Mit Daumenkinos will Talking Hands das Gebärdenlernen erleichtern. Einer App realisiert diese Mission nun auch digital.
Sprachförderung, Inklusion, Integration. Das sind die drei Hauptziele des 2020 gegründeten Sozialunternehmens Talking Hands. Seither haben es sich die Gründerinnen Maria Möller und Laura Mohn zur Mission gemacht, durch Daumenkinos das spielerische Erlernen von Gebärden zu ermöglichen und so die Alltagskommunikation in Kitas und Schulen zu unterstützen. Entstanden ist die Unternehmensidee durch ein Uni-Projekt und inspiriert von Laura Mohns Schwester Jeanne-Marie, die das Down-Syndrom hat. Darum wusste Laura selbst um die Schwierigkeiten, die Kommunikation im Alltag mit sich bringen kann.
Schnelle Bekanntheit erlangte das innovative Lernmaterial durch die Gründungsshow Höhle der Löwen, in denen die Gründerinnen ihre bunten, diversen Daumenkinos präsentierten. Bereits im letzten Jahr berichtete das Good News Magazin über ein besonderes Produkt aus dem Hause Talking Hands, mit dem spielerisch Erste Hilfe-Maßnahmen erlernt werden können. Nun veröffentlichte das junge Team das neueste Produkt: Eine Gebärdenlern-App.
Gebärden lernen für Klein und Groß
In zahlreichen Lebensbereichen, die für die soziale Entwicklung von Kindern grundlegend sind, beherrschen nur wenige Menschen Gebärden. Ob in der eigenen Familie oder in Bildungseinrichtungen, häufig erschwert die Sprachbarriere Kindern mit sprachlichen Beeinträchtigungen die Teilhabe am Alltag. Allerdings ist funktionierende Kommunikation die Grundlage für eine erfolgreiche Inklusion und Integration.
“Umso wichtiger, dass mehr Kinder und Erwachsene Gebärden lernen”, so die logische Konklusion von Talking Hands. Mehr als 3.000 Bildungseinrichtungen unterstützt das junge Unternehmen seit der Gründung mit Lernmaterialien, die die Alltagskommunikation in den Einrichtungen fördern sollen. Dabei adressierte Talking Hands bisher insbesondere kleine Gebärdenlernende, doch schnell war klar: Nicht nur hier besteht Lernbedarf und -motivation.
“Von Kitas, Eltern und Praxen wurden wir oft darauf angesprochen, dass sie sich eine zusätzliche Talking Hands-App als Ergänzung zu den Daumenkinos wünschen, um auch zu Hause oder unterwegs zu lernen. Also haben wir die letzten anderthalb Jahre an der App gearbeitet – gemeinsam mit Sozialpädagog:innen, Logopäd:innen und Kitas.” – Maria Möller, Co-Gründerin
Digital lernen im digitalen Zeitalter
Bei der Entwicklung ihrer App holte sich das Gründerinnen-Team aus Frankfurt starke Unterstützung an ihre Seite: Jakob von Bethmann, seit Herbst 2021 CTO (Technischer Leiter) des Unternehmens, programmierte die App. Außerdem wurde die Erstellung der Gebärden-Animationen von der Gebärdensprachschule gebaerdenservice.de in Berlin und ihrem gehörlosen Gründer, Andreas Costrau, unterstützt. Gefördert wurde die Appentwicklung zudem durch push!, ein Start-up-Stipendium des Hessischen Wirtschaftsministeriums.
Die in der App eingepflegten Gebärden basieren auf der Deutschen Gebärdensprache (DGS), die in ihrer Summe etwa 19.000 Wörter umfasst. Übrigens: Von den 200 Gebärdensprachen, die es weltweit gibt, sind lediglich 60 erforscht und dokumentiert. Die am besten erforschte und am meisten genutzte Sprache ist die American Sign Language (ASL), die vor allem in den USA und in Kanada Verwendung findet.
Die App von Talking Hands soll nun sowohl Kinder als auch Erwachsene beim Lernen der Gebärden unterstützen. Animationen stellen dabei den kompletten Bewegungsablauf einer Gebärde dar – ein großer Vorteil gegenüber dem klassischen Lehrbuch, das ausschließlich mit starren Abbildungen arbeitet. Zudem fördern die Animationen zugleich Sprachfertigkeit und Motorik der Kinder. Dargestellt werden in der App vor allem Begriffe, die im Alltag genutzt werden, etwa Wochentage oder bestimmte Gesprächssituationen. Lesen und Hören sind für die Nutzung der App keine Voraussetzungen, denn alle Gebärden werden zusätzlich mit Symbolen gekennzeichnet.
Aktuell ist die App nur für iOS-Geräte verfügbar, die Android-Version soll in der kommenden Woche folgen. Auch die dort verfügbare Gebärdensammlung und Auswahl an Lernspielen sollen in Zukunft kontinuierlich vergrößert werden.
Beitragsbild: Talking Hands