Aus Freundschaft wurde ein Projekt, das die Welt verändert: Wie eine Waschmaschinen-Erfindung Geld und Zeit in einkommensschwachen Regionen spart.
The Washing Machine Project nutzt eine einfache Innovation, um Leben zu verbessern. Das einzigartige Projekt entwickelte eine netzunabhängige, manuelle Waschmaschine, die 60–70 Prozent der Zeit und 50 Prozent des Wassers für Menschen in einkommensschwachen Gemeinden spart.
20 Stunden pro Woche Wäsche waschen
Geboren ist die Idee aus einer Freundschaft heraus. Firmengründer Nav Sawhney verbrachte ein Sabbatical im ländlichen Südindien und stellte dort im Rahmen der Arbeit mit Engineers Without Borders nachhaltige und effiziente Kochherde her. In Gesprächen mit seiner Nachbarin Divya erkannte Sawhney relativ schnell, welch große Belastung unbezahlte Arbeit für Frauen darstellt.
Divya verbrachte bis zu 20 Stunden pro Woche mit dem Waschen der Familien-Wäsche, eine Belastung, die eine bezahlte Arbeit unmöglich machte und die ihr Hautreizungen und Rückenschmerzen bereitete. Zugleich birgt die Handwäsche viele gesundheitliche Risiken, insbesondere Infektionen und durch Wasser übertragene Krankheiten, die durch direkten Kontakt mit verunreinigten Wasserquellen entstehen.
Weltweites Problem
Diese Last trägt nicht nur Divya. Das von Sawhney gegründete The Washing Machine Project sprach mit Gemeinschaften in weltweit elf Ländern, darunter im Libanon, auf den Philippinen und in Kamerun. Teilweise trafen sie auf Kinder im Alter von sechs Jahren, die mit dieser Aufgabe bereits begonnen hatten. “Dies schadet nicht nur ihrer Bildung, sondern auch ihrer Kindheit, ihrem Kindsein”, erklärt The Washing Machine Project.
70 Prozent der Weltbevölkerung haben keinen Zugang zu einer elektrischen Waschmaschine. Wäsche von Hand zu waschen klingt nach einer einfachen Aufgabe, aber für viele Frauen auf der ganzen Welt stellt dies ein erhebliches Hindernis für ihr Wohlergehen und ihren Lebensunterhalt dar. Indem wir vertriebenen und einkommensschwachen Gemeinschaften eine zugängliche, netzunabhängige Waschlösung zur Verfügung stellen, wollen wir Frauen die Zeit geben, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Statement The Washing Machine Project
Design nah an der Lebensrealität
Herausgekommen ist eine simple Bauweise, die einer Salatschleuder in einer Plastiktonne anmutet. Wichtig für den Erfolg des Projekts war, dass die Waschmaschine zugänglich und erschwinglich ist. Der manuelle Betrieb zum Beispiel ist entscheidend, um den Bedarf an Energiequellen zu verringern. Darüber hinaus ist sie ergonomisch und mit dem Fuß zu bedienen. Das soll nicht nur körperliche Beschwerden verringern, die mit der Handwäsche verbunden sind, sondern auch “fördern, dass nicht nur die Frauen, sondern alle Familienmitglieder Verantwortung für die Wäsche übernehmen”. Das letzte, entscheidende Kriterium in einigen Regionen der Welt ist, dass sie weniger Wasser verbraucht als eine elektrische Waschmaschine oder das Waschen von Hand.
2.000 Waschmaschinen für 2022 geplant
Dass das Projekt ankommt, zeigt die GoFundMe-Seite des Projekts: Nahezu die Hälfte des angepeilten Ziels von 120.000 Britischen Pfund ist bereits zusammengekommen. Mit der Firma Electrocomponents hat das Projekt im vergangenen Jahr einen Partner gefunden, der die Ziele über drei Jahre hinweg mit Baukomponenten und finanzieller Hilfe unterstützt.
Einführung in die Bedienung im Jeddah 5 refugee camp in Mosul | Bilder: Electrocomponents
Das Ziel für 2022 ist, Pilotprojekte mit Hilfe von Plan International in Jordanien und mit Save The Children in Uganda durchzuführen. Insgesamt 2.000 Waschmaschinen sollen in diesem Jahr hergestellt und vertrieben werden. Zudem will das Projekt einen Vertragshersteller als Partner finden, um die Herstellung großer Mengen zu erleichtern. Bis 2023 sollen 7.500 Maschinen an benachteiligte Familien und Gemeinden in zehn Ländern geliefert und somit die Lebenssituation von rund 100.000 Menschen verbessert werden.
Übrigens, die der Idee zugrundeliegende Freundschaft wird noch heute mit dem Namen der Waschmaschine “Divya” geehrt.
Beitragsbild: Electrocomponents