Unsere Redakteurin Lara liebt Sport. Wie sie die Liebe zum Laufen entdeckte und warum sie sich wünscht, dass jeder Mensch seine Herzenstätigkeit findet.
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Sport hat mir das Leben gerettet. Ich erinnere mich nicht mehr daran, als ich die Laufschuhe zum ersten Mal schnürte. Damals war mir nicht bewusst, dass dieser Sport eines Tages mein größter Halt sein würde. Mit sieben Jahren begann ich, Leichtathletik in meinem lokalen Verein zu trainieren. Ich konnte mich in der Schule schlecht konzentrieren, interessierte mich wenig für den Unterrichtsstoff. Meine Mutter schickte mich deshalb zum Sport. Beim Training war ich komplett im Hier und Jetzt. Ich hatte zu dem Zeitpunkt kaum Selbstbewusstsein, aber wenn ich zu einem Wettkampf aufbrach, dann fühlte ich mich wie die Hauptfigur in einem Film.
Ich genoss es, etwas richtig gut zu können. Bis ich es gar nicht mehr konnte. Ich war 12 Jahre alt, als ich den wichtigsten Menschen in meinem Leben verlor. Und gleichzeitig die Liebe zu dem Sport, der mir zu dem Zeitpunkt alles bedeutete. Mehrere Jahre dauerte es, bis ich die Laufschuhe wieder aus dem Regal holte. Mehr als zehn Jahre, bis ich wieder mit einem Lächeln trainieren konnte. Dazwischen erlebte ich ein Phänomen, von dem ich bis dahin nicht einmal wusste, dass es existiert: Phantomschmerzen – Schmerzen, die das Nervensystem ans Gehirn sendet, ohne dass sie physisch nachweisbar sind.
Meine Mama ist mit mir zu fast jedem Wettkampf gefahren. Während ich mich vorm Hochsprung nochmals innerlich sammelte, stand sie dort in erster Reihe im Zuschauer:innenbereich, fieberte bei jedem Sprung mit. Sprach mir gut zu, wenn es mal nicht so lief, wie ich erwartet hatte. Dann, von einem Tag auf den anderen, war sie nicht mehr dort. Und mein Körper zeigte mir, wie es ist, wenn man die mentale Gesundheit ignoriert. Wenn aus einer Leidenschaft ein weiteres To Do auf der Liste wird.
Jahrelang kämpfte ich, um die positive Beziehung zu meinem Sport zurückzugewinnen. Und jetzt stehe ich hier und kann sagen: Wenn ich laufe, spüre ich wieder den Wind in den Haaren und das Lächeln auf den Lippen. Ich fühle mich wieder, als würde ich fliegen. Ich merke wieder, dass ich mit jedem Schritt leichter werde. Wie Probleme kleiner werden und ich Raum für mich selbst einnehmen kann, der sonst nicht da ist. Heute bin ich dankbar, dass meine Laufschuhe da sind, um mich zu erden. Nach langen Tagen und herausfordernden Situationen kann ich jeden negativen Gedanken in ein Feuerwerk der Freude umwandeln.
Mehr positive Schlagzeilen bei Sportveranstaltungen
Und während sich im Jahr 2024 im Rahmen großer Sportevents viele Schlagzeilen mit mentalem Druck, Essstörungen und Co. beschäftigen, möchte ich daran erinnern, dass Sport so viel Positives mit sich bringt. Von der Freude über eine Olympia-Medaille oder ein gewonnenes Fußballspiel bis hin zu neuen Freundschaften und Teamgeist, mentalem Wachstum und besiegten Dämonen.
Ich bekomme das Lächeln der australischen Hochspringerin Nicola Olyslagers nicht mehr aus meinem Kopf, die vor jedem ihrer Olympia-Sprünge in die Kamera strahlte, als wäre es das Schönste im Leben, bei diesem großen Event, dem größten in der Leichtathletik, dabei zu sein. Oder die Tränen von Novak Djokovic, als ihm klar wurde: Der lang ersehnte Olympiasieg ist nun endlich da. Ich hatte Gänsehaut, als ich die Serie „Sprint” schaute und Noah Lyles bei den Weltmeisterschaften 2023 in Budapest in Tränen ausbrach, nachdem er geschafft hatte, wovon er als Kind mit Asthma nur träumen konnte: Er gewann die 100 und 200 Meter-Rennen. Auf…