Eine Erfolgsgeschichte der Resilienz: Ruandas Wälder hatten einst das gleiche Schicksal vieler anderer Waldgebiete: Sie waren auf dem absteigenden Ast. Zwischen 1960 und 2000 gingen sie um 65 Prozent zurück. Nach vier Jahren Bürgerkrieg waren ganze Landstriche abgeholzt. Mit der wachsenden Bevölkerung stieg auch der Bedarf an Bau- und Brennholz sowie Weidegründen. Bodenerosion, Überschwemmungen, die Verlandung von Seen und der Verlust von Pflanzen- und Tierarten führten zu weiteren Katastrophen für die Menschen in Ruanda. Heute zwanzig Jahre später ist das Land wieder grün bewaldet und fruchtbar. Die großen Erfolge bei der Aufforstung haben vor allem auch soziale Auswirkungen – und der Wald wächst weiter!
Ein Wald im Zentrum des Wiederaufbauprozesses
Ab 2004 wurde eine ehrgeizige nationale Waldpolitik umgesetzt. Sie machte den Wald zu einem der Grundpfeiler der Wirtschaft. Die Geschichte von Ruandas Wäldern ist eine Erfolgsgeschichte eines grünen Wiederaufbaus nach einer Krise: Fünfzehn Jahre später (und ein Jahr früher als geplant) hat Ruanda das Ziel erreicht, die Waldfläche auf dreißig Prozent der gesamten Landesfläche zu erhöhen. 17 Prozent der wiederhergestellten Waldlandschaften gehören zu Schutzgebieten. Derzeit befinden sich in Ruanda rund 700.000 Hektar Wald unter Wiederaufforstung. Ruanda verfolgt nun das Ziel, seine Verpflichtung aus der Bonn Challenge zu erfüllen und bis 2030 2 Mio. Hektar unter Wiederherstellung zu bringen.
Warum der Wald in Ruanda eine herausragende ökologische und sozio-ökonomische Wirkung hat
Die Ausweitung der Agroforstwirtschaft – ein Prinzip, das Weideflächen oder den Anbau von Feldfrüchten in den Wald integriert – hat das landwirtschaftliche System diversifiziert sowie die Bodenqualität und den Zugang zu Wasser verbessert. Die Menschen profitieren von einer verbesserten Nahrungssicherheit. Die ruandische Regierung setzte bei der Umsetzung der Politik stark auf die Beteiligung von Frauen und Jugendlichen. (Das Land ist übrigens Rekordhalter mit über 50 Prozent weiblichen Abgeordneten im Parlament). Die Biodiversität ist gewachsen, heimische Arten haben sich erholt. Und bis zur Pandemie florierte der Tourismussektor, in dessen Mittelpunkt die Wälder, die Nationalparks und die gefährdeten, geschützten Gorillas standen.
„Ruanda hat nicht nur versucht, seine Wälder zu einer nationalen Priorität zu machen, sondern hat sie auch als Plattform genutzt, um seine Haltung zu Frauenrechten und zur Schaffung einer gesunden Umwelt zu revolutionieren“, sagte Wangari Maathai über die Politik. Die 2011 verstorbene Kenianerin war Gründerin des Green Belt Movement, erhielt den Friedensnobelpreis und war Ehrenmitglied des World Future Council.
Ein gesunder Wald für Biodiversität, eine Auszeichnung für Ruanda
Das Gesetz wurde im Internationalen Jahr der Wälder mit dem Future Policy Award in Gold ausgezeichnet. Der oft als „Polit-Oscar“ bezeichnete Award würdigte 2011 Gesetze, die Wälder schützen, verbessern und nachhaltig für die Menschen nutzen und damit zu einer besseren Welt beitragen. Er ist die erste Auszeichnung, die auf internationaler Ebene Gesetze und nicht Menschen ehrt. Der Award wurde in Partnerschaft mit dem Waldforum der Vereinten Nationen (UNFF), der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) realisiert.
Das erfolgreiche grüne Wirtschaftspaket
Da Ruandas Waldpolitik ein inklusiver Prozess ist, der effektiv mehrere Herausforderungen auf einmal angeht, dient sie als gutes Modell für andere Länder.
Die Bevölkerung Ruandas wächst weiter, es ist das am dichtesten besiedelte Land Afrikas. Der Bedarf an Fläche und Brennholz ist hoch. Die Politik integriert die verschiedenen ökologischen Zonen Ruandas, von den Gebirgs- bis zu den Halbtrockenzonen, die jeweils einen anderen Ansatz erfordern. Die Verbesserung der Lebensgrundlagen und die Armutsbekämpfung sind ein Hauptziel bei allen Strategien und Maßnahmen im Forstsektor.
„Ruandas Politik zum Schutz und zur Wiederherstellung der Wälder ist die Grundlage für eine gesunde und widerstandsfähige Gesellschaft der Zukunft“, sagt Alexandra Wandel, Direktorin der Stiftung World Future Council. „Das Land ist ein Vorreiter in Sachen Umweltpolitik. Ich hoffe, dass viele andere Länder folgen werden.“
Die Resilienz, die Ruanda erreicht hat, indem es den Wald in den Mittelpunkt seiner Bemühungen um den Wiederaufbau nach einer verheerenden Krise stellte, ist bemerkenswert. Fast zwei Jahrzehnte später können wir immer noch von ihr lernen. Auch im Zuge der Covid-19-Pandemie fragen sich viele Menschen, wie ein grüner Wiederaufbau aussehen kann. Weltweit stehen wir vor großen Herausforderung. Aber wir können ihn sehen, er wächst und spendet Schatten auf den grünen Hügeln Ruandas: ein gesunder Wald.