Weltweites Wohlbefinden steigt

Die Welt ist glücklicher als gedacht

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von | 5. August, 2024

Der neueste Gallup Global Emotions Report zeigt, dass die Welt glücklicher ist, als es viele vielleicht erwarten würden. Die positiven Gefühle der Menschen erreichten 2023 den höchsten Wert seit Beginn der Pandemie, während die negativen zum ersten Mal seit 2014 sanken. Besonders junge Menschen sind im globalen Maßstab überraschend resilient und glücklich.

Kriege, Klimakatastrophen, Wirtschaftskrisen: In einer Zeit, in der die Schlagzeilen oft düster klingen, überrascht der aktuelle Gallup Global Emotions Report. Denn trotz der Vielzahl globaler Herausforderungen im Jahr 2023 zeigt der Bericht, dass es den Menschen erstaunlich gut geht. Das emotionale Wohlbefinden hat sich verbessert, das Niveau der negativen Emotionen ist im Vergleich zu den Vorjahren gesunken.

Positive Emotionen bei mehr als 70 Prozent

Der Gallup Emotions Report wirft seit 2015 einen neuen Blick auf den emotionalen Zustand der Weltbevölkerung und stellt eine Ergänzung zu traditionellen wirtschaftlichen Indikatoren wie dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) dar. Für die aktuelle Umfrage von Gallup wurden jeweils etwa 1.000 Personen aus 142 verschiedenen Ländern befragt. Dabei wird mit zwei Hauptindizes gearbeitet: einem für positive und einem für negative Emotionen. Der Positive Experience Index, der verschiedene Fragen zur Erfassung des Wohlbefindens umfasst, erreichte einen Wert von 71 von 100, den höchsten seit Beginn der Pandemie. Zu den Fragen, die diesen Index bilden, gehören unter anderem:

  • Haben Sie sich gestern gut ausgeruht gefühlt?
  • Wurden Sie gestern den ganzen Tag über mit Respekt behandelt?
  • Haben Sie gestern viel gelacht oder gelächelt?
  • Haben Sie gestern etwas Interessantes gelernt oder getan?
  • Haben Sie gestern während eines Großteils des Tages Freude erlebt?

Drei dieser fünf Werte blieben im Vergleich zum vorigen Jahr konstant: Etwas mehr als 70 Prozent der Menschen fühlten sich am Vortag der Umfrage ausgeruht (71%), haben Freude erlebt (73%) und gelacht oder gelächelt (73%). Um zwei Prozentpunkte fiel dagegen der Anteil an Leuten, die sich mit Respekt behandelt fühlten (85%), während der Anteil derer, die etwas Neues gelernt oder erlebt hatten, auf eine Rekordhöhe von 54 Prozent stieg, vier Prozentpunkte mehr als im vorigen Jahr.

Junge Menschen im Alter von 15 bis 30 Jahren waren dabei die glücklichste Gruppe. Sie berichteten von mehr positiven und weniger negativen Emotionen im Vergleich zu älteren Altersgruppen. Dieser Trend hält sich seit 2006 konstant. Außerdem haben sich junge Menschen am schnellsten wieder von der Pandemie erholt, ihre positiven Erfahrungen sind ein Jahr früher auf die Werte von 2020 zurückgekehrt.

Erstmals seit zehn Jahren weniger negative Emotionen

Zum ersten Mal seit 2014 verzeichnete der Negative Experience Index einen Rückgang. Er erreichte einen Wert von 31 von 100, und ist damit im Vergleich zum vorigen Jahr um zwei Punkte gesunken. Gallup befragte die Menschen, ob sie am Vortag der Umfrage folgende fünf negative Erfahrungen oder Emotionen erlebt hätten: körperliche Schmerzen, Sorge, Traurigkeit, Stress oder Wut.

Im Jahr 2023 berichteten vier von zehn Erwachsenen über viel Sorge (40%), etwas mehr als ein Drittel über viel Stress (37%) und drei von zehn über körperliche Schmerzen (30%). Traurigkeit empfanden 26 Prozent und Wut 22 Prozent. Der Anteil an Menschen, die von Stress berichten, ist um drei Prozentpunkte gefallen, von körperlichen Schmerzen um zwei Punkte, Sorge, Wut und Traurigkeit um einen Punkt. Trotzdem sind alle Werte noch höher als vor zehn Jahren. 

Die glücklichsten Länder: Paraguay oder Finnland?

Ein Blick auf die Liste der glücklichsten Länder nach dem Gallup Report zeigt, dass kein ökonomisch entwickeltes Land in den Top-Rängen vertreten ist. Stattdessen dominieren Länder aus Lateinamerika und Südostasien, darunter Paraguay, Guatemala und Indonesien.

Spannend ist, dass die Rangfolge der glücklichsten Länder stark von der Messmethode abhängt. In Medienberichten werden oft Finnland oder Island als glücklichste Länder weltweit genannt. Diese Daten stammen vom World Happiness Report. Während der Gallup Report den Fokus auf die täglichen Emotionen legt, verwendet der World Happiness Report die sogenannte „Cantril Ladder”, um die Lebenszufriedenheit zu messen. Hier werden die Befragten aufgefordert, sich auf einer Skala von 0 bis 10 zu platzieren, wobei 10 das bestmögliche Leben für sie darstellt. Dabei dominieren tatsächlich nordische Länder wie Finnland, Dänemark und Island die Rangliste. Gallups Spitzenreiter Paraguay landet interessanterweise nur auf dem 66. Platz. 

Warum Glück schwer zu messen ist

Beide Messmethoden haben ihre Vor- und Nachteile und werfen Fragen über die Bedeutung von Glück auf. Beispielsweise wird die „Cantril Ladder” kritisiert, da sie eher den sozialen Status abfragt. Andererseits kann auch die Abfrage von Emotionen des Vortags kein umfassendes Bild von Wohlergehen abbilden: Schließlich sind Menschen anpassungsfähig und können auch in schwierigen Lebenssituationen positive Erfahrungen machen. Außen vor bleiben hier Umstände wie Armut, Bildungschancen oder politische Unterdrückung.

Der Vergleich der beiden Untersuchungen verdeutlicht, dass Glück und Wohlergehen schwer zu messen sind. Der Gallup Report bietet jedoch eine wertvolle neue Perspektive und zeigt, dass sich das Wohlbefinden der Menschen weltweit trotz Krieg und Krisen verbessert hat. Und er unterstreicht die Wichtigkeit, nicht nur ökonomische Faktoren zu berücksichtigen, wenn man sich ein Bild vom Zustand der Welt machen möchte.

Dieser Beitrag ist zuerst bei Squirrel News erschienen.

Beitragsbild: Project Lucien / Unsplash

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    Inga Mahlbacher

    Inga studiert Germanistik und Medienwissenschaften. Mit besonderem Interesse an Nachhaltigkeit und gesellschaftspolitischen Themen freut sie sich, über Lösungen und Menschen berichten zu können, die die Welt ein wenig besser machen.

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