Eine große Studie aus dem Vereinigten Königreich zeigt: Wer gegen Gürtelrose geimpft ist, erkrankt seltener an Demenz.
Eine neue Studie aus dem Vereinigten Königreich, veröffentlicht im Fachjournal Nature, legt nahe, dass eine Impfung gegen das Varizella-Zoster-Virus – den Erreger der Gürtelrose – das Risiko für eine spätere Demenz verringern kann.
Zwar gab es bereits frühere Hinweise auf diesen Zusammenhang, doch unklar war bisher, ob die Impfung selbst dafür verantwortlich ist.
Natürliches Experiment aus Wales
Die Forschenden nutzten ein natürliches Experiment: In Wales war die Zoster-Impfung ab dem 1. September 2013 nur für Personen unter 80 Jahren verfügbar. Zwei vergleichbare Altersgruppen – mit und ohne Impfung – wurden über sieben Jahre hinweg beobachtet.
Ergebnis: Geimpfte Personen erkrankten seltener an Demenz. Die Studie zeigte eine relative Risikoreduktion von 20 Prozent. Der Effekt war bei Frauen ausgeprägter als bei Männern.
„Die aktuelle Studie bestätigt frühere Beobachtungen, dass Personen, die eine Zoster-Impfung erhalten haben, seltener eine Demenz entwickeln.“
– Prof. Dr. Peter Berlit, Deutsche Gesellschaft für Neurologie
Mögliche Erklärungen
Hintergrund ist das Varizella-Zoster-Virus, das nach einer Windpockenerkrankung lebenslang im Körper verbleibt. Es kann später als Gürtelrose wieder aktiv werden. Schon länger wird ein Zusammenhang zwischen Herpesviren und der Entstehung von Demenz diskutiert. Die Schutzwirkung einer Impfung wurde bisher vermutet – die neue Studie liefert nun deutliche Belege.
Die Forschenden nennen zwei mögliche Erklärungen:
- Die Impfung verhindert Gürtelrose und schützt dadurch indirekt vor Demenz.
- Die Impfung beeinflusst das Immunsystem unabhängig vom Virus.
Situation in Deutschland
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt seit 2018 den neueren Totimpfstoff Shingrix für Personen ab 60 Jahren und für Risikogruppen ab 50.
In der britischen Studie wurde der Lebendimpfstoff Zostavax verwendet, der in Deutschland bereits 2013 eingeführt wurde. Eine US-Studie hatte beide Impfstoffe verglichen und Shingrix eine stärkere Wirkung bescheinigt.
„Der Schutzeffekt vor Gürtelrose des Zoster-Totimpfstoffs ist – im Gegensatz zum Zoster-Lebendimpfstoff – über mehr als acht Jahre in überzeugender Weise nachweisbar.“
– Prof. Dr. Hartmut Hengel, Universitätsklinikum Freiburg und Mitglied der Arbeitsgruppe Zoster der Stiko
Die Impfraten in Deutschland sind bisher niedrig: 11,5 Prozent bei der ersten Dosis, 7,7 Prozent bei der zweiten.
„Es ist (…) zu hoffen, dass der sich bestätigende Befund einer Schutzwirkung der Zosterimpfung gegen Demenz günstig auf die Inanspruchnahme (…) auswirkt.“
– Prof. Dr. Hartmut Hengel