Wichtiges Zeichen zu Enttabuisierung der Menstruation

Spanien ermöglicht Menstruations“urlaub“

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von | 19. Mai, 2022

Wer unter starken Menstruationsbeschwerden leidet, soll in Spanien künftig bis zu fünf Tage im Monat von der Arbeit freigestellt werden können.

Etwa ein Drittel aller Menstruierenden leiden an starken Schmerzen während der Periode, auch Dysmenorrhoe genannt. Doch obwohl daraus starke Einschränkungen resultieren, ist die Option, von der Arbeit fernzubleiben, für viele Menstruierenden außerhalb des Möglichen. Das will ein Reformplan der spanischen Regierung nun ändern.

Weitreichende Reform für Frauengesundheit 

„Wenn jemand sonst an einer Erkrankung mit diesen Symptomen leidet, wird eine vorübergehende Arbeitsunfähigkeit gewährt. Das Gleiche sollte mit der Menstruation geschehen, sodass eine Frau* mit einer sehr schmerzhaften Periode zu Hause bleiben kann“, sagte Angela Rodriguez, Staatssekretärin für Gleichstellung. 

Mit der Reform will Spanien Frauengesundheit und -wohlergehen allgemein mehr Platz einräumen, etwa durch die kostenlose Bereitstellung von Periodenprodukten in der Schule und an Menschen einkommensschwacher Haushalte. Auch eine Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Periodenprodukte ist geplant.

Bis zu fünf Tage arbeitsfrei während der Periode

Nach Angaben der Zeitung El Pais können bei starken Krämpfen, Übelkeit, Schwindel und Erbrechen bis zu fünf Tage arbeitsfrei ermöglicht werden. Zu betonen ist, dass der Urlaub nur aufgrund schwerwiegender Symptome ermöglicht wird. Ferner vermittelt der Begriff Urlaub einen falschen Eindruck, treffender umschreibt der englische Ausdruck „Menstrual leave“ den rechtlichen Anspruch des Sonderurlaubs aufgrund von Regelschmerzen.

Dennoch: Der Periodenurlaub ist für die Regierung ein wichtiger Schritt zur Gleichberechtigung und kann darüber hinaus die Produktivität und Arbeitsmotivation in der restlichen Arbeitszeit steigern. 

Der Menstruationsurlaub als „Goldstandard“

Spanien ermöglicht als erstes westliches Land diesen “Menstruationsurlaub” und folgt damit dem Beispiel verschiedener außereuropäischer Länder, darunter Japan, Taiwan, Indonesien, Südkorea und Sambia.

Auch andere Länder könnten diesem Ansatz bald folgen, schließlich erkennt Elizabeth Hill, Professorin an der Universität Sydney, die sich eingehend mit dem weltweiten politischen Diskurs um den Menstruationsurlaub befasste, gegenüber Euronews

„Wenn diese spanische Gesetzgebung verabschiedet wird, und wenn es sich um bezahlten Urlaub handelt, wird sie einen neuen globalen Standard setzen, einen Goldstandard.”

Elizabeth Hill

In Deutschland können sich Frauen, die wegen Menstruationsbeschwerden nicht arbeiten können, krankschreiben lassen – und das, ohne den genauen Krankheitsgrund nennen zu müssen.

Der Menstruationsurlaub soll auch dazu beitragen, die weibliche Periode zu entstigmatisieren. Foto: Vulvani
Der Menstruationsurlaub soll auch dazu beitragen, die weibliche Periode zu entstigmatisieren. Foto: Vulvani

Ende des Stigmas?

Dazu, inwiefern sich ein solcher Menstruationsurlaub auf die Stigmatisierung der Menstruation auswirken wird, gibt es verschiedene Meinungen. Cristina Antoñanzas, stellvertretende Sekretärin der führenden spanischen Gewerkschaft UGT, sieht die Reform kritisch. Demnach könne der Anspruch auf bezahlten Urlaub sogar ein Handicap für Frauen bei der Arbeitssuche sein und sie so weiter benachteiligen. Aus diesem Grund kritisiert Antoñanzas die fehlende Diskussion über weitreichende Folgen. 

Die spanische Gewerkschaft Comisiones Obreras sieht im Menstruationsurlaub hingegen ein Schritt gegen Stigmatisierung, hinterfragt allerdings auch die Bedingungen der bezahlten Urlaubstage. 
Fest steht, dass die Reform einen wichtigen Beitrag dazu leistet, mit der Tabuisierung der Menstruation zu brechen und ein wichtiger Anstoß für andere Länder sein könnte. 

Anmerkung: Nicht alle Menstruierenden sind Frauen. Inter* Personen und trans Männlichkeiten können menstruieren und trotzdem nicht weiblich sein.

Beitragsbild: Vulvani

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    Nina Kegel

    Nina ist stellvertretende Chefredakteurin beim Good News Magazin und vor allem eins: Neugierig. Immer auf der Suche nach Good News beschäftigt sie sich am liebsten mit Themen rund um einen nachhaltigen Wandel – egal ob kreatives Bauprojekt, ökologische Initiative oder innovatives Unternehmenskonzept, sie lässt sich für vieles begeistern. Außerdem studiert sie im Master Medienkultur und Globalisierung.

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