Aus der Zelle in das Massagestudio – Chance auf einen Wiedereinstieg in die Gesellschaft

Entlassene Straftäterinnen erhalten im thailändischen Chiang Mai eine Massageausbildung

von | 2. Mai, 2022

Um wieder ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben führen zu können, haben ehemalige inhaftierte Straftäterinnen in Chiang Mai die Möglichkeit auf eine Anstellung als Masseurin.

Der Wiedereinstieg ins normale Leben nach einer Haftstrafe ist eine Herausforderung. Soziale Beziehungen müssen reaktiviert, Wohnung und Job gefunden werden. Um entlassenen Häftlingen diesen Neustart zu erleichtern, fand Naowarat Thanasrisutharat, ehemalige Direktorin des Frauengefängnisses von Chiang Mai, einen ungewöhnlichen Weg. 2014 gründete sie das Lila Thai Massage Ex-Inmate Employment and Skill Development Center, das ehemaligen Straftäterinnen Beschäftigung und das Erlernen praktischer Kompetenzen ermöglicht.

Den kriminellen Kreislauf durchbrechen 

In ihrer 40-jährigen Karriere setzte sich Thanasrisutharat intensiv mit der Resozialisierung ehemaliger inhaftierter Frauen auseinander. Ein großes Problem besteht insbesondere in den prekären Lebensumständen der Frauen: Viele werden etwa von ihren Ehemännern misshandelt und zu Drogenhandel und anderen kriminellen Taten gezwungen. 85 bis 90 Prozent der Frauen im Gefängnis sind daher wegen Drogenbesitz inhaftiert.

Da zahlreiche Arbeitgeber:innen noch immer ehemalige Straftätige diskriminieren, indem sie ihnen eine Anstellung verweigern, wird der Ausbruch aus dem Kreislauf der Kriminalität umso schwerer. Aus finanziellen Gründen werden viele Ex-Insassen erneut straffällig. Als sich 2007 drei Frauen bei Thanasrisutharat beklagten, dass sie aufgrund der Stigmatisierung als ehemalige Inhaftierte keine Anstellung finden konnten, beschloss sie, die Lila Thai Massage zu eröffnen und den Frauen so den Wiedereinstieg in die Gesellschaft zu erleichtern.  

Frei und selbstbestimmt 

Indem die Frauen direkt nach der Entlassung in der Lage sind, durch ihre Anstellung bei Lila Thai Massage selbstständig ihren Lebensunterhalt zu verdienen, sind sie weniger vom kriminellen Umfeld der Ehemänner abhängig. So können sie der Unterdrückung entkommen und die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Straffälligkeit wird gesenkt. 

Durch die Anstellung werden die Frauen nicht nur selbstständiger, sondern erhalten aufgrund des Bewusstseins, durch ihre Arbeit einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, ein erhöhtes Selbstwertgefühl.

Umfangreiche Ausbildung

Um sich für die Arbeit im Massagestudio zu qualifizieren, durchlaufen die sorgfältig ausgewählten Straftäterinnen vor ihrer Entlassung eine Massageausbildung von zertifizierten Ausbilderinnen, selbst ehemaligen Häftlingen, die nun in der Lila Thai Massage tätig sind. 

Das Frauengefängnis von Chiang Mai und das Institute of Skill Development haben einen 180-stündigen Massagekurs entwickelt, der auf die inhaftierten Frauen angepasst ist und den Anforderungen der thailändischen Gesundheitsbehörde entspricht. Diese Anerkennung bescheinigt, dass es sich bei den Frauen um professionell ausgebildete Masseurinnen handelt. 

Mittlerweile existieren in Chiang Mai acht solcher Zentren, in denen mehr als neunzig Masseurinnen beschäftigt sind.

Beitragsbild: Ale Romo Photography / Unsplash

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Nina Kegel

Nina ist stellvertretende Chefredakteurin beim Good News Magazin und vor allem eins: Neugierig. Immer auf der Suche nach Good News beschäftigt sie sich am liebsten mit Themen rund um einen nachhaltigen Wandel – egal ob kreatives Bauprojekt, ökologische Initiative oder innovatives Unternehmenskonzept, sie lässt sich für vieles begeistern. Außerdem studiert sie im Master Medienkultur und Globalisierung.

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