Nach dem verheerenden Wildfeuer im Jahr 2019, das die Hälfte der Insel zerstörte, beginnt sechs Jahre später neues Leben zu sprießen. Lange totgeglaubte Pflanzen keimen wieder, und die Tierpopulationen erholen sich überraschend schnell.
Die südaustralische Kangaroo Island, auch als Känguru-Insel bekannt, zählt zu den beeindruckendsten und artenreichsten Naturparadiesen Australiens. Sie ist einer der wenigen verbliebenen Orte des Landes, an dem noch ursprüngliches Buschland existiert. Durch ihre jahrelange Isolation vom Festland hat sich eine reiche Tierwelt erhalten, darunter Koalas, Ameisenigel, Seelöwen und natürlich Kängurus – ganz im Sinne ihres Namens. Mit etwas Glück lässt sich sogar ein scheues Schnabeltier erspähen. Doch zwischen Dezember 2019 und Anfang 2020 wurde die Insel von den verheerenden Buschbränden des „Black Summer“ heimgesucht – den schlimmsten, die Australien seit Beginn der Aufzeichnungen erlebt hat.
96 Prozent des Nationalparks brannten nieder
Ein trockener und heißer Sommer bereitete den Boden für eine Katastrophe: Im Dezember 2019 reichten einige Blitzeinschläge, um im Süden Australiens verheerende Brände zu entfachen. Die Flammen griffen rasch um sich und erreichten schließlich den Flinders-Chase-Nationalpark auf Kangaroo Island. Der 326 km² große Park, ein wichtiges Schutzgebiet für zahlreiche Tierarten, darunter viele Koalas, wurde fast vollständig zerstört – 96 Prozent seiner Fläche verbrannten, ebenso wie fast die Hälfte der gesamten Insel. Die Naturkatastrophe forderte einen hohen Tribut: Von den einst rund 50.000 Koalas überlebte nur ein Drittel, etwa 5.000 Tiere. Ironischerweise hatte der Park zuvor mit einer „Überpopulation“ der Koalas zu kämpfen, wie eine Rangerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtete.
Die Buschbrände des „Black Summer“ hinterließen nicht nur ein verwüstetes Land, sondern kosteten in ganz Australien schätzungsweise drei Millionen Tieren das Leben, darunter tausende Vögel. Zurück blieb eine karge, gespenstisch stille Insel. Doch fünf Jahre später zeigt sich die Widerstandskraft der Natur eindrucksvoll: Flora und Fauna haben sich deutlich schneller erholt als von Forschenden erwartet. Kangaroo Island beweist einmal mehr, wie anpassungsfähig und widerstandsfähig die Natur sein kann.
Widerstandskraft der Natur: Kangaroo Island erholt sich schneller als erwartet
Fünf Jahre nach der verheerenden Brandkatastrophe zeigt sich die Natur auf Kangaroo Island erstaunlich widerstandsfähig. Die Vegetation erholt sich rasant, und neues Leben sprießt buchstäblich aus der Asche. Während die verkohlten Stämme der großen Eukalyptusbäume noch immer ein düsteres Bild zeichnen, ist das Unterholz längst nachgewachsen und bietet zahlreichen Tieren wieder Schutz.
Laut Julian Beaman, Ökologe am Global Ecology Lab der Flinders University in Südaustralien, haben sich viele australische Pflanzen- und Tierarten über Millionen von Jahren an Feuer angepasst. Einige Spezies sind sogar auf Brände angewiesen, um zu keimen. Forschende vor Ort haben Pflanzen entdeckt, die seit Jahrzehnten als verschwunden galten – offenbar hatten ihre Samen im Boden überlebt und nur auf den nächsten Brand gewartet, um neues Leben hervorzubringen. Einige dieser Arten wurden zuletzt vor 70 Jahren dokumentiert.
