Die Großmetropole Tokio-Yokohama zeigt uns, dass mit dem richtigen Ansatz eine nachhaltige Verkehrswende geschaffen werden kann.
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Für alle Mitglieder: ePaper #6 – Mobilität – Leben ist Bewegung
Wer sich in deutschen Großstädten für die alltägliche Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs entscheidet, wird des Öfteren einer Belastungsprobe unterstellt. Als gutes Beispiel dient dabei die Millionenstadt Köln. Denn anders als im bekannten Schlagersong, fährt die sagenumwobene Linie 18 nicht nach Istanbul, sondern startet seine Reise gelegentlich erst gar nicht. So fielen allein im Jahr 2022 25.322 Fahrten im Bereich des Kölner Verkehrsunternehmen KVB aus.
Anhand von diesen Zahlen erscheint es einem doch nur logisch, dass auch andere Großstadt-Metropolen mit diesen Problemen zu kämpfen haben. Oder ist das nicht zwingend so?
Der Ballungsraum Tokio-Yokohama
Richten wir den Blick auf die Ostküste Japans. Im Land der aufgehenden Sonne leben bei einer mit Deutschland vergleichbaren Flächengröße insgesamt 126 Millionen Menschen, wovon sich allein 38.5 Millionen in der Metropolregion Tokio-Yokohama befinden. Dies macht die Region auch zum größten Ballungsraum der Welt. Allerdings ist dies nicht der einzige Superlativ, denn mit insgesamt 40 Millionen täglichen Passagieren hat der Großraum Tokio auch das umfangreichste Nahverkehrsnetz der Welt. Unter diesen Bedingungen müsste die Stadt doch eigentlich kollabieren. Jedoch tut sie das nicht und liefert ganz im Gegenteil ein Paradebeispiel für Organisation und Effizienz.
Die Pünktlichkeit an erster Stelle
Bemerkenswert ist zunächst, dass trotz des beträchtlichen Passagieraufkommens die Pünktlichkeitsrate auf den 13 U-Bahnlinien Tokios außergewöhnlich hoch ist. Pünktlichkeit gilt als eine Selbstverständlichkeit. Dies ist insbesondere den Aktivitäten der privaten Bahngesellschaften zu verdanken. So geschehen beispielsweise alle Bauarbeiten, die den Zugverkehr potenziell einschränken könnten, in der Nacht. Kurz bevor der erste Zug am kommenden Morgen startet, werden für den reibungslosen Ablauf wiederum provisorische Bauteile an den Bahnstrecken installiert. Ebenso ist die Finanzierung von hochpreisigen Bauprojekten durch eine besondere Strategie gedeckt worden. So haben die Gesellschaften früh damit begonnen, ihren Grundbesitz in doppelter Hinsicht zu nutzen. Über den Bahnhöfen Tokios entsteht so eine Vielzahl von Einkaufszentren und Büroräumen und mancherlei japanisches Bahnunternehmen betreibt sogar eine eigene Supermarktkette.