In einem Manifest macht sich die Initiative #outinchurch für die LGBTIQ+ Rechte stark und fordert ein Ende der Diskriminierung, Arbeitsschutz und Akzeptanz.
Welch ein Zeichen: In der Nacht zum Montag haben sich 125 Mitarbeiter:innen der römisch-katholischen Kirche mit den Worten “Wir identifizieren uns unter anderem als lesbisch, schwul, bi, trans*, inter, queer und non-binär” geoutet und gemeinsam als Initiative #outinchurch ein Umdenken in der Kirche gefordert.
“Für eine Kirche ohne Angst”
Das Manifest der Initiative zählt zahlreiche Missstände innerhalb der Kirche auf – von Arbeitsrecht über Diskriminierung bis hin zur Absage der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare – und zeigt zugleich, wie divers die Gruppe ist:
Wir, das sind hauptamtliche, ehrenamtliche, potentielle und ehemalige Mitarbeiter*innen. Wir arbeiten und engagieren uns unter anderem in der schulischen und universitären Bildung, in der Katechese und Erziehung, in der Pflege und Behandlung, in der Verwaltung und Organisation, in der sozialen und caritativen Arbeit, als Kirchenmusiker*innen, in der Kirchenleitung und in der Seelsorge. Unsere Gruppe ist vielfältig.
Zu ihr gehören Menschen, die schon in der Vergangenheit mutig und oft im Alleingang ihr Coming-out im kirchlichen Kontext gewagt haben. Zu ihr gehören aber auch Menschen, die sich erst jetzt entschieden haben, diesen Schritt zu gehen und solche, die diesen Schritt aus unterschiedlichen Gründen noch nicht gehen können oder wollen. Was uns eint: Wir alle waren schon immer Teil der Kirche und gestalten und prägen sie heute mit.
Manifest #OutinChurch
Viele Unterzeichner:innen eint, dass sie Erfahrungen mit Diskriminierung und Ausgrenzung gemacht haben – unter anderem auch in der Kirche selbst. Sie fordern eine Korrektur des kirchlichen Arbeitsrechts und der diskriminierenden und menschenfeindlichen Lehren des kirchlichen Lehramts, “die im Licht theologisch-wissenschaftlicher und humanwissenschaftlicher Erkenntnisse weder länger hinnehmbar noch diskutabel” sind.
Freier Zugang zu allen Kirchenberufen
Ihren Beruf, den viele der Initiator:innen zugleich als Berufung ansehen, wollen sie auch in Zukunft ausüben – ohne Angst vor “arbeitsrechtliche[n] Konsequenzen bis hin zur Zerstörung der beruflichen Existenz”. Sie mahnen, dass bisher die geschlechtliche Identität und/oder auch die sexuelle Orientierung – teils nach Nötigung durch Leitungspersonen – verheimlicht werden mussten, um überhaupt ihrer Arbeit nachgehen zu dürfen. Ihre Forderung ist daher ganz eindeutig:
Alle in der Kirche, insbesondere die Bischöfe in ihrer Leitungsfunktion, sind verantwortlich eine Kultur der Diversität zu schaffen, so dass LGBTIQ+ Personen ihren Beruf und ihre Berufung in der Kirche offen und angstfrei leben können und dabei Wertschätzung erfahren. […] LGBTIQ+ Personen müssen freien Zugang zu allen pastoralen Berufen erhalten.
Manifest #outinchurch
Aufruf zum Dialog
Die Mitarbeitenden hoffen, dass Kirchenleitende für die Leiderfahrungen der LGBTIQ+ Gemeinde und die Schuldgeschichte der Kirche Verantwortung übernehmen und in einen Dialog mit der Initiative treten.
Die Bekanntgabe des Manifests fällt mit der Veröffentlichung einer begleitenden ARD-Dokumentation am Montagabend zusammen. Der Investigativjournalist Hajo Seppelt recherchierte für “Wie Gott uns schuf” fast zehn Jahren zur Diskriminierung nicht-heterosexueller Menschen in der katholischen Kirche. Die Interviews mit Betroffenen und die Dokumentation selbst sind in der ARD-Mediathek verfügbar.
Mit diesem Schritt in die Öffentlichkeit will #outinchurch nicht nur die Kirchen-Obersten erreichen, sondern auch weitere Mitglieder der LGBTIQ+ innerhalb des römisch-katholischen Kirche, die sich der Initiative anschließen wollen.
Beitragsbild: #outinchurch