Nachdem der Betrieb einer McDonald’s Filiale eingestellt wurde, entwickelten die einstigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Gemeinschaftszentrum und Restaurant, das nach dem Solidaritätsprinzip arbeitet und heute 2.000 Familien kostenlos ernährt.
Nur ein „M“ erinnert an die Vergangenheit
2019 meldete das Unternehmen, dem das Franchise McDonald’s gehörte, Insolvenz an. Das Fast Food-Restaurant lag in Sainte-Marthe, einem der ärmsten Viertel der Stadt Marseille. Die Armutsrate beträgt hier über 40 %, durch die Pandemie hat sich die Situation dramatisch verschlimmert. 50 Angestellte wurden damals durch die Schließung arbeitslos – und gründeten ein Kollektiv.
Die ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie auch Anwohner:innen des Viertels bemühten sich gemeinsam um die Lizenz für das Gebäude und starteten ihr eigenes, ganz besonderes Zentrum. Ein Projekt, das nach solidarischem Prinzip Essen verteilt. 37 Mitarbeiter:innen konnten wieder eingestellt werden und Freiwillige aus ganz Marseille arbeiten ebenfalls hinter der Theke. Geblieben vom alten Betrieb ist nur das charakteristische gelbe M.
Es ist Zeit für etwas Neues
„L’Après M“ (Nach M), der Name des Projektes ist auch ein Hinweis auf eine Kritik am Kapitalismus und dem aktuellen Stand der Dinge. Außerdem eine Forderung nach neuen Möglichkeiten. Und wie viel möglich ist, das beweist das Kollektiv: Wo vor wenigen Monaten noch Cheeseburger und HappyMeals über die Theke wanderten, befindet sich heute eine Tafel, eine Kantine und ein Ausbildungsraum zur beruflichen Integration benachteiligter Menschen. Allein in den ersten fünf Wochen, in denen das Zentrum geöffnet war, wurden über 100.000 Menschen versorgt.
„Wenn es hier passiert ist, kann es überall passieren“
Die Verteilung der Lebensmittelpakete begann während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020. Mittlerweile gibt es auch ein Takeaway und erste Veranstaltungen können stattfinden. Die Menüs beinhalten übrigens u.a. nachhaltig hergestellte Bio- oder vegane Burger. Auch lokale Gastronomen und Produzent:innen, unterstützen das Projekt und haben ihre Hilfe sowie Zutaten kostenlos zur Verfügung gestellt.
„Dieser Raum wird zu einem Symbol dafür, wie ein Ort, der dem Verkauf von Junk Food gewidmet war, zu einem Ort der Solidarität werden kann. Wenn es hier passiert ist, kann es überall passieren.“
José Bové, einer der Leiter des Projekts, Aktivist, Gewerkschafter und Exponent der No-Global-Bewegung
„Was wir vorzeigen, ist wichtiger als jedes Ergebnis. Dass Menschen gemeinsam Eigentümer werden, Arbeitsplätze schaffen und anderen helfen. Das ist eine echte Motivation.“
Fati Bouara, Mitgründer des Projekts, Aktivist, Gewerkschafter und selber vor Ort aufgewachsen
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Beitragsbild: © L’Après M