Ein Mensch ist ein Mensch durch andere Menschen oder: der Wert der Gemeinschaft

das ist ein GNM+ ArtikelUbuntu: Eine Philosophie der Menschlichkeit

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von | 1. Dezember, 2024

Es ist die Frage, der sich die Philosophie seit Jahrtausenden widmet: Was bedeutet es, ein Mensch zu sein? In vielen afrikanischen Gesellschaften findet sich die Antwort nicht im Individualismus, sondern in der Gemeinschaft. Was wir von Philosophien wie Ubuntu lernen können – und wie ihre Lehren zu einem friedlichen Zusammenleben beitragen können.

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Ich stehe auf den Stufen vor meinem Hostel in Dar es Salaam, als ich mich plötzlich in eine Unterhaltung verwickelt finde. Gut, in einem Hostel angesprochen zu werden, ist an sich nichts Ungewöhnliches. Dass wir binnen weniger Minuten den Smalltalk hinter uns lassen und über afrikanische Philosophie sprechen, eher schon. 

Clement, so heißt mein Gesprächspartner, hat sich in den letzten Jahren vermehrt mit Ubuntu auseinandergesetzt, erklärt er mir – nur um mich sofort auf die Probe zu stellen: Was ich denn über Ubuntu wüsste? Ich komme ins Straucheln: Gehört habe ich das Wort natürlich, auch zu dem, was es bedeutet, habe ich noch eine Vorstellung, allerdings sehr vage. Ubuntu habe etwas mit gesellschaftlichem Zusammenhalt und Einssein zu tun, so viel krame ich aus meinem Hinterkopf noch hervor. Clement nickt anerkennend, ich liege also zumindest nicht völlig daneben. Allerdings – das wird mir während unseres Gesprächs bewusst, und noch viel mehr in den Wochen und Monaten danach – ist Ubuntu noch so viel mehr als das. 

Wie jede Philosophie hat die afrikanische Philosophie des Ubuntu (oder: Umuntu, Umunthu, Ubothu) verschiedenste Auslegungen, Ausprägungen und Anwendungsbereiche. Wie jede Philosophie hat Ubuntu damit auch Stärken und Schwächen. Aber Ubuntu kann uns enorm viel lehren: Darüber, was Menschsein und Menschlichkeit bedeutet. Darüber, wie ein gesellschaftliches Miteinander aussehen kann, das auf Gemeinschaft basiert. Und darüber, wie wir Gerechtigkeit verstehen. 

Die Essenz des Menschseins

Desmond Tutu war einer der bekanntesten Vertreter von Ubuntu in den letzten Jahrzehnten. Er beschreibt Ubuntu so:

“In unserer Afrikanischen Gemeinschaft gibt es etwas, das sehr schwer in westliche Sprachen übertragbar ist. Es heißt: Ubuntu. Ubuntu ist die Essenz dessen, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Es besagt: Ein einzelner Mensch ist ein Widerspruch in sich.”

Was das bedeutet? Ein einzelner Mensch könnte nicht sprechen, nicht gehen, nicht denken wie ein Mensch, erklärt Tutu. “Wir müssen von anderen Menschen lernen, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Darum sagt Ubuntu: Meine Menschlichkeit ist untrennbar mit deiner verbunden. Ich bin, nur weil du bist.”

Anders als die Philosophie der Aufklärung, nach der gerade viele westliche Gemeinschaften heute leben und die unser Sein von unserer Fähigkeit zu denken abhängig macht, rückt Ubuntu den Gemeinschaftsaspe…

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    Luisa Vogt

    Luisa Vogt ist stellvertretende Print-Chefredakteurin beim Good News Magazin und liebt Sprachen, Reisen und das kennenlernen verschiedenster Kulturen. Beim Good News Magazin lebt sie ihre Leidenschaft für Sprache und für spannende, schöne Berichte aus aller Welt - weil die Welt viel mehr realistischen Idealismus braucht. Außerdem studiert sie nach ihrem Bachelor in Englisch und Französisch inzwischen im Master Asien- und Afrikastudien in Berlin und arbeitet als Lerntherapeutin.

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