500.000 Bilderbücher for free

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von | 17. Dezember, 2020

Vorlesen leicht gemacht: Kinderarztpraxen verteilen gratis Bücher an ihre kleinen Patienten

6000 deutsche Kinder- und Jugendärzte beteiligen sich an der Aktion „Lesestart 1 – 2 – 3“ der Stiftung Lesen und verschenken bundesweit 500.000 Bilderbücher an Kleinkinder. Nachdem im letzten Jahr die Einjährigen bedacht wurden, erhalten sie, nunmehr zweijährig, ab dem Winter ihr nächstes Buchset.

Kaum Lesestoff im Haus

„Noch eine kleine Geschichte und dann ab ins Bett!“ Für die, die mit allabendlichen Gutenachtgeschichten aufgewachsen sind, ist es kaum vorstellbar, doch für viele Kleinkinder ist es ganz normal: Knapp ein Drittel aller Eltern lesen mit ihren Kids keine Bücher mehr. So das Fazit der gerade erschienenen „Vorlesestudie“ für das Jahr 2020, die die Stiftung Lesen gemeinsam mit DIE ZEIT und Deutsche Bahn Stiftung beauftragt hat. Als Gründe nannten die Eltern, weder Zeit noch Energie zu haben, den Kindern vorzulesen. Auch Angst, dies mehr schlecht als recht zu machen, oder die Furcht davor, dass schauspielerisches Können gefragt sein könne, spielen eine wichtige Rolle. Zudem mangelt es vielen Haushalten schlicht und einfach an Lesestoff. 68 Prozent der in der Studie befragten Eltern gaben an, bei ihnen daheim gäbe es maximal zehn Kinderbücher. Willkommen wäre ihnen aber: „… wenn ihr Kind regelmäßig Bücher geschenkt bekäme, z. B. in der Kita, in der Schule, beim Kinderarzt, im Laden.“

„Von Anfang an den Lesefrust vermeiden, die Leselust fördern!“

Margret Schaaf, Bundesvorsitzende von MENTOR – Die Leselernhelfer

Der Kinderarzt als Weihnachtsmann

Genau hier setzt die Aktion „Lesestart 1 – 2 – 3“ der Stiftung Lesen an. Denn zu den ‚U-Untersuchungen’ beim Kinderarzt geht schließlich (fast) jede:r, in einigen Bundesländern sind diese sogar verpflichtend. Daher verteilen seit Dezember 2020 rund 6000 Kinder- und Jugendarztpraxen bei der U7-Vorsorgeuntersuchung kostenlose Lesestart-Sets an Familien mit zweijährigen Kindern. Zum Set gehören neben dem Bilderbuch aus Pappe eine Leseleiste (Faltblatt) mit Infos für die Eltern in mehreren Sprachen und eine Stofftasche. Die Familien erhalten in drei aufeinanderfolgenden Jahren Bücher und Begleitmaterial. 2019 begann es mit den Einjährigen, 2021 werden die dann Dreijährigen bedacht. Ganz schön früh, denkt da sicher die eine oder der andere. Stimmt nicht! Kinder können zum Vorlesen gar nicht zu klein sein. Im Gegenteil. Kinder, die vom ersten Lebenstag an vorgelesen bekommen, „haben einen größeren Sprachschatz, eine ausgeprägtere Persönlichkeit und mehr Fantasie“, ist sich Margret Schaaf, Bundesvorsitzende von MENTOR – Die Leselernhelfer, sicher.

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Kernkompetenz Lesen: Aus Kleinkindern, denen häufig vorgelesen wird, werden Kids, die selbst gerne lesen.

Warum Vorlesen so wichtig ist

„Von Anfang an den Lesefrust vermeiden, die Leselust fördern“, sei ihr Credo, so Schaaf in einem Interview bei „Neugier genügt“ auf WDR 5. Regelmäßiges Vorlesen fördert laut der aktuellen Vorlesestudie neben der sprachlichen und persönlichen Entwicklung des Kindes auch die Lesemotivation und das Leseverhalten, seine kognitiven Fähigkeiten und Bildungserfolge sowie seine sozialen Kompetenzen. „Lesen ist das Tor zur Welt“ ist eine in diesem Zusammenhang gern bemühte Aussage, denn schließlich ist Lesen genau wie Rechnen eine Kernkompetenz, eine Schlüsselfunktion in unserem Alltag. Und davon abgesehen, macht Vorlesen einfach Spaß – im besten Fall Eltern und Kindern. Dafür soll das dem Buch-Set beigelegte Infoblatt für die Großen sorgen. Hier werden Tipps fürs Vorlesen gegeben und die Bedeutung von begleitenden Geräuschen, Liedern und Fingerspielen erklärt. Gemeinsames Lesen ist wichtig, so viel wird klar. Die Kleinen genießen die persönliche Betreuung und die Nähe zu den Erwachsenen. Womöglich wird sogar gekuschelt, und ein Ritual wird etabliert. Was wiederum zur Folge hat, dass schon Kleinkinder Vorlesen und Bücher positiv besetzen. Und das ist der Schlüssel, um selbst lesen zu lernen!

Weiterführende Infos: www.lesestart.de, www.stiftunglesen.de/forschung/forschungsprojekte/vorlesestudie, www.netzwerkvorlesen.de


Titelbild: © Susanne Völler | Bild im Artikel: © Anuja Mary Tilj / Unsplash

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