Überall auf der Welt gibt es Menschen, die neue Lösungen suchen, um die Welt ein Stück besser zu machen. Unser Autor hat hunderte Sozialunternehmer:innen kennengelernt und festgestellt: Viele von ihnen wagen sich auch in Krisenregionen. Denn dort ist der Bedarf am größten.
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Als Kind wollte ich immer die Wüsten begrünen. Mich hatte ein Artikel über Forscher:innen begeistert, die salzwasserresistente Pflanzen züchteten und so trockene Küstenregionen in Afrika fruchtbar machten. Die Begeisterung für Menschen, die mit neuen, oftmals ungewöhnlichen Lösungen positiven Wandel gestalten, ist geblieben. Über meine Arbeit mit Sozialunternehmer:innen konnte ich zu vielen sozialen und ökologischen Herausforderungen, die sich in der aktuellen Welt stellen, Ansätze kennenlernen, die frische Perspektiven in oftmals festgefahrene Diskussionen bringen. Dies gilt auch für die besonders schwierige Frage, wie man sich in Krisen- oder Kriegsgebieten für eine bessere Welt einsetzen kann.
Einige starke Beispiele möchte ich im folgenden skizzieren – alles Projekte, deren Gründer:innen ich im Rahmen der Arbeit unseres Social Startups GOOD bzw. meiner Arbeit mit GEXSI (Global Exchange for Social Investment) kennenlernen durfte. Der Bogen spannt sich von Entrepreneur:innen, die sich – zufällig oder ganz gezielt – in Konfliktregionen unternehmerisch betätigen und damit zur Stabilisierung beitragen, über ungewöhnliche bis verblüffende Ansätze, wie Herausforderungen in (Post-)Konfliktregionen gelöst werden können, bis hin zu Ansätzen, die uns zuhause fernab der Konfliktregionen die Möglichkeit geben, Teil der Lösung zu sein.
Bart Weetjens und Christophe Cox: HeroRats – Ratten im Einsatz gegen Landminen
Eine der ungewöhnlichsten Ideen für die Arbeit in (Post-)Konfliktregionen ist HeroRats, gegründet von Bart Weetjens. Ich hatte Bart vor Jahren auf einer Impact Konferenz kurz kennengelernt, als sein Projekt noch ganz jung war, und habe die Arbeit seiner Organisation seitdem mit wachsender Begeisterung verfolgt.
Bart hatte als Jugendlicher bei sich zuhause in Belgien ein ungewöhnliches Haustier: Eine Ratte, der er beigebracht hatte, versteckte Gegenstände zu finden. Dies brachte ihn auf die Idee zu erforschen, ob Ratten mit ihrem extrem feinen Geruchssinn nicht auch Landminen aufspüren könnten. Denn sie sind selbst zu leicht, um diese auszulösen, so dass sie sich ungefährdet im kontaminierten Gelände bewegen können.
Gemeinsam mit seinem Freund Christophe Cox arbeitete er die Idee weiter aus und gründete die Organisation APOPO – Antipersoonsmijnen Ontmijnende Productontwikkeling. Mit erstaunlichem Erfolg: Es gelang ihnen, die Ratten so zu trainieren und die Routen über die Minenfelder so zu organisieren, dass Landminen zuverlässig aufgespürt werden können. Zum Einsatz kommt dabei die afrikanische Riesenhamsterratte. Diese ist nicht nur sehr gelehrig und zahm, sondern hat zudem mit bis zu neun Jahren eine recht hohe Lebenserwartung, so dass sich das intensive Training auch lohnt. APOPO ist derzeit aktiv in Angola, Kambodscha, Aserbaidschan, im Südsudan sowie Senegal, wo Tausende von Minen und Blindgänger geräumt werden konnten.