Interview mit Cornelia Vogt von WALKSAFE|TALKSAFE

das ist ein GNM+ ArtikelWALKSAFE|TALKSAFE: Begleitung auf dem Nachhauseweg und ein offenes Ohr in schwierigen Zeiten

von | 25. April, 2023

Das ehrenamtliche Team von WALKSAFE|TALKSAFE begleitet Menschen am Telefon und über Zoom auf dem Nachhauseweg und hört zu, wenn man jemanden zum Reden braucht. Im Interview erzählt die Geschäftsleitende Cornelia Vogt, wie die Idee dafür entstanden ist, was sie bisher erreichen konnten und welche Ziele sie für die Zukunft haben.

Für mehr Sicherheit sorgen – das hat sich das ehrenamtliche Team von WALKSAFE|TALKSAFE zur Aufgabe gemacht. Sie begleiten Menschen auf dem Nachhauseweg und sorgen dafür, dass sie sicher an ihrem Ziel ankommen. Und sie hören zu, wenn eine Person das Gefühl hat, dass gerade niemand zum Reden da ist. Das alles funktioniert ganz einfach über Zoom oder am Telefon und richtet sich besonders auch an gehörlose Menschen und an alle, die kein Deutsch sprechen.

„Wir sind aus der Idee heraus entstanden, dass es einfach ein paar Dinge noch nicht gibt“

Cornelia Vogt, Geschäftsleitende bei WALKSAFE|TALKSAFE

„Wir sind aus der Idee heraus entstanden, dass es einfach ein paar Dinge noch nicht gibt“, erzählt Cornelia Vogt im Interview mit Good News Magazin. Sie arbeitet seit letztem Jahr als Geschäftsleitende bei WALKSAFE|TALKSAFE. Bis September 2021 war Cornelia Vogt noch im Ersten Vorstand des Vereins Heimwegtelefon, der Menschen auf dem Heimweg begleitet und mittlerweile eine große Bekanntheit erlangt hat. Dann trennte sie sich von dem Verein und ging ihren eigenen Ideen nach.

Die Idee für WALKSAFE|TALKSAFE

„Wir haben festgestellt, es gibt zwei Dinge, die wir noch nicht abdecken. Das eine ist die Begleitung in fremden Sprachen und das zweite ist, die Lücke zu schließen zwischen dem Heimwegtelefon und den Nottelefonen, wie der Telefonseelsorge“. Also eine Anlaufstelle, an die man sich nicht nur wenden kann, wenn man sich gerade auf dem Nachhauseweg befindet und auch nicht erst dann, wenn man das Gefühl hat, vor einem riesigen Problem zu stehen. So ist die Idee für WALKSAFE|TALKSAFE entstanden.

Seit September 2022 ist WALKSAFE|TALKSAFE als eingetragene Organisation zu finden. Kurze Zeit später, am 4. November, hat sich das ehrenamtliche Team zum ersten Mal live geschaltet und Anrufe entgegengenommen.

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Das ehrenamtliche Team (von links nach rechts): Cornelia Vogt, Gerlinde Grunt, Heribert Reßler, Prof. Dr. Anabel Ternés von Hattburg. Fotos: WALKSAFE|TALKSAFE

Für eine sichere Welt

Das Ziel von WALKSAFE|TALKSAFE: Mehr Sicherheit für unsere Gesellschaft. Eine Welt mit weniger Opfern. So steht es auf der Startseite der Webseite. Ob sie dieses Ziel erreichen und es schaffen, den Menschen ein Gefühl von Sicherheit zu geben? „Auf jeden Fall!“, bestätigt Cornelia Vogt, „und das ist auch wirklich das, was wir vermitteln wollen”.

„Wir haben immer wieder Anrufer, die sagen, ich fühle mich gerade ganz mies hier, es ist dunkel, ich bin allein, ich fühle mich sehr unsicher. Wir versuchen dann mit dem Gespräch davon auch wegzulenken und positive Gefühle zu erzeugen und den Fokus wegzulenken von dem schlechten Gefühl“.

