Was mit einem Bauern in den Anden begann, könnte am 28. Mai deutsche Rechtsgeschichte schreiben.
Die peruanische Stadt Huaraz und die Hauptzentrale von RWE in Essen trennen 10.465 km und samt Stopps rund 30 Flugstunden. Da wird man sich doch fragen, welches Ereignis diese beiden Orte miteinander verbinden kann. Um dies herauszufinden, muss man sich die Geschichte von Saúl Lliuya und seiner Forderung nach Klimagerechtigkeit anschauen.
Wer ist Saúl Lliuya?
Saúl Lliuya, Bauer und Bergführer aus Huaraz in Peru, lebt unterhalb des Palcacocha-Sees – einem Gletschersee, dessen Wasserstand seit Jahren bedrohlich ansteigt. Der 45-Jährige beobachtet die Entwicklung mit Sorge, denn die Zahlen sprechen für sich: Seit 1970 hat sich das Volumen des Sees um das 34-Fache erhöht. Die Gefahr ist greifbar. Ein Eis- oder Felsabbruch könnte eine gewaltige Flutwelle oder Schlammlawine auslösen – mit potenziell katastrophalen Folgen für die Stadt. Technische Schutzmaßnahmen wären möglich, doch sie sind teuer. Und hier stellt sich die zentrale Frage: Warum sollte Huaraz die Kosten tragen für Schäden, die durch den globalen Klimawandel verursacht werden – einen Wandel, der maßgeblich in Industrieländern vorangetrieben wird? Aus diesem Grund hat Saúl Lliuya beschlossen, den Energiekonzern RWE in die Verantwortung zu nehmen.
Welche Rolle spielt RWE?
Aber warum wendet er sich ausgerechnet an RWE? Die Antwort liegt in der Verantwortung für den menschengemachten Klimawandel – jenem Phänomen, das auch die Bedrohung in Huaraz maßgeblich mitverursacht hat. Nach wissenschaftlichen Studienergebnissen beträgt diese Verantwortung in etwa 0,38 % aller weltweiten Treibhausgas-Emissionen. Eben jenen Anteil soll RWE als repräsentatives Unternehmen für die größten CO2-Emittenten Europas an den erforderlichen Schutzmaßnahmen in Huaraz tragen. Diese Kosten würden sich dementsprechend auf rund 20.000 € belaufen.
Vom Gletscher bedroht – und vor Gericht gehört?
Der Fall Saúl Lliuya nahm seinen Anfang im Herbst 2015. Unterstützt wurde der peruanische Bauer von der Umweltorganisation