das ist ein GNM+ ArtikelMehr Teilhabe und Barrierefreiheit dank dem DYNAMIK-Projekt

von | 6. April, 2021

Inklusion bedeutet eine Gesellschaft, in der alle Mitglieder teilhaben und mitwirken können. Das Wort an sich wäre überflüssig, in einer Zeit, in der wir dies wirklich leben. Doch noch beinhaltet Inklusion ein höchst relevantes Konzept, an dessen Umsetzung dringend alle arbeiten und mitwirken sollten, für eine gesunde Gesellschaft. Das Chemnitzer Projekt DYNAMIK hat sich zur Aufgabe gemacht, genau dabei mitzuwirken und Städte einen Schritt in Richtung Inklusion zu bringen. Schon vergangene Woche berichtete das Good News Magazin über das wichtige Projekt. Jetzt tauchen wir tiefer in die Thematik ein und sprechen mit den Beteiligten. Lena Franzkowiak und Maria Constantino, zeigen Ansätze und Perspektiven, die dringend benötigt werden.

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Mehr Teilhabe und Barrierefreiheit dank dem DYNAMIK-Projekt 4

Ein Alltag, der für alle zu meistern ist?

Für viele ist es selbstverständlich, dass unsere Beine, als auch unsere Augen uns dabei helfen den Alltag zu bewältigen. Sei es, um in den vierten Stock zu gelangen oder um einen Wegweiser zu lesen. Doch viele sind halt nicht alle. Denn es gibt die Menschen, die aufgrund einer Behinderung wenig bis gar nicht laufen oder sehen können. Dementsprechend ist die Alltagsbewältigung auch schwieriger. Ein großes Thema dabei sind öffentliche Gebäude. Menschen mit Behinderung wissen oftmals nicht, ob ein öffentliches Gebäude einen barrierefreien Zugang hat, oder zumindest Hilfsangebote, welche den Aufenthalt erleichtern.

Ein Lichtblick für Inklusion mit DYNAMIK

Mit ihrer Arbeit entwickeln die Beteiligten beim DYNAMIK Projekt einen neuen digitalen Ansatz, der vielen Menschen schon sehr bald eine bessere Teilhabe ermöglichen kann.

Die Nachwuchsforschergruppe verfolgt dabei insgesamt drei große Ziele:

  1. die Forschung an adaptiven und dynamischen Assistenzsystemen, sowie die Entwicklung eines Demonstrators am Beispiel des neuen Standorts Alte Aktienspinnerei der Universitätsbibliothek Chemnitz, bei der das digitale System konzipiert und erprobt werden soll
  2. die Weiterqualifikation der Mitarbeiter durch Promotions- und Habilitationsvorhaben im Projekt sowie individuelle Kompetenzbildung durch Netzwerke, Publikationen, interdisziplinäre und methodische Kompetenzen
  3. die Unterstützung der Region durch eine enge Partnerschaft mit Organisationen und Unternehmen, die als Anwendungsfelder und Know-How-Träger für Unterstützungssysteme für körperlich beeinträchtige Menschen fungieren.

Lena Franzkowiak und Maria Constantino im Gespräch mit Fatima Maged vom Good News Magazin:

Barrierefreiheit gemeinsam gestalten

Fatima Maged: Erzählt mal, was genau ist das DYNAMIK-Projekt?

Maria Constantino: Das DYNAMIK-Projekt ist ein Nachwuchswissenschaftsprojekt von Student:innen der TU Chemnitz. DYNAMIK steht dabei für “Dynamisches Navigations- und Orientierungssystem für körperlich beeinträchtigte Menschen in Komplexgebäuden.” Das heißt konkret, wir als Nachwuchsforschungsgruppe arbeiten an einer Navigationsanwendung in Form einer App, die den Fokus auf Barrierefreiheit in Komplexgebäuden legt. Mit Komplexgebäude sind große Gebäude oder öffentliche Gebäude gemeint. Wie zum Beispiel das Bürgeramt.

Lena Franzkowiak: Wir forschen dabei auch, wie Barrierefreiheit generell so gut wie möglich gestaltet werden kann. 

Maged: Ich möchte nochmal kurz auf die App zurück. Wie soll die App Menschen mit Behinderung denn helfen? 

Constantino: Die App soll durch ein Navigationssystem die Nutzer:innen durch das Gebäude führen. Aber auch den Nutzer:innen schon im Vornherein mitteilen, ob sie sich problemlos im Gebäude aufhalten können. Oder ob es nicht genug Hilfsmöglichkeiten gibt und ein Aufenthalt somit schwierig wird. Zusätzlich soll sich die App durch Interface auf die Bedürfnisse der Nutzer:innen anpassen können. Die App soll es dann sowohl im Apple-Store, als auch im Play-Store geben.

Maged: Was sind konkrete Ziele vom DYNAMIK-Projekt? 

Constantino: Unsere App soll sich als opensource App etablieren. Das heißt, dass, wenn Nutzer:innen Innenraumnavigation eines Gebäudes brauchen, sie unsere App verwenden, um die entsprechenden Informationen zu bekommen. Auch außerhalb von Chemnitz und Umgebung.

Franzkowiak: Auf der allgemeinen Ebene wollen wir mehr Aufmerksamkeit auf das Thema Barrierefreiheit lenken. Aber auch, dass Menschen mit Behinderung beim Thema Barrierefreiheit mit entscheiden können. Und das versuchen wir bei unserem Projekt umzusetzen, indem wir mit unserem Partizipien-Design potenzielle Nutzer:innen bei jedem Schritt miteinbeziehen.

Maged: Wie genau wollt ihr denn Menschen mit Behinderung beim Entstehungsprozess einbeziehen? 

Franzkowiak: Geplant waren Workshops, Interviews und Gesprächsgruppen. Das ging leider nicht wegen der Corona-Pandemie. Deswegen sind wir erstmal auf Online-Interviews und Online-Fragebögen umgestiegen. Wir haben auch schon zwei Fragebögen auf unserer Website. Als nächstes wollen wir, unter den gegebenen Corona-Bedingungen, sogenannte Nutzungsszenarien in der Universitätsbibliothek durchführen. Geplant sind sie gegen Ende April, Anfang Mai.

Maged: Und wie wollt ihr die Aufmerksamkeit der Menschen mit Behinderung für diese Nutzungsszenarien bekommen? 

Franzkowiak: Wir haben verschiedene Kanäle angeschrieben, von denen uns auch einige unterstützen werden. Dann haben wir noch über die TU Chemnitz eine Pressemitteilung herausgebracht. Und natürlich findet man über unseren Twitter Account immer die aktuellsten Aktionen.

Maged: Was wünscht ihr euch für die Zukunft? 

Franzkowiak: Wir wünschen uns, dass auch Menschen ohne jegliche körperliche Einschränkungen ihren Blick für das Thema offen halten. Dass auch sie in ihrem Alltag schauen, wie sie die Welt etwas barrierefreier gestalten können!

Ihr wollt noch mehr über das DYNAMIK-Projekt erfahren? Folgt dem DYNAMIK-Projekt auf twitter oder besucht die Seite der TU Chemnitz

Im Interview:

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Maria Constantino arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Medieninformatik der TU Chemnitz.

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Lena Franzkowiak ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Medienpsychologie der TU Chemnitz.

Beitragsbild: Gregroose / Pixabay
Bild im Text: Jacek Dylag / Unsplash

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