Weniger Tourismus führt zur Umstrukturierung der Umweltpolitik
Putzige Languren und viele andere Wildtiere erobern in Thailands Nationalparks dank der Pandemie ihren Lebensraum zurück. Ein positives Zeichen für den Naturschutz kommt deshalb von der Regierung: Künftig sollen die Nationalparks jedes Jahr monatelang für Besucher:innen gesperrt bleiben.
Regierung lernt aus Pandemie
Von März an waren Thailands Nationalparks wegen der weltweiten Corona-Pandemie für drei Monate komplett geschlossen. Dadurch erwartet die thailändische Regierung für 2020 mindestens 13 Millionen weniger Besucher:innen als im letzten Jahr. Laut dem Department of National Parks, Wildlife and Plant Conservation (DNP) konnten sich Natur und Tierwelt so wunderbar vom Massentourismus erholen. Schon ab 2021 sollen deshalb alle Parks jedes Jahr regulär zwei bis vier Monate lang für Touristen schließen, um auch nachhaltig Urlaubsziele zu bleiben.
Die Tiere fühlen sich pudelwohl
Denn wie sich zeigt, führt die Auszeit vom Menschen dazu, dass viele, teils seltene Tierarten die entstehenden Freiräume schnell wieder für sich entdecken. Der stark vom Aussterben bedrohte Banteng, ein südostasiatisches Wildrind, wurde wieder öfter gesichtet, ebenso Bergziegen, Tiger und Nashornvögel. Schon seit April dieses Jahres, also nach nur einem Monat ohne Besucher*innen, teilen die Nationalparks und Behörden in den sozialen Medien faszinierende Aufnahmen.
Die fünf schönsten Beispiele
Was ein toller Schnappschuss. Eine Familie Südlicher Brillenlanguren hat in Surat Thani den Vorgarten eines Nationalparks kurzerhand zu ihrem Wohnzimmer gemacht:
Noch nie zuvor haben sich Schwertwale im Ko Lanta Nationalpark blicken lassen. Jetzt, wo es keinen Bootsverkehr mehr gab, trauten sich dort einige der majestätischen Meeressäuger gleich bis zu 400 Meter ans Ufer heran:
Andernorts konnte man eine große Elefantenherde dabei beobachten, wie sie gemütlich eine Straße kreuzt. Bei normalem Verkehrsbetrieb wäre das nicht möglich gewesen:
Und auch eine Herde von rund 20 Schwarzspitzen-Riffhaien legte jede Vorsicht ab. Sie vergnügte sich im seichten Gewässer des Mu Ko Similan Nationalparks:
Rekordverdächtig! Meeresschildkröten haben in Koh Samui dieses Jahr knapp 2000 Eier im Sand vergraben – so viele wie seit mindestens zehn Jahren nicht:
Der Meeresbiologe Thon Thamrongnawasawat zeigt sich regelrecht begeistert darüber. Er findet, dass das Meer ohne die Störung durch Menschen spürbar zum Leben erwache.
Rüge für die Schmutzfinken
Damit die Tiere sich auch nach Corona in ihrem natürlichen Habitat ausbreiten können, sollen die einzelnen Nationalparks dem DNP individuelle Pläne vorlegen, in welchen Monaten eine Schließung für sie am sinnvollsten wäre. Alle Besucher:innen müssen sich zuvor registrieren und werden beim Einlass per QR-Scan kontrolliert. Dabei werden die Besucherzahlen durch eine App getrackt und können so bewusst niedrig gehalten werden. Neben vermehrten Kontrollen soll dies auch nach der Pandemie beibehalten werden. Die neue Registrierungspflicht hat es zuletzt sogar ermöglicht, dass Parkbesucher:innen ihr hinterlassener Müll per Post hinterhergeschickt werden konnte.
Mehr Naturschutz für die Zukunft
Ob diese Aktion wirklich sinnvoll ist, bleibt dahingestellt – lustig und medienwirksam ist sie allemal. Und sie sensibilisiert natürlich für die Probleme, mit denen der Umweltschutz zu kämpfen hat. Zu diesen zählt auch, dass große Korallenriffe zerstört wurden und sich vermutlich erst in frühestens 40 Jahren regeneriert haben werden. Umso schöner, dass Thailand nun in Sachen Naturschutz einen großen Schritt in die richtige Richtung macht.
Beitragsbild: © Miltiadis Fragkidis / Unsplash