Seit zwölf Jahren ist Radio Arta im Nordosten Syriens on Air. Trotz aller Herausforderungen hat sich das Radio seine Unabhängigkeit bewahrt – und ist für die Lokalbevölkerung gleichzeitig Hauptinformationsquelle und Lieblingssender. Im Interview spricht Arta-Gründer Siruan Hossein über die Anfänge seines Senders, über Erfolge, den Umgang mit neuen Herausforderungen in der aktuellen politischen Lage und darüber, warum unabhängiger Journalismus für Demokratie unabdingbar ist.
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Radio Arta kann man auch von Deutschland aus einfach aufrufen. Ein Klick auf die Website, ein Klick auf das Play-Zeichen, und schon läuft in meinen Kopfhörern Musik. Plötzlich ändert sich der Rhythmus, die melodische Stimme der Sängerin wechselt zu Sprechgesang. Leider verstehe ich den Text nicht – auf Arta FM wird vorwiegend Musik aus Syrien und den angrenzenden Regionen gespielt.
Doch Arta macht viel mehr als Musik. Der Radiosender ist eine wichtige, wenn nicht die wichtigste Informationsquelle für die lokale Bevölkerung im Nordosten Syriens, der Region, in der 2012 zunächst drei Regionen mit überwiegend kurdischer Bevölkerung ihre Autonomie erklärten und sich 2014 unter dem Namen Rojava unabhängig erklärten. Seit seiner Gründung 2013 ist Arta auf Sendung, berichteten weiter, als ISIS und später Truppen der türkischen Regierung in das Gebiet eindrangen, Städte belagerten und zerstörten. Sie bieten unabhängige Berichterstattung, wo diese vorher nicht möglich war.
“Wir haben Menschen zusammengebracht, wenn sie in Konfrontation standen, indem wir kurdische und arabische, christliche und muslimische Menschen und Jesiden (anm. d. Red.: eine ethno-religiöse Minderheit, die in ihren Herkunftsregionen in der Türkei, Syrien und Irak über die Geschichte hinweg mehrfach Verfolgung bis hin zum Genozid ausgesetzt war, s. z.B. Stelle für Jesidische Angelegenheiten in Deutschland) einander vorgestellt haben. Wir haben die Geschichten von Menschen erzählt, als sie ihre Wohnungen verloren haben und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen. Wir haben ihnen Hoffnung gegeben, durch Musikevents, Feiern und inspirierende Geschichten, und wir haben ihnen Geschichten von ihren Eltern und Großeltern erzählt”, heißt es auf der Website von Arta.
Ein Radiosender für alle
Es ist Ausdruck der Motivation, die hinter dem Projekt steht: Alle Menschen der Gemeinschaft zu erreichen – und ihnen ein…
Radio Arta: Die Stimme der Hoffnung