher Oberstufenschüler:innen die Möglichkeit, Inhalte Zuhause individuell vor- oder nachzuarbeiten, erklärt Referendar:innen, wie man Unterricht gestaltet und Lehrkräften, wie man in Zeiten des digitalen Wandels unterrichtet. Er plädiert dafür, dass die vernetzte Kultur, wie es sie auf Social Media gibt, viel mehr in die Schulen gelassen wird.
„Jeder, der mal einen guten Mentor hatte – und zwar einen authentischen und guten Mentor, dem man vertraut – der weiß, wie sehr man davon profitiert.“
Er trifft einen Nerv
Durch die Corona-Pandemie sind die Themen Schule und Bildung stärker in das Licht der Öffentlichkeit gerückt und haben viele Schwachstellen offengelegt. Mit seinen Inhalten traf Bob in dieser Zeit einen Nerv bei Schüler:innen, Lehrenden, Referendar:innen und Eltern. Seine Postings erreichten tausende Menschen und in den Kommentaren wird deutlich, dass er seiner Community mit einer Mischung aus Humor und offener Kritik aus der Seele spricht.
In Kurzvideos auf YouTube, Tiktok und Instagram simuliert er etwa Telefonate, in denen er die unklaren Corona-Regeln für Schulen zusammenfasst: In einem Video sitzt bibbernd in dicker Jacke und Schal vor der Kamera, im nächsten bittet er seine Schülerschaft darüber abzustimmen, ob sie die Fenster während des Unterrichts geschlossen lassen und alle Corona kriegen oder öffnen und vom Sturm weggeweht werden wollen. Diese sogenannten Shorts produziert er, um „über mich selbst oder die Umstände zu lachen“. Die Botschaft ist klar: die Regeln für Schulen in der Pandemie sorgen für ein riesiges Chaos und der Schulalltag ist für die Lehrenden und Schülerschaft jeden Tag aufs Neue eine große Herausforderung.
Doch er schaut nicht nur auf die Probleme in der Bildung, sondern bietet auch konstruktive Lösungsvorschläge und Alternativen an. Auf seinem Blog gibt er beispielsweise Tipps, wie das Homeschooling für alle Seiten sinnvoller gestaltet werden und einen Mehrwert bringen kann. Dabei greift er auf bildhafte Beispiele wie KAKAO-Aufgaben zurück und macht verständlich, wie Aufgaben für Schüler:innen motivierend gestaltet werden können.
Er macht deutlich, wie sehr sich der Mut bei Lehrkräften lohnt, sich mit den Tools für die digitale Lehre auseinanderzusetzen, sich diese anzueignen und dadurch viel effizienter und einfacher arbeiten zu können, sodass alle mehr davon haben. Seiner Meinung nach hat Corona Stärken von Schüler:innen aufgezeigt, die sonst nicht ans Licht gekommen wären – wenn man sich als Lehrkraft angestrengt und kreative Ideen für das Homeschooling entwickelt hat.
„Mit Wut im Bauch und Freude im Herzen“
Mit “10 Dinge, die ich an der Schule hasse”, richtet sich Bob Blume zum ersten Mal an eine breite Öffentlichkeit. Zuvor hat er bereits mehrere Fachbücher veröffentlicht. Der Titel des neuen Buches klingt zunächst nicht nach „Good News“, doch dahinter verbergen sich konstruktive Lösungsvorschläge für positive Veränderungen in der Schulbildung und damit Bobs Utopie von einer besseren Schule.
„Eigentlich ist das so ein bisschen ein trojanisches Pferd. In Wirklichkeit möchte ich auch zeigen, wie viel schon gut läuft und wie viel noch besser laufen könnte.“
Bob gibt Impulse – etwa zu den Themen Feedbackkultur, Freiheiten von Schüler:innen, Flexibilität, Prüfungen, Unterrichts- und Lernmethoden und mehr Zeit für Kollaboration, Kooperation und Kreativität innerhalb und zwischen den Schulen. Er macht auch deutlich, dass es bereits Schulen gibt, die fortschrittliche und neu gedachte Konzepte umsetzen.
Bob plädiert für einen öffentlichen, lösungsorientierten Austausch mit allen Beteiligten, um Konzepte für eine bessere Schule im 21. Jahrhundert in Deutschland auszuarbeiten und umzusetzen. Das Buch verleiht seiner Wut eine Stimme und es zeigt gleichzeitig seine Leidenschaft zum Thema Schule und die, darüber zu schreiben und zu sprechen.
Neue Folge Weltaufgang
Wenn ihr erfahren möchtet, wieso das Buch fast gar nicht zustande gekommen wäre, welche Lehren Bob daraus zieht, in seiner Schulzeit den eigenen Namen getanzt zu haben und welche Thesen er für eine bessere Schule hat, dann hört unbedingt in die neue Folge des Podcast Weltaufgang rein.
Beitragsbild: Thomas Clemens