Das Feuer wirkte in gewisser Weise wie ein natürlicher „Reset-Knopf“ für die Flora der Insel. Die Erholung geht schneller voran als von Wissenschaftler:innen erwartet, und seit 2020 ist der Flinders-Chase-Nationalpark wieder für Besucher:innen geöffnet. Die Infrastruktur wird weiter ausgebaut und Kangaroo Island beweist eindrucksvoll, wie anpassungsfähig und resilient die Natur sein kann.

Tierwelt auf Kangaroo Island erholt sich schneller als erwartet
Nicht nur die Pflanzenwelt auf der Insel zeigt eine beeindruckende Widerstandskraft – auch die Tierpopulationen erholen sich stetig. Obwohl Forschende zunächst davon ausgingen, dass es Jahrzehnte dauern könnte, bis sich das ökologische Gleichgewicht wieder einstellt, gibt es bereits erste Erfolge.
Schon während der verheerenden Brände wurden erste Maßnahmen zum Schutz der Tierwelt ergriffen: 30 Koalas wurden gezielt gerettet, um den Bestand zu sichern. Nach dem Abklingen der Feuer setzten Naturschützer ihre Arbeit fort und unterstützten die überlebenden Wildtiere in ihrem Kampf ums Überleben. Da viele Tiere durch den Verlust ihres natürlichen Lebensraums hungerten, entschieden sich Wildtierschützer in diesem Ausnahmefall für gezielte Hilfsmaßnahmen. Es wurde Futter aus der Luft abgeworfen und Wasserstationen errichtet – so wurde die Regeneration aktiv gefördert. Erste Auswertungen vor Ort zeigen nun, dass sich die Koalapopulationen stetig erholen, selbst in Gebieten, die schwer vom Feuer betroffen waren.
Besondere Hilfe benötigte der Kangaroo Island Dunnart, ein kleines Beuteltier, das ausschließlich auf der Insel vorkommt. Vor den Bränden wurde der Bestand auf nur etwa 500 Tiere geschätzt – und mehr als 90 Prozent ihres Lebensraums fielen den Flammen zum Opfer. „Dieses Feuer hätte eine ganze Art auslöschen können“, erklärt der Ökologe Pat Hodgens. Um das zu verhindern, wurden einige überlebende Dunnarts eingefangen und in einem geschützten Areal untergebracht. Eine der größten Bedrohungen für die Art sind verwilderte Katzen, die in der Vergangenheit bereits erheblichen Schaden anrichteten. Deshalb errichteten Naturschützer Schutzzäune und entfernten streunende Katzen aus dem Gebiet. „Ohne diese Maßnahmen wäre ich sehr überrascht, wenn es heute noch Dunnarts an diesem Ort gäbe“, so Hodgens.
Kangaroo Island rüstet sich für die Zukunft
Waldbrände gehören in Australien zur Realität – und mit den zunehmend längeren Hitzeperioden wird die Gefahr in den kommenden Jahren weiter steigen. Um künftige Buschbrände besser kontrollieren zu können, setzen Forschende auf Kangaroo Island nun verstärkt auf präventive Maßnahmen. Durch den gezielten Bau von Pufferzonen und Brandschneisen soll verhindert werden, dass sich Feuer unkontrolliert ausbreiten. Diese Schutzmaßnahmen erhöhen die Überlebenschancen der Tierwelt, da kleinere, unversehrte Flächen erhalten bleiben, in denen sich die Tiere in Sicherheit bringen können.
Trotz der Zerstörung zeigt die Natur auf Kangaroo Island eine bemerkenswerte Widerstandskraft. Die Vegetation erholt sich schneller als erwartet – aus verbrannter Erde erwacht neues Leben. Die Insel ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie anpassungsfähig die Natur ist, wenn sie die Chance zur Regeneration erhält. Gleichzeitig verdeutlicht ihr beeindruckendes Comeback, wie essenziell gezielte Schutzmaßnahmen sind, um das fragile Gleichgewicht der Biodiversität langfristig zu sichern.
Beitragsbild: © Kangaroo Island Tourism