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Einfach mal Last abladen

Bei den Menschen, die über TALKSAFE Kontakt aufnehmen, gehe es um alltägliche Dinge. Zum Beispiel um Einsamkeit oder Beziehungsprobleme. „Wir haben einfach Zeit zum Zuhören und können ein paar Dinge besprechen. Wir haben auch ein paar Coaches im Team, die sich beispielsweise auf Beziehungsprobleme spezialisiert haben. Und bei denen kann man einfach mal seine Last abladen.“ Therapeutische Hilfe bieten sie dabei nicht an, die Telefonist:innen können die Anrufenden bei Bedarf jedoch an andere Stellen weitervermitteln oder im Notfall Hilfe rufen.

Dafür gibt es interne Kommunikationstrainings, um auch auf schwierige Situationen vorbereitet zu sein und im Notfall schnell reagieren zu können. „Wir haben natürlich auch den Bezug zu den Nottelefonen, wir können also immer jemanden dazuschalten, beziehungsweise die Notrufe wählen. Wir wissen ja auch, wo die Menschen in dem Moment sind.“

Aktuell arbeiten sie außerdem daran, eine Liste mit Selbsthilfegruppen zusammenzustellen, um Menschen in ganz Deutschland weitervermitteln zu können.

International, mehrsprachig und barrierefrei

Ein wichtiges Anliegen ist es, die Gespräche nicht nur auf Deutsch, sondern auch in weiteren Sprachen führen zu können und es somit mehr Menschen zu ermöglichen, die Angebote zu nutzen. Bisher können Gespräche auf Deutsch, Englisch und Französisch geführt werden, sie sind jedoch immer auf der Suche nach Menschen, die weitere Sprachen sprechen.  

Ein weiteres Anliegen: dass die Angebote auch von gehörlosen Menschen genutzt werden können. Da die Gespräche über Zoom geführt werden, ist es auch für gehörlose Menschen möglich, die Angebote zu nutzen. Bisher findet die Kommunikation noch über die Chatfunktion statt, das Ziel ist es jedoch, zukünftig auch Gebärdensprache einsetzen zu können.

Momentan sind die Angebote WALKSAFE und TALKSAFE freitags und samstags von 20 Uhr bis 1 Uhr morgens und am Sonntag von 20 Uhr bis 24 Uhr erreichbar. Zukünftig sollen jedoch noch mehr Zeiten abgedeckt werden. „Die Idee ist durchaus, das irgendwann 24/7 zu machen. Da wir ja auch Zoom verwenden, sind wir auf der Welt eigentlich gar nicht beschränkt. Das heißt, es kann jeder auf der ganzen Welt bei uns mitmachen, uns unterstützen und auch bei uns anrufen, beziehungsweise sich auf Zoom mit uns verbinden“.

Die Angebote von WALKSAFE|TALKSAFE gibt es erst seit wenigen Monaten. Doch bereits jetzt gelingt es dem ehrenamtlichen Team, Menschen ein Gefühl von Sicherheit zu geben und ihnen ein offenes Ohr zu schenken. Und sie haben sich hohe Ziele gesetzt, um die Angebote zukünftig weiter auszubauen und zu verbessern. Dadurch haben in Zukunft  noch mehr Menschen die Möglichkeit, die Angebote zu nutzen.

Beitragsbild: Priscilla Du Preez I Unsplash

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Sarah Zimmermann

Sarah Zimmermann studiert im Master Journalistik und Kommunikationswissenschaft in Hamburg und hat während des Studiums ihre Leidenschaft für Journalismus entdeckt. Neben wissenschaftlichen Themen interessiert sie sich – unter anderem – für alles rund um Desinformation, Nachhaltigkeit, Tierschutz und Mental Health. Und da es häufig vor allem negative Themen in die Nachrichten schaffen, findet sie es schön und wichtig, darüber zu berichten, wie viele gute Nachrichten es jeden Tag gibt.

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