Stadt, Land, Flu…trisikogebiet

OpenStreetMap: eine Weltkarte, auf der alles möglich ist

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von | 1. Oktober, 2021

Menschen aus aller Welt nutzen sie, um etwa Cafés oder Haltestellen festzuhalten, aber auch Rettungswege bei Naturkatastrophen. Eine Weltkarte für alles und jede:n.

Immer stärker sind wir miteinander vernetzt und verbunden, doch trotzdem wissen wir über einige Teile unseres Planeten und über die Menschen, die dort leben, nur relativ wenig.

(Online-)Karten und ähnliche Daten sind zwar kostenlos, jedoch oft unvollständig, veraltet oder nicht frei verfügbar. Möchte jemand zum Beispiel eine Anfahrtskarte auf der eigenen Website einbinden, müsste die Person also eigentlich erst eine (womöglich teure) Lizenz dafür kaufen.

Deswegen wurde bereits 2004 die „OpenStreetMap“ ins Leben gerufen, eine freie Weltkarte, die von allen Menschen für alle Zwecke genutzt und weiterverarbeitet werden kann, „auf kreative, produktive oder überraschende Art und Weise“ und ganz ohne Lizenzkosten.

Mehr als zwei Millionen Freiwillige haben bereits an der OpenStreetMap mitgewirkt, haben Flüsse, Wälder, Straßen, Gebäude, Geschäfte und noch zahlreiche andere Daten auf ihr festgehalten. Unter ihnen sind Kartenliebhaber:innen, professionelle Kartograf:innen, Ingenieur:innen und auch humanitäre Hilfsorganisationen.

Die verwundbarsten Menschen der Welt auf die Karte setzen“

Das Humanitarian OpenStreetMap Team, kurz „HOT“, ist eine solche Organisation. Ein internationales Team, das es sich zum Ziel gemacht hat, Gemeinden, Regionen und Länder dabei zu unterstützen, sich besser auf Naturkatastrophen vorzubereiten und mit ihnen umzugehen. 

Jährlich sterben Tausende von Menschen durch schwere Stürme, Überschwemmungen, Erdbeben, Vulkanausbrüche; viele mehr verlieren ihre Häuser und ihre Lebensgrundlagen. Nicht selten sind die Gegenden, die von den Naturkatastrophen getroffen wurden, auf keiner Karte zu finden, was Rettungsoperationen erschwert oder unmöglich macht.

Damit diese „versteckten Notfälle“ nicht mehr passieren, startete HOT unter anderem das „Missing Maps“-Projekt im Jahr 2014, gemeinsam mit den Organisationen American Red Cross, British Red Cross und Ärzte ohne Grenzen. Bisher haben sich schon fast 150.000 Freiwillige daran beteiligt und geholfen, Karten von gefährdeten, „versteckten“ Orten herzustellen. Über 1,3 Millionen Kilometer an Straßen haben sie dokumentiert, wie beispielsweise Rettungswege und Flächen mit besonders hohem Überschwemmungsrisiko. Über 1,3 Millionen Kilometer an Daten und Informationen, die in Zukunft etliche Leben retten könnten.

Im Einklang mit nachhaltigen Entwicklungszielen

Die Daten, die HOT sammelt und die Karten, die es erstellt, kommen auf viele andere Wege zum Einsatz. HOT nimmt zum Beispiel neue und alte Städte genau unter die Lupe, untersucht und dokumentiert Dinge wie Entsorgungssysteme, Grünflächen, Straßenlaternen, die Höhe von Gebäuden und die Materialien, aus denen sie bestehen, und vieles mehr, mit dem Endziel, die Städte umweltfreundlicher oder lebenswerter zu machen.

HOT untersucht Gegenden mit niedrigeren Einkommen und Beschäftigungsraten, um herauszufinden, welche Bildungsmaßnahmen beispielsweise notwendig sind, um die Situation der Menschen dort zu verbessern. Und mit Karten, die (mehrsprachig) zeigen, wo es zum Beispiel Wasser oder Krankenhäuser gibt, kann HOT auch Neuankömmlinge dabei unterstützen, sich besser in ihren neuen Gemeinden zurechtzufinden. 

Die Karten von HOT können den Einsatz erneuerbarer Energien vorantreiben, Krankheitsausbrüche vermeiden und dabei helfen, geschlechtsspezifische Probleme aufzudecken und anzugehen – und tragen so auch dazu bei, die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu erreichen.

Der Kreativität keine Grenzen setzen

Ob Lieblingscafé, Straßenlaterne oder Erdbebenrisikogebiet, auf der OpenStreetMap können Nutzer:innen (fast) alles festhalten, was ihnen gefällt oder wichtig ist. Um mögliche Fehler und auch Missbrauch zu vermeiden oder zu beseitigen, kommunizieren die Nutzer:innen unter sich selbst oder greifen auf diverse Tools oder die Unterstützung von administrativen Arbeitsgruppen zurück.

In einem Blogpost schlägt Kartograf Andrew Wiseman vor, zum Tag der Erde am 22. April Recyclingzentren oder umweltverschmutzende Fabriken zu dokumentieren, zum Internationalen Tag des bemannten Raumflugs dann Raketenstartplätze, Planetarien oder Weltraummuseen. Eine Weltkarte, auf der Möglichkeiten und Kreativität keine Grenzen gesetzt sind.

Beitragsbild © NASA auf Unsplash

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    Simone Hencke

    Simone ist in Deutschland aufgewachsen, in Kanada zur Schule gegangen, für ihr Bachelorstudium in die Niederlande gezogen, später für ihr Masterstudium dann nach Japan. Sie denkt oft – vielleicht zu oft? – darüber nach, wie faszinierend und spannend das Leben, unser Planet und das Universum doch sind und interessiert sich deswegen für so gut wie alles, insbesondere aber für Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz und Veganismus.

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