Verwenden, was da ist: Stella van Beers will zu cleveren Wohnlösungen anregen – mit einem ungewöhnlichen Tiny House zeigt sie wie.
Während für Neubauten jährlich Unmengen an Rohstoffen verwendet werden, regt Stella van Beers dazu an, stattdessen das Vorhandene zu nutzen. Im Rahmen des Abschlussprojektes ihres Designstudium verwandelte sie den Ort, wo einst Getreide gelagert wurde, in einen Unterschlupf für Wandernde. Dass die 22-Jährige ausgerechnet dieses Objekt auswählte, ist kein Zufall. Schon in ihrer Kindheit war sie fasziniert von den Futtersilos auf Bauernhöfen und fragte sich, wie die zylindrischen Kolosse wohl von innen aussahen. Als es an die Themenfindung für die Abschlussprüfung ging, erinnerte sie sich an diesen Kindheitsgedanken und die Idee war geboren.
Von Getreidesilo zu Tiny House
Acht Monate ist es her, dass das sechseinhalb Meter hohe und 750 Kilo schwere Getreidesilo mit einem großen Bagger auf einen Anhänger gehievt wurde. Dann begann für van Beers die Arbeit: Das Innere säubern, für jedes der zwei Stockwerke Fensteröffnungen ausfräsen, Holzböden verlegen.
Nur anderthalb Monate später war es dann dank vieler helfender Hände soweit: Aus einem Getreidesilo war ein außergewöhnliches Tiny House geworden, das durch die zylindrische Form ein wenig an eine futuristische Rakete erinnert. Über eine Leiter gelangen Besuchende nun in den zweiten Stock, wo eine Dachluke einen Blick auf die Wolken erlaubt – oder den Nachthimmel, denn eine Matratze bietet den perfekten Schlafplatz. Momentan wird das Tiny House auf der Ferienresidenz Op Kapittelsbos im niederländischen Grathem allerdings vor allem als Meditationsort genutzt.
Mehr als Design
Stella van Beers beschäftigt sich durch ihr Design-Studium viel mit Formen, Farben und Ästhetik, doch ihre Projekte sollen nicht nur schön aussehen. Sie will auch zeigen, wie Bauen nachhaltig funktionieren kann. Bei ihrem Umbauprojekt setzt sie ganz auf Second-Hand und schenkt gebrauchten Materialien ein zweites Leben. So will sie andere dazu anregen, für kreative Wohnkonzepte das zu nutzen, was bereits existiert.
Erst der Anfang
Das außergewöhnliche Tiny House soll kein Unikat bleiben. Gerade denkt van Beers über eine ganze Reihe von Wanderhütten nach, vorzugsweise an den Orten, an denen sich die Silos bereits befinden, in der Nähe von Bauernhöfen etwa. Ein ganzer Silowanderweg könnte so geschaffen werden, auf dem man von Silo zu Silo wandert und dort jeweils ein bis zwei Nächte verweilt. Auch über einen Silowald sinniert sie – einer temporären Unterkunft, bestehend aus mehreren zusammengestellten Silos. Man kann gespannt sein, welche ihrer vielen Ideen vielleicht schon bald Wirklichkeit wird.
Beitragsbild: Mitchell Luo / Unsplash