Das britische Sozialunternehmen Seagulls verarbeitet Farbreste zu neuen, kostengünstigen Farben.
40 Mega-Trailer. 4.000 Schubkarren. Oder eben über vier Millionen Liter. So viel Farbe haben die Britinnen Cat Hyde und Kate Moree mit viel Kreativität und Tatendrang vor der Mülldeponie gerettet und damit 11,48 Millionen Tonnen CO₂ eingespart. 68 Millionen Bäume hätten gepflanzt werden müssen, um diese Menge an CO₂ auszugleichen. Möglich gemacht haben sie das mit ihrem 2004 gegründeten Sozialunternehmen, das heute 14 Mitarbeitende und zehn Freiwillige beschäftigt.
Jede Menge Tatendrang
Die Idee ist so clever wie simpel: Das Team der Seagulls (deutsch: Möwen) hat an neun Hausmülldeponien der englischen Stadt Leeds, Yorkshire, Abgabeorte geschaffen, an denen Anwohnende übrig gebliebene oder schlecht gewordene Farbe abgeben können. Von dort werden die Farbreste an Seagulls weitergeleitet, wo das Team diese aussortiert und zu neuen Farben mischt. Anschließend werden die Farben, Lacke und Holzpflegemittel im hauseigenen Shop weiterverkauft – 75 Prozent günstiger als in den Geschäften.
„Wir wollen, dass jeder sein Zuhause verschönern kann.“
Cat Hyde und Kate Moree
Auch auf Bestellung mischen die Seagulls Farbe nach individuellen Wünschen. Im Juli konnten sie sich über ihren bisher größten Auftrag in Höhe von 800 britischen Pfund bzw. 250 Liter freuen, mit denen einem Theater im Zentrum Londons ein neuer Anstrich verpasst werden soll.
“Ich bin eine große Unterstützerin lokaler Unternehmen und mir gefällt die Philosophie der Wiederverwendung von Farbe, die sonst auf der Mülldeponie gelandet wäre […]”, freut sich die Kundin.
Ein Unternehmen mit ökologischen und sozialen Zielen
Hinter dem Projekt steckt das Ziel, die Entsorgung der wertvollen Ressource Farbe zu vermeiden und so umweltgerecht zu agieren. Und auch andere Menschen wollen die Seagulls durch Umweltbildung zu einem nachhaltigeren Lebensstil animieren: In Workshops bringen sie Menschen etwa bei, wie wichtig die Wiederverwendung und das Recycling von Haushaltsmüll ist.
Als Cat und Kate 2005 anfingen, sich mit dem Mischen und der Zusammensetzung von Farben zu beschäftigen, ahnten sie wohl kaum, dass sie ihre wertvollen Kenntnisse ein Jahrzehnt später an ihre Mitarbeitenden weitergeben würden. Dabei stellen sie explizit Menschen ein, die es auf dem Arbeitsmarkt nicht leicht haben: „Wir haben früheren Straftätern, Menschen, die mit ihrer psychischen Gesundheit zu kämpfen hatten, und jungen Menschen, die isoliert waren, geholfen“, so die Gründerinnen. Ihr Engagement brachte ihnen 2017 sogar die Auszeichnung als Sozialunternehmen des Jahres ein.
SEAGULLS from Ben G. Brown on Vimeo.
Beitragsbild: Cat Hyde/ Seagulls