Ein einfacher Test bei dem nur Blut abgenommen wird, könnte die Früherkennung von Krebserkrankungen vollkommen verändern. Eine Studie zeigt jetzt vielversprechende Ergebnisse, dass der Test bald einsetzbar ist.
Durchbruch in der Krebs-Forschung
Anne Marie Lennon von der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore und ihre Kolleginnen und Kollegen haben bereits im Jahr 2018 eine revolutionäre Erkenntnis veröffentlicht: Tumortypische Proteine oder Bruchstücke von Erbsubstanz gelangen ins Blut, wenn Krebszellen zerfallen. Das heißt, sie sind durch einen Bluttest nachweisbar.
Eine Früherkennung von Krebserkrankungen ist lebensrettend für die Patientinnen und Patienten. Bisher sind viele Krebsarten nur sehr schwer rechtzeitig diagnostizierbar. Der Test erkannte damals bereits acht gefährliche Krebsarten.
Jetzt führt das National Health Service England (NHS, deutsch: Nationaler Gesundheitsdienst) eine neue Studie durch, die sogar noch vielversprechendere Ergebnisse zeigt. Ein einziger Bluttest kann hierbei ganze 50 Krebsarten in ihrem frühsten Stadium erkennen. Die Wissenschaftler:innen führten diesen neuen Test bei 2.823 Menschen mit und 1.254 Menschen ohne Krebs durch.
Früherkennung von Krebs: Eine Probe genügt
Laut der Zeitschrift Guardian zeigen die Ergebnisse der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass der neue Test Krebs sehr genau erkennen kann – oft bevor irgendwelche Anzeichen oder Symptome auftreten. Dabei hat er eine sehr niedrige falsch-positive Rate. Der Guardian berichtete erstmals im vergangenen Jahr über den Test und wie dieser mithilfe eines maschinellen Lernalgorithmus, also künstlicher Intelligenz, entwickelt wurde. Der Test funktioniert so, indem er die DNA untersucht, die von Tumoren abgesondert wird und im Blut zirkuliert. Genauer gesagt, konzentriert er sich auf chemische Veränderungen dieser DNA, die als „Methylierungsmuster“ bekannt sind.
Diese neue Studie zeigt beeindruckende Ergebnisse für einen einfachen Bluttest, der mehrere Krebsarten erkennen kann. Falsch-positive Ergebnisse sind gering, was wichtig ist, um Fehldiagnosen zu vermeiden. Bei einigen der häufigsten Tumorarten wie Darm- oder Lungenkrebs erkannte der Test sogar Krebsarten, die sehr klein waren, in einem Stadium, in dem viele von ihnen potenziell geheilt werden könnten.
Dr. Marco Gerlinger, London’s Institute of Cancer Research
In 51,5 % der Fälle erkannte der neue Test das Vorhandensein von Krebs in allen Krankheitsstadien richtig, in nur 0,5 % der Fälle wurde Krebs falsch erkannt. Bahnbrechend war vor allem die Analyse bei Tumoren, für die es aktuell noch gar keine frühe Screening-Option gibt, wie Speiseröhren-, Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Hier war die Fähigkeit des Tests ein positives Ergebnis zu generieren doppelt so hoch (65,6 %) wie bei Tumoren, für die es Screening-Optionen gibt, wie Brust-, Darm-, Gebärmutterhals- und Prostatakrebs. Dies wurde kürzlich auch in der Zeitschrift Annals of Oncology veröffentlicht. Der Bluttest kann v. a. zur Ergänzung von bereits vorhandenen Früherkennungsmethoden, wie der Mammografie, eingesetzt werden.
Wann der Test flächendeckend zum Einsatz kommen kann, ist aktuell noch nicht bekannt – wir bleiben dran!
Beitragsbild: National Cancer Institute / Unsplash