Ein Vorbild für Deutschland?

60 britische Unternehmen testen Vier-Tage-Woche

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von | 16. April, 2022

Zahlreiche Studien bestätigen positive Auswirkungen einer Vier-Tage-Woche. Nun will sich auch Großbritannien an diesem Prinzip versuchen.

Verschiedene Studien belegten bereits weltweit die positiven Auswirkungen einer Vier-Tage-Woche: Demnach würden durch eine verkürzte Arbeitswoche nicht nur Lebensqualität und allgemeine Gesundheit, sondern auch Umsatz und Produktivität gesteigert. Ferner seien 78 Prozent jener, die nur vier Tage die Woche arbeiten, glücklicher und weniger gestresst.

Doch obwohl das Prinzip in vielen Berufszweigen möglich wäre, ist das verlängerte Wochenende bisher in nur wenigen Unternehmen Realität. Ein Versuch in Großbritannien will das nun ändern.

Voller Lohn trotz verringerter Arbeitszeit 

60 britische Unternehmen ermöglichen ihren mehr als 3.000 Mitarbeitenden ab Juni für ein halbes Jahr den vollen Lohn, obwohl sie in diesem Zeitraum nur vier statt den sonst üblichen fünf Tagen arbeiten. Dabei will der Versuch auch beweisen, dass eine Vier-Tage-Woche für verschiedene Branchen funktionieren kann: Es beteiligen sich neben Canon Medical Research Europe, Produzent von Krankenhäuser-Software, etwa auch ein Fish and Chips-Laden, eine Brauerei und die Royal Society of Biology. Ziel ist das „100:80:100-Modell“. Soll heißen: 100 Prozent Bezahlung bei 80 Prozent Arbeitszeit und mindestens gleichbleibender Produktivität im Vergleich zur bisherigen Arbeitszeit.

Forschende der renommierten Universitäten Cambridge, Boston College und Oxford begleiten den Versuch und messen die Auswirkungen auf Produktivität, Wohlbefinden und die Gleichstellung der Geschlechter. Die Koordination übernehmen die Organisation 4 Day Week Global, think-tank Autonomy und die 4 Day Week UK Campaign

Erfolgreiche Versuche

Besonderer Stellenwert kommt im Diskurs über eine Vier-Tage-Woche einer groß angelegten Studie aus Island zu: Dort testeten 2.500 Menschen von 2015 bis 2019 die Vier-Tage-Woche – bei gleichbleibender Bezahlung. Die Ergebnisse waren so überzeugend, dass auch nach Abschluss der Versuchsreihe für 86 Prozent aller arbeitenden Isländer:innen das Recht auf verkürzte Arbeitszeiten bestehen blieb. 

Diese Ergebnisse bestärken u.a. Unternehmen wie die Atom Bank, den Personal-Beratungsdienst CharlieHR, den Sozialdienstleister Fairway Homecare oder auch Panasonic darin, nachzuziehen. Und auch auf Regierungsebene sorgen die Erfolge für Umdenken: Im Februar einigte sich Belgien auf eine entsprechende Arbeitsmarktreform, die eine flexible Vier-Tage-Woche impliziert. Hier werden allerdings nicht konsequent die Wochenstunden reduziert, sondern lediglich anders verteilt. Laut Premierminister De Croo soll dies “mehr Flexibilität, mehr Freiheit” ermöglichen. 

Die Zeit ist reif für die Vier-Tage-Woche

Joe O’Connor, Leiter des Pilotprojekts von 4 Day Week Global, bestätigt ein wachsendes Interesse an produktivitätsorientierten Strategien zur Reduzierung der Arbeitszeit. “Die Vier-Tage-Woche stellt das derzeitige Arbeitsmodell in Frage und hilft den Unternehmen, nicht mehr nur zu messen, wie lange die Mitarbeitenden ‘arbeiten’, sondern sich stärker auf die erbrachte Leistung zu konzentrieren. 2022 wird das Jahr sein, in dem diese mutige neue Zukunft der Arbeit eingeläutet wird”, prophezeit O’Connor.

Fest steht, dass der Druck auf Arbeitgeber:innen, flexibleres Arbeiten zu ermöglichen, wächst. Schließlich brachte die Corona-Pandemie viele Menschen dazu, Arbeits- und Lebensweise zu hinterfragen und sorgte in vielen Branchen schon für einen ersten Schritt in eine flexiblere Arbeitsweise.

Beitragsbild: fauxels/ Pexels

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    Nina Kegel

    Nina ist stellvertretende Chefredakteurin beim Good News Magazin und vor allem eins: Neugierig. Immer auf der Suche nach Good News beschäftigt sie sich am liebsten mit Themen rund um einen nachhaltigen Wandel – egal ob kreatives Bauprojekt, ökologische Initiative oder innovatives Unternehmenskonzept, sie lässt sich für vieles begeistern. Außerdem studiert sie im Master Medienkultur und Globalisierung.

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