Brillenpinguine, die letzten und einzigen Pinguine von Afrika, drohten in einem Jahrzehnt völlig auszusterben. Der unermüdliche Einsatz zweier südafrikanischen NGOs zeigt Erfolge: Weitreichende Maßnahmen zum Schutz der aussterbenden Art wurden entschieden.
Es war eine Debatte über Jahre. Die südafrikanischen Nichtregierungsorganisationen BirdLife South Africa und SANCCOB (Südafrikanische Stiftung für den Erhalt der Küstenvögel) kämpften für den Erhalt der letzten Pinguine Afrikas und klagten. Am 17. März 2025 fiel das historische Urteil: In sechs verschiedenen Schutzzonen darf in den nächsten zehn Jahren nicht mehr nach Anchovis und Sardinen gefischt werden, damit den verbliebenen Brutkolonien der Pinguine die Nahrung erhalten bleibt.
Warum die Pinguine aussterben
Der Brillenpinguin ist der einzige noch in freier Wildbahn lebende Pinguin auf dem afrikanischen Kontinent, weshalb er im englischsprachigen als African Penguin bekannt ist. Seit 1956 ist der Bestand der afrikanischen Pinguine um drastische 97 Prozent zurückgegangen. Während 2018 noch 15.000 Brutpaare gezählt wurden sind es 2023 weniger als 9.000. Vor 90 Jahren lebten alleine auf der Insel Dassen Island 1,5 Millionen Brillenpinguine. Heute sind es afrikaweit weniger als 65.000. Die Zahlen sprechen für sich. Aber warum dezimiert sich der Bestand in diesem Ausmaß?
Zum einen ist die Hauptspeise der Pinguine auch ein beliebtes Gericht der Menschen: Anchovis und Sardinen. Diese werden vor den Küsten Afrikas im Übermaß für den menschlichen Gebrauch gefischt und fallen vom Speiseplan der Brillenpinguine weg. Um weiterhin Nahrung zu finden, müssen die Pinguine die sicheren Küstengebiete verlassen und weiter hinausschwimmen. Die Jagd außerhalb der Küstenregionen ist gefährlicher und endet für die Vögel meist tödlich. Zum anderen bereiten die Zerstörung der Brutplätze sowie Öltanker-Unfälle den Tieren große Probleme. Immer wieder finden Tierschützer:innen Tiere auf, deren Gefieder mit Öl verschmutzt sind.
Nichtregierungsorganistionen kämpfen seit Jahren für die Pinguine
Bereits 2022 wurden testweise Schutzzonen eingerichtet, um der Überfischung ein Ende zu setzen und die Nahrungsgrundlage der Pinguine zu sichern, doch diese zeigten sich als unzureichend. Der Bestand der Brillenpinguine sank weiter und von Wissenschaftler:innen wurde prognostiziert, dass sie bis 2035 vollständig aussterben könnten. Die südafrikanischen NGOs BirdLife South Africa und SANCCOB hatten daraufhin das Ministerium für Forstwirtschaft, Fischerei und Umwelt verklagt – mit Erfolg. Die Schutzzonen wurden nun großflächig erweitert und der Zeitraum auf zehn Jahre festgelegt. Die Einigung konzentriert sich auf Sperrzonen rund um sechs wichtige Kolonien des Afrikanischen Pinguins: Dassen Island, Robben Island, Stony Point, Dyer Island, St. Croix Island und Bird Island.
Nicht nur Pinguine profitieren von Schutzzonen
Alistair McInnes, der Programmleiter für den Schutz von Seevögeln bei BirdLife South Africa, nennt diese Entscheidung einen Meilenstein. Es ginge in erster Linie darum, die Überlebenschancen der einzigen Pinguinarten Afrikas zu verbessern. Die Auswirkungen der Sperrzonen würden aber auch anderen Meeresraubtieren wie den Kap-Tölpeln und Kap-Kormoranen zugutekommen, erklärt er. Beides sind südafrikanische Meeresvogelarten, die sich ebenfalls von Sardinen und Anchovis ernähren. Dr. Richard Sherley, Dozent für Ökologie und Naturschutz an der Universität Exeter, sieht in dem Schutz der Brillenpinguine einen Weckruf im Kampf gegen das Massensterben der Tierarten:
„Obwohl diese Pinguine gut bekannt und erforscht sind, sind sie immer noch vom Aussterben bedroht, was zeigt, wie schwerwiegend die Schädigung unserer Ökosysteme geworden ist. Wenn eine so ikonische Art wie der Afrikanische Pinguin ums Überleben kämpft, stellt sich die Frage, wie viele andere Arten verschwinden, ohne dass wir es bemerken. Wir müssen jetzt handeln – nicht nur für Pinguine, sondern um die gesamte Artenvielfalt zu schützen, die für die Zukunft unseres Planeten entscheidend ist.“
Der Schutz der Brillenpinguine war der erste Rechtsstreit in Südafrika, in dem die Ministerien auf ihre verfassungsmäßige Verpflichtung hingewiesen wurden, das Aussterben einer bedrohten Art zu verhindern. In Zukunft könnte ein solcher Weg zum Tierschutz häufiger beschritten werden.